Textatelier
BLOG vom: 27.12.2008

Kuriositäten aus aller Welt: Das Schlafen und Hüpfen für Gott

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
An diesem Jahresende 2008 ist es wieder soweit. Ich habe Zeit, meine Sammlung kurioser Meldungen in Zeitungen aus den Jahren 2007 und 2008 durchzusehen und die besten der ausgefallenen Notizen aufzuarbeiten und zu kommentieren. Diese Meldungen erzeugen bei mir immer wieder ein Kopfschütteln oder bringen meine Lachmuskeln in Vibration. Sie sind wie das Salz in der Suppe der tägliche Berichterstattung. Heute ist es doch so, dass über 90 % der Artikel einen negativen Tatsch haben. Erst kürzlich hat sich die Zeitung „Der Sonntag“ (eine regionale Zeitung im Dreiland) entschlossen, bei jeder Ausgabe die kurze Notiz „Endlich eine gute Nachricht“ zu bringen. Den anderen Presseorganen fällt dies schwer. Aber eines hat sich durchgesetzt: Das Publizieren von kuriosen Ereignissen auf dieser Welt. Und das ist gut so.
 
Wie soll ich meine Tochter nennen?
Es ist immer wieder ein Rätselraten unter Eltern und Verwandten, wie der zu erwartende Neuankömmling benannt werden soll. Es gibt die ulkigsten Namen. In Amerika, das wurde im Dezember 2008 berichtet, hat ein Elternpaar seinen Sohn „Adolf Hitler“ genannt. Der Vater begründete dies damit, dass er seinem Sohn einen einmaligen Namen, der in der Welt nicht ein 2. Mal vorkommt, geben wollte. Als der Vater eine Geburtstagstorte von einem Supermarkt orderte, lehnte die Leitung die Bestellung ab. Ein anderes Kaufhaus lieferte jedoch die gewünschte Torte mit der passenden Verzierung. Vielleicht kommt einmal ein Elternpaar auf die Idee, ihren Nachwuchs mit den Namen „Stalin“ oder „G. W. Bush“ zu versehen.
 
Nebenbei bemerkt: Im Beiruter Fast-Food-Restaurant „Barbar“ heisst der beliebteste Saftcocktail „Hitler“ (Quelle: „Neon – unnützes Wissen“, Heyne-Verlag).
 
Am 16.06.2008 meldete pad/dpa dies: In Saudi-Arabien war ein Vater über die steigenden Preise so gefrustet, dass er seine jüngste Tochter „Ghalaa“ („Preissteigerung“) nannte. Der Vater ist ein Beamter und erklärte der saudischen Internetzeitung „Sabq“ gegenüber, er könne die hohen Lebensmittelpreise mit seinem normalen Gehalt nicht mehr bezahlen. Die Behörden zeigten Verständnis und genehmigten die Namensnennung.
 
Japanische Sparbüchse zwingt zum Geldsammeln
In Japan gibt es eine Sparbüchse, die auf ungewöhnliche Weise zum Sparen animiert. Die vom japanischen Spielzeughersteller Takara Tomy entwickelte Büchse fliegt einem um die Ohren, wenn sie nicht rechtzeitig mit Geld gefüttert wird. Die „Sparbüchsen-Bombe“ ruckelt zunächst und gibt Geräusche von sich, der Deckel öffnet sich und der gesamte Inhalt fliegt durch die Gegend. Das wäre doch auch eine Erfindung für uns. Jeder würde sich dann hüten, die Sparbüchse nicht zu füllen.
(Quelle: AFP, 09.11.2007)
 
Priester, die prügeln und schmuggeln
Am 20.04.2008 berichtete „Spiegel online“ von einem Streit in der Grabeskirche in Jerusalem. Priester von armenischer und griechisch-orthodoxer Kirche beteten nicht, sondern hatten eine andere Freizeitbeschäftigung. Sie schwangen am heiligsten Ort der Christenheit nicht nur ihre Fäuste, sondern gingen auch mit Besen und Steinen aufeinander los. Es ging um einen Streit über Eigentumsfragen und Nutzungsansprüche des Gotteshauses, das zwischen mehreren christlich orientierten Kirchen als Gotteshaus aufgeteilt ist. In der Vergangenheit gab es immer wider Prügeleien, so dass jetzt die örtliche Polizei ein Auge auf die möglichen Streithähne richtet.
 
