Textatelier
BLOG vom: 11.09.2009

Kriegsnation USA: Der abschreckende „Leitstern Europas“

Autorin: Lislott Pfaff, Schriftstellerin, Liestal BL
 
Nachstehend meine Antwort auf die Behauptung eines Amerika-Fans, die USA dürften auf keinen Fall untergehen und müssten der „Leitstern“ Europas sein und bleiben.
 
Persönlich kann ich mir die Welt ohne USA, das heisst ohne das perverse Machtregime dieses Landes, gut vorstellen. Mit „Machtregime“ meine ich nicht das amerikanische Volk, sondern die Herrschenden und Besitzenden in Amerika seit dessen Gründung. Der Schriftsteller Gore Vidal, der aus der US-Machtelite stammt, sagte im Verlauf eines Gesprächs im Juni 1999, die Truman-Doktrin von 1947 sei verlogen gewesen. „Angeblich wollten wir jedem Land zu einer guten Regierung, zu Freiheit und Demokratie verhelfen. Aber sie diente von Anfang an nur dazu, unser mächtiges militärisches Establishment zu rechtfertigen. Wir geben mehr für Rüstung aus als alle Staaten der westlichen Welt zusammen, und dafür braucht man gute Feinde…“ Diese Doktrin sage deutlich, worum es den USA seit dem Zweiten Weltkrieg ging: Die Kontrolle über die gesamte Erde zu erreichen. Doch dem amerikanischen Volk widerstrebt die Rolle des Weltpolizisten. Dieser furchtbare Ehrgeiz peinigt nur die Staatsführer. Der Amerikaner will sich nicht in kriegerische Auseinandersetzungen einmischen, „sondern bleibt am liebsten zu Hause, will viel Geld verdienen und sich in aller Ruhe sein Übergewicht anfressen.“ (…) „Die amerikanische Armee rekrutiert sich aus den Armen, bei Weiss und Schwarz gleichermassen. Diese Söldnerarmee wird gut bezahlt.“
 
Zum Kosovo-Krieg: Es braucht „ein gewaltiges Lügenwerk, als Desinformationskampagne inszeniert vom CIA, damit ständig Krisen am Köcheln gehalten werden. Das Fernsehen erleichtert die Sache: Es liefert wunderbare Bilder von blonden blauäugigen Menschen, die gefoltert und aus ihren Dörfern vertrieben und abgeschlachtet werden. Damit lässt sich ein herrlich sentimentales Klima erzeugen.“
 
Nach dem Untergang dieses Weltreichs werden die grossartigen Landschaften, die Wildtiere und Pflanzen (Mammutbäume usw.) zum Glück weiter existieren ─ vielleicht auch ein paar Indianer, Latinos und Weisse, die sich auf ein vernünftiges Leben eingeschworen haben. Ein „Leitstern für Europa“ kann aber eine Nation niemals sein, die von jeher expansionistisch eingestellt war und eine globale Expansion anstrebt – das alte Rom war dagegen ein Kinderspiel, musste aber auch untergehen, (siehe unten: „USA und Europa  Mars und Venus“).
 
Der Niedergang wird sicher sehr langsam vor sich gehen, leider ─ so ist zu befürchten ─ zulasten der Ärmsten im Lande. Die befinden sich ja jetzt schon auf dem absteigenden Ast. Jene, die das nötige Geld besitzen, werden sich in andere Länder absetzen. So lief das ja schon immer in der Geschichte der Menschheit.
 
Die USA waren seit jeher eine kriegerische Nation (Hiroshima und Nagasaki, Vietnamkrieg usw.) und scheinen es auch unter dem Heilsbringer Barack Obama zu bleiben: Verstärkung der US-Armee in Afghanistan, Errichtung von 14 neuen Armeestützpunkten in Kolumbien usw.
 
Obamas „Vision“ einer atomwaffenfreien Zukunft
Obama kündigte in Prag an: „Wir müssen zusammen eintreten für das Recht aller Menschen, überall frei und ohne Furcht im 21. Jahrhundert zu leben. Als einzige Atommacht, die diese Nuklearwaffe (die Atombombe) eingesetzt hat, haben die USA eine moralische Verpflichtung, hier zu handeln.“ Gleichzeitig betonte der US-Präsident, die USA würden ihr atomares Potenzial so lange beibehalten, wie auch andere Staaten Atomwaffen hätten. Der Prozess werde wohl mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen. „Wir müssen aber darauf bestehen und sagen: Yes, we can!“ (lp: ein schöner Slogan ─ aber was bedeutet er?).
 
Die Präsidenten Tschechiens und Polens vernahmen ein deutliches Bekenntnis Obamas zu den Raketenabwehrplänen von George W. Bush in den beiden Ländern. „Solange es den Iran und andere Bedrohungen gibt, werden wir auch solche Raketenabwehrsysteme brauchen“, bekannte Obama. Der tschechische Regierungs-Chef Mirek Topolanek erfreut: „Obamas Rede machte unmissverständlich klar, dass das Raketenabwehrprojekt nicht beendet wird“ (Quelle: Mittelland-Zeitung 06.04.2009).
 
USA und Europa: Mars und Venus (Robert Kagan)
Der US-Autor und „Neo-Cons“-Vordenker Robert Kagan: „Die Amerikaner stammen vom Mars, die Europäer von der Venus“ *. Die Neo-Konservativen hätten die Aussenpolitik der Bush-Administration massgeblich geprägt. Kagan ist überzeugt, dass sich Amerika und Europa aufgrund ihrer Geschichtserfahrung fundamental voneinander unterscheiden und ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Einsatz militärischer Gewalt oder von der Rolle internationaler Institutionen und internationalen Rechts haben. Gemäss Kagan waren die USA expansionistisch, seit der erste Pilger seinen Fuss auf den Kontinent setzte. Der Drang, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen, sei „Teil von Amerikas DNA.“ Amerika sei seit 1776 eine revolutionäre Macht, welche Veränderung anstrebe **.
 
Liberalismus und Individualismus dienten als Legitimation für die Westexpansion und für die spätere globale Expansion. Amerika sei von Beginn an eine „gefährliche Nation“ gewesen, so Kagan. Statt „Geoökonomie“ sei heute wieder „Geopolitik“ wichtig, statt Weltinnenpolitik wieder das Konzert der Mächte wie im 19. Jahrhundert. (lp: Dieses Land soll der Leitstern Europas sein? Nein danke!)
 
Kommentare
* Ich bin lieber ein Abkömmling der Venus als des Mars. Aber der Standpunkt „USA als Leitstern Europas“ passt natürlich ausgezeichnet in den herrschenden medialen Mainstream. Damit hat kein Journalist Mühe, erfolgreich zu sein. Oder wie es Kurt Tucholsky ausdrückte: „Nichts ist schwerer, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!“
 
Oder Napoleon: „Geschichte ist eine Fabel, auf die man sich geeinigt hat.“ (Der musste es ja wissen!)
 
** Dazu ein Zitat des berühmten französischen Schriftstellers und Essayisten Albert Camus (1913‒1960): „Jede Generation sieht zweifellos ihre Aufgabe darin, die Welt neu zu erbauen. Meine Generation jedoch weiss, dass sie sie nicht neu erbauen wird. Aber vielleicht fällt ihr eine noch grössere Aufgabe zu. Sie besteht darin, den Zerfall der Welt zu verhindern.“
 
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