Textatelier
BLOG vom: 06.08.2008

Liebenswürdige Feier für liebenswürdige Persönlichkeit

Autorin: Rita Lorenzetti, Zürich-Altstetten
 
Die Schulanlage Chriesiweg (Chriesi ist der Dialektausdruck für Kirschen) in CH-8048 Zürich habe ich immer nur flüchtig angeschaut, obwohl sie zu meinem nächsten Umfeld gehört. Wohl bewunderte ich die vielen, locker verstreuten alten Bäume, aber eine Beziehung zu diesem Areal hatte sich noch nicht ergeben. Bis zum 4. Juli 2008. Da gehörte ich plötzlich dazu.
 
An diesem Morgen wollte ich am Suteracher einkaufen. Ich stieg aufs Velo, fuhr los und hielt gleich wieder an, sah sofort, dass hier Feierlichkeiten anstehen. Ein roter Teppich war ausgelegt, viele Meter lang und seitlich mit Steinen befestigt. Ich lehnte mein Rad an einen Baumstamm und staunte wie ein Kind durch das hohe Gitter, das die Schulanlage abschirmt. Entlang dem Teppich standen Musikerinnen mit ihren Instrumenten, ein ganzes Orchester. Eine Frau filmte die erwartungsvolle Stimmung. Ich solle doch hereinkommen, sagte sie unter dem Eingangstor, dann könne ich alles mitverfolgen. Sie würden eine Handarbeitslehrerin in die Pension verabschieden.
 
Ich folgte der Einladung gern, stellte mich hinter die grosse Schar von Schülerinnen und Schülern aus der Unterstufe. Ich habe sie nicht gezählt, vermute, dass es etwa 200 Kinder waren, die im Halbrund am Boden sassen.
 
Eine freundliche Frau hiess mich willkommen und gab sich als die Ehefrau eines Lehrers zu erkennen. Sie rapportierte mir alle Einzelheiten. Man erwarte jetzt eine Pferdekutsche. Die Jubilarin und eine sie begleitende Freundin seien in Albisrieden abgeholt worden und würden in den nächsten Minuten hier eintreffen. Und so geschah es. Als das Pferd sichtbar wurde, tönte es im Sprechchor: „Frau Müller, Frau Müller, Frau Müller!“ Für sie war ein Thron vorbereitet, und ein dazu passender Stuhl stand auch für ihre Begleiterin bereit.
 
Die Damen (alles Lehrpersonen), die das Orchester darstellten, begaben sich dann unter die Eichen und suggerierten uns eine Opernpartie, die ab Band gespielt wurde. Ein Lehrer mimte den Sänger, ein zweiter den Dirigenten. Wenn der Sänger sentimentale Partien mit emotionalen Gesten unterstrich, lachten die Kinder. Und am Schluss riefen sie: „Zugabe, Zugabe, Zugabe!“
 
Frau Müller, eine grosse Opernfreundin, wurde mit einem prächtigen Blumenstrauss geehrt. Der „Sänger“ überreichte ihr diesen mit einem Autogramm ihres realen Lieblingssängers. An alles wurde gedacht. Jedes kleinste Detail war getreu und liebenswürdig nachgezeichnet. Auch ich als Aussenstehende spürte, dass Frau Müller eine aussergewöhnlich beliebte und geschätzte Persönlichkeit sein muss.
 
In Altstetten bin ich schon mancher Freundlichkeit begegnet, doch diese Feier im Chriesi-Schulareal ist wohl kaum mehr zu übertreffen.
 
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