Textatelier
BLOG vom: 16.07.2005

Wie man die Abzockerei mit den Frisch-Kräutern umgeht

Autor: Emil Baschnonga

Jetzt, im Hochsommer, sind frische Kräuter sehr begehrt: Schnittlauch, Petersilie, Koriander, Dill, Basilikum – unter vielen anderen. 

Viele gedeihen in Töpfen auf dem Fenstersims oder Balkon. Ausser Wasser und Sonne brauchen sie keine Zutaten, denn sie sind ihrerseits Zutaten genug für ein genussvolles Essen. 

Wer diese kleine Mühe des Giessens scheut, kauft die Kräuter in Supermärkten in kleinsten Portionen, die durchsichtig verpackt sind. „Das kostet wenig“, denkt sich die Hausfrau, nur 80 Pence (1,80 CHF) hier bei uns in England. Die wenigen Gramme pro Tütchen werden allerdings zu £ 89 (200 CHF) pro Kilo hochgerechnet. Ein saftiger Aufpreis und „überheuschter“ (Helvetismus für überrissener) Preis, denke ich, und lobe meine eigenen Kräuter vom Fensterbrett. 

Die Einzelhandelsketten versuchen den hohen Preis dadurch zu rechtfertigen, indem sie darauf hinweisen, dass Kräuter leicht verderben. Aber nur wenige bleiben in der Auslage liegen, stellte ich fest, besonders jetzt zur Kräuter-Hochsaison. Gegen solche „rip-offs“ (Abreisserei) lässt sich Etliches ausrichten, wie im letzten Abschnitt verraten werden soll. 

Etwa die Hälfte der in England verkauften Kräuter stammen aus landeseigenem Anbau; der Rest wird importiert, vorwiegend aus Israel, Spanien und Frankreich – und beide, vom Inland oder Ausland, sind meistens nicht stubenrein, sondern mit Rückständen von Herbiziden und Pestiziden behaftet, innerhalb gewissen Toleranzen zwar, die uns als zulässig zugemutet werden. Selbst die organisch kultivierten Kräuter sind nicht fehler- beziehungsweise rückstandlos. Die Kräuter-Pflücker werden obendrein schäbig belohnt, gewinnen mehr Schweissperlen als Pence pro Stunde. Supermärkte erhalten die Kräuter gefroren nach langer Fahrt in motorisierten Kühlschränken. 

Nun gibt es 3 Auswege, um diese Abreisserei mit Kräutern zu umgehen: 

 Der Kräuterkauf auf „farmers’ markets“ (auf Bauernmärkten) oder der Kauf von kleinen vorgepflanzten (also mit Kräuterbabys bespickten) Kräutertöpfchen, die auch in Supermärkten zu haben sind.

 Im Wasserbad können die gekauften, dicht gedrängten Pflänzlein aus den Kräutertöpfchen leicht voneinander getrennt und in grössere Töpfe verpflanzt werden. So halte ich es mit vielen Kräutern und kann mein Quantum täglich gartenfrisch mit der Schere abzwacken.

 Warum nicht auch Ihre Kräuter aus Samen gewinnen? Es gelingt zwar nicht immer, aber bei Befolgung der Gebrauchsanleitung, bei Verwendung des richtigen Substrats und nach einigen Versuchen kommen Ihre grünen Finger sicher zum Vorschein – auch etwas Glück gehört dazu. Kinder lernen am leichtesten und gewinnen ihrem Kräutergärtlein mehr Spass ab als anderen Hausaufgaben ... 

Das ist natürlich kein Vorwand, letztere oder die 3 erwähnten Tips zu vernachlässigen ... Der Geschmacksgewinn wiegt die kleinen Mühen auf jeden Fall bei weitem auf.

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