Ich finde, diese Schläger sollten besser zu Hause bleiben und ihren Glauben im stillen Kämmerlein ausüben. In einer Kirche sollte es friedlich zugehen. Dazu der passende Bibelspruch (Matthäus 7:16): „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“
 
Wie die „Daily Sun“ Anfang März 2007 berichtete, wollte ein Priester in Südafrika sein Gehalt aufbessern. Während der Sonntagspredigt forderte er ältere Kirchengänger auf, ihre jüngste Rentenerhöhung von 50 Rand (etwa 5,20 Euro) ihm zu geben. Er betonte, diese Erhöhung sei ein Segen Gottes. Wer nicht bereit zu dieser „Spende“ sei, dem würden seine Verwandten wegsterben. Der habgierige Priester bekam kein Geld, sondern von den Gläubigen Prügel. Als „Waffen“ benutzten die Kirchgänger Bibeln und Stöcke. Der geldgierige Pfarrer floh durch ein Kirchenfenster.
 
Auch Priester müssen büssen. Als Zöllner am Stuttgarter Flughafen einen indischen Priester nach zollpflichtigen Waren fragten, betonte der Pfarrer unschuldig, er habe nichts zu verzollen. Daraufhin untersuchten die Zöllner den Mann und entdeckten 40 000 Euro (10 000 Euro und mehr müssen angemeldet werden). Der Priester hatte auch noch falsche Markenuhren im Gepäck. Zu den Beamten sagte der Schmuggler, er habe Diplomatenstatus. Aber auch das war erlogen.
 
Beten für billiges Benzin
Im Mai 2008 berichteten etliche Zeitungen über US-Christen, die für niedrige Spritpreise beteten. Damals waren die Benzinpreise auf einem Höhepunkt. Gläubige US-Bürger (Mitglieder der Bewegung „Prayer at the Pump“ = Beten an der Zapfsäule) versammelten sich zum Gruppengebet an Tankstellen. Das Gebet des Anführers, des Rentners Rocky Twyman (59), lautete: „Allmächtiger Gott, segne uns und gib uns Kraft, auf dass wir diese hohen Preise drücken.“ Das Gebet hatte zunächst nicht geholfen. Erst auf Grund der weltweiten Finanzkrise sank der Öl- und Benzinpreis. Die Beter glauben jetzt wohl, das sei ein verspätetes Gottesgeschenk gewesen.
 
Nickerchen und Hüpfen für Gott
Es ist kaum zu glauben, was es nicht alles gibt. Da lud laut „Markgräfler Zeitung“ vom 01.03.2007 ein Düsseldorfer Pfarrer die Bürger an einem Mittwoch zum Nickerchen in seiner Kirche ein. Der protestantische Gottesmann Thorsten Nolting äusserte sich so: „Ich selber habe in Theatern und Opern, auch in Kirchen, während Gottesdiensten immer gern einige Minuten geschlafen.“ Diese Erfahrung möchte er nun weitergeben. Das Schäfchenzählen sei sinnvoll, meinte der einfallsreiche Pfarrer. Jeder kann von der Mittagsstunde bis zum frühen Abend in die Bergkirche kommen und in Morpheus Arme sinken.
 
Eine tolle Einrichtung. Auch ich selbst habe in meiner Jugendzeit, wo Kirchenbesuche Pflicht waren, Leute erlebt, die bei langweiligen Predigten und langen Messen einschliefen. Sie wurden nur durch laute Orgelmusik oder laute Passagen einer Predigt hin und wieder aufgeschreckt.
 
