Textatelier
BLOG vom: 21.07.2006

Vom Eintopf zur Salatschüssel: Hoffnung für die USA

Autor: Emil Baschnonga
 
Vor 20 Jahren galt Amerika als Eintopf (melting pot); heute verbreitet sich die Ansicht, dass die USA eher eine Salatschüssel (salad bowl) seien – oder sein sollten –, worin die Ingredienzen gemischt sind: also mehr Pluralität als Einheitskultur. So ein Wechsel braucht Zeit, etliche Generationen, aber kann ein Ansatzpunkt zu Hoffnung sein.
 
Die weissen Einwanderer aus den nördlichen Teilen Europas wurden fast über Nacht Amerikaner und streiften allgemein rasch ihre nationale Identität ab, wiewohl die Iren und Italiener ihre Eigenheiten länger bewahrten, selbst heute noch. Andersrassige Einwanderer, worunter die Chinesen, machten wenig Zugeständnisse. Sie leben noch immer weitgehend in Chinatowns und bieten den Amerikanern u. a. kulinarische Abwechslung zum „Junk Food“, eines der besten Heilmittel gegen die weit verbreitete Fettsucht der Amerikaner.
 
Als Auftakt serviere ich einen statistischen Apéro (mit allen Mängeln, die Statistiken anhaften):
 
Von der Gesamtbevölkerung von knapp 300 Mio. Amerikanern leben 80 % auf dem Lande. Dort machen sich das Unwissen über die Welt und Vorurteile besonders breit.
 
35 % der Bevölkerung lebt in Armut. Anders ausgedrückt, gehören heute 80 % des nationalen Reichtums (national wealth) 20% der Bevölkerung. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich seit 1970 wesentlich verbreitert.
 
Die Kindersterblichkeit in den USA ist um 33 % höher als in Grossbritannien – ungefähr gleich hoch wie in Malaysia. Unter den schwarzen Amerikanern (African Americans) ist die Kindersterblichkeit gleich hoch wie in Sri Lanka. Die Lebensspanne eines Kinds aus einer reichen Familie ist um 25 % länger als die eines Kinds aus den ärmsten Verhältnissen.
 
Der Anteil der weissen Bevölkerung (Caucasian wie die Amerikaner die weisse Rasse nennen) ist von 90 % in den 1960er-Jahren auf 67 % im Jahre 2004 geschrumpft.
 
1. Hoffnungsszenario
Hier biege ich ins 1. Szenario der Hoffnung ein: Die Schwarzen in Amerika haben 13 % (35 Mio.) der Gesamtbevölkerung erreicht, desgleichen die Hispanier (Zuwanderer aus Lateinamerika), also wiederum 13 % = 35 Mio. Der Bevölkerungsanteil der Hispanier erhöhte sich seit 1990 um 50 %. Ich selbst konnte in New York und Kalifornien feststellen, dass man mit der „2. Landessprache“ (Spanisch) ganz gut durchkommt. Das dürfte gewiss auch in anderen hispanischen Ballungszentren wie Texas, Florida und New Mexico der Fall sein. Zählte man die illegalen Einwanderer aus Mexiko, Chinesen usf. hinzu, ist die Vormachtstellung der Weissen zunehmend bedrängt. In vielen Städten haben die Hispanier bereits die Mehrheit erreicht.
 
Ich glaube, das sei ein guter Nährboden für die Zukunft Amerikas, wenn die Nachkömmlinge der Schwarzen und der Hispanier eine bessere Erziehung und Ausbildung geniessen. (Der Vergleich mit den Pakistanern in England liegt nahe.) Sie bereichern den Salatkorb der Nation! Sie passen schlecht in die starre Schablone des Durchschnittsamerikaners weissen Ursprungs. Ihre Lebens- und Wesensart ist anders, vielleicht nachgiebiger und konzilianter der Welt ausserhalb Amerikas gegenüber. Wer weiss?
 
2. Hoffnungsszenario
Damit erreiche ich den 2. Teil des Szenarios: Der Einfluss des Islams in Amerika:
 
Inzwischen soll der Islam – ich bezweifle dies – zur zweitgrössten Religion in Amerika geworden sein. Wer kann das nachweisen? Wenn die Zahl stimmen sollte, leben heute 6 Millionen Islam-Gläubige (Moslems) in den USA. Zwischen 1500 und 2000 Moscheen bestehen für sie.
 
Folglich ist der so genannte „bible belt“ (Regionen mit Christen evangelischen Einschlags) in Amerika nicht mehr allein seligmachend. Daran kann selbst der Evangelist George W. Bush nichts ändern, zumal der Islam tagtäglich neue Anhänger gewinnt. Selbst 9/11 hat daran nichts geändert.
 
Viele Schwarze und Leute aus anderen sozial benachteiligten Schichten schliessen sich dem Islam an. Viele verlassen Gefängnisse und Universitäten als frischgebackene Mohammedaner. Auch Intellektuelle werden zunehmend vom Islam in den Bann gezogen. (Übrigens gewann der Islam den ersten Fusshalt in Amerika dank des Sklavenhandels.)
 
Der Islam ist eine Religion und zugleich eine klar vom Koran bestimmte Lebensweise, die letztlich, behaupte ich, wenig mit dem ihm angekreideten Fanatismus gemein hat. Der Islam empfängt jedermann mit offenen Armen, gleich welcher Rasse. Dieses Erfolgsrezept fehlt den meisten anderen Religionen. Wiewohl ich abseits von der Religion stehe und keineswegs als Moralist auftreten möchte, respektiere ich die islamische Lebensart, abseits von Alkohol und anderen Exzessen, die uns das Leben verteufeln.
 
Gewisse islamische Kreise träumen von einem islamischen Amerika. Der Eroberungswille des Islams ist gewiss ausgeprägt, doch ist das aus meiner Sicht reinste Sphärenmusik und mir als Vorstellung zuwider.
 
Dieser 2. Teil des Szenarios unterstützt das 1. und lockert das bestehende starre Gefüge der amerikanischen Einsichtslosigkeit der Welt ausserhalb der USA Inc. gegenüber. Hoffentlich.
 
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