Wie in der „Badischen Zeitung“ vom 29.09.2008 zu lesen war (Bericht der AFP), bietet eine US-Kirche Aerobic-Gottesdienste an. In der afroamerikanischen Kirche von Pastorin Dawn Harvey soll der Körper trainiert werden. Die Pastorin hält Sport und Spiritualität nicht für einen Gegensatz. „Bei der Gospel-Aerobic trainieren wir gemeinsam, um Gott unsere Leiber als Tempel anzubieten“, sagte Dawn Harvey. Es wurde eigens eine Trainerin engagiert, um die Gläubigen fit zu machen. Die Pastorin nimmt auch am Fitnesstraining teil, und jubelt immer wieder, da sie etliche Pfunde verloren hat. Die Trainerin Melanie Kelly kam nach einer Vision, die Gott ihr gab, darauf, das Gospel-Training anzubieten. Nun werden wohl alle mit Gottes Hilfe fit für alle Zeit. Was es nicht alles gibt, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und Dummheiten!
 
Es ist erstaunlich, dass bei uns keiner eine solche Vision hat. In den USA ist das wohl deshalb anders, weil in den Augen von Georg W. Bush und vielen anderen Menschen ausgerechnet die Amerikaner das auserwählte Gottesvolk sind. In diversen politischen Reden wird immer dafür gebetet, dass Gott Amerika schützen möge. Auch auf den 25-Cent-Münzen wird auf Gott hingewiesen („In good we trust“ – „Wir vertrauen auf Gott“). Ein Leser der „Badischen Zeitung“ meinte kürzlich, es müsste heissen: „In money we trust“ (Wir vertrauen aufs Geld). Nach der Finanzkrise hat dieser Spruch keine Gültigkeit mehr. Nun muss Gott wieder herhalten und für einen Ausweg aus dem Dilemma sorgen. Ich bin überzeugt, da wird wieder sehr viel gebetet.
 
Der finnische Pastor Haka Kekäläinen aus Mäntsälä hatte eine Idee, wie er seine Kirche mit jüngeren Leuten füllen könnte. Er veranstaltete an einem Mittwoch eine Heavy-Metal-Messe. Vor dem Altar spielte eine Band auf und die Jugendlichen auf den Kirchenbänken grölten die Refrains mit. Nach jedem Lied klatschten und pfiffen die Heranwachsenden vor lauter Begeisterung.
 
Wie ich mir sagen liess, passiert das nur in Finnland. Dort ist nämlich die harte Musik mit ihren extremen Tonexperimenten gesellschaftsfähig. Aber es gibt auch Kritiker. Diese sind der Ansicht, eine solche Musik gehöre nicht in eine Kirche. Nun, der Pfarrer dürfte zufrieden gewesen sein, denn so eine volle Kirche hat er wohl noch nie gesehen.
 
Himmelfahrt mit Müesli-Riegel
Nicht mit 99, sondern mit 1000 Luftballons versuchte kürzlich ein brasilianischer Priester himmelwärts zu fliegen. Pater Adelir Antonio di Carli wollte mit den Helium-Luftballons einen neuen Rekord aufstellen. Nach 8 Stunden wurde der Pater als vermisst gemeldet. Der Pater trug einen Helm und einen Spezialanzug. Mit im Gepäck waren ein Fallschirm, Trinkwasser und Müesli-Riegel. Die Notverpflegung sollte für 5 Tage reichen.
 
Der Himmelsstürmer wollte den Rekord von 19 Stunden brechen und Geld für einen guten Zweck sammeln. In Paranagua möchte er für Lastwagenfahrer eine Kapelle bauen lassen.
 
Der unternehmungslustige Geistliche war schon einmal mit 400 Ballons für 4 Stunden in der Luft. Die Gemeindemitglieder beteten für ihn. Nach einigen Tagen wurde der Verschollene heil entdeckt.
(Quelle: „FAZ.NET“ vom 23.04.2008)
 
Skurrile Meldungen 2008
Auch die Redakteure von „Spiegel online“ (www.spiegel.de) und vom Bayerischen Rundfunk (www.br-online.de) haben in ihren Archiven gestöbert. Hier einige besondere Ereignisse von 2008 in Kurzform:
 
Da in Kambodscha ein Scheidungsprozess sehr lange dauern kann, hat sich ein in Trennung lebendes Paar zu einem radikalen Schnitt entschlossen. Sie sägten ihr Haus in Cheach entzwei. Rim, der Verflossene, zog mit seiner Hälfte von dannen, während seine Frau an Ort und Stelle blieb. Das Grundstück wurde auf ihre Kinder aufgeteilt.
 
Eine Frau aus Kansas lebte 2 Jahre auf der Toilette in ihrem Bad. Danach war mit der Sitzerei Schluss. Sie wurde mitsamt der Kloschüssel aus dem Haus getragen. Ihr Freund betonte, die Beziehung sei normal gewesen. Es hat sich alles im Bad abgespielt.
 
Ein Japaner will Ehen zwischen Comic-Figuren und Menschen durchsetzen. Inzwischen hat er eine Unterschriftenaktion gestartet.
 
Da es in einem australischen Dorf (Mount Isa im Bundesstaat Queensland) viele ledige Männer gibt, kam der Bürgermeister John Moloney auf eine geniale Idee. Er hat unattraktive Frauen aus dem Umkreis aufgefordert, in sein Dorf zu kommen, um den passenden Mann zu finden.
 
Eine junge Chinesin war so leidenschaftlich beim Küssen, dass ihr das Trommelfell platzte.
 
Auch die Polizei hatte Kuriosa zu bieten. So griffen 2 Rottweiler ein Polizeiauto an und zerbissen Reifen. Der Hundehalter hatte eine gute Ausrede für seine unerzogenen Hunde. Er sagte: „Die wollen nur Auto fahren.“
 
Dass manchmal der Spruch „Die Polizei, Dein Freund und Helfer“ Wirklichkeit wird, erfuhr ein Mann aus dem fränkischen Mellrichstadt D. Seine Frau setzte ihn im Januar 2008 vor die Tür. Er schlotterte erbärmlich, da er nur wenige Kleider am Körper hatte. Die Polizei gab dem Mann einen Pullover und eine Jacke. 2 Tage später wurde er wieder von seiner rabiaten Frau ausgesperrt. Diesmal war er barfuss, und er bat die Polizei um ein Paar Schuhe.
 
Dann gab es immer wieder Irrtümer von Betrunkenen. So legte sich ein wildfremder Mann in das Ehebett einer Rentnerin. Er war der Ansicht, dass er in seinem Bett eingeschlafen war.
 
Einmal rief eine Betrunkene den Schlüsseldienst, da sie ihren Schlüssel verloren hatte. Die Männer öffneten die Tür, und dann endlich kam der Frau die Erleuchtung: Sie befand sich auf dem falschen Stockwerk des Hauses. Ein anderes Mal trat ein Mann seine vermeintliche Wohnungstür ein, weil sie sich nicht mit dem Schlüssel öffnen liess. Er stellte dann fest, dass er sich geirrt hatte. Sein Zuhause befand sich ganz woanders. Das schafft neue soziale Kontakte.
 
Wie AFP am 14.05.2008 meldete, wurde ein australischer Autofahrer zu einer Geldstrafe von 450 Euro verdonnert, weil er anstelle seines 5-jährigen Kinds einen Kasten Bier angeschnallt hatte. Auch ich sehe immer wieder Kinder, die nicht angeschnallt sind und auf den Hinterbänken eines Autos herumturnen. Dies geschieht auch mit Hunden, die ungesichert auf der Rückbank oder sogar sich auf dem Beifahrersitz befinden. Das Verrückteste war für mich dies: In Schopfheim fuhr ein Mann mit einem Hund herum. Der Hund sass auf dem Schoss des Fahrers. Vor so viel Gedankenlosigkeit muss vielleicht auch ein Hund nicht nur den Kopf, sondern auch den ganzen Rumpf schütteln.
 
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