Textatelier
BLOG vom: 08.12.2009

Die Elster und das Eichhörnchen (bzw. die Baumratte)

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Heute Morgen stand ich beim Küchenfenster mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Die schräg einfallende Wintersonne hatte den ersten Raureif vom Rasen getilgt. Worüber sollte ich heute schreiben?
 
Da sah ich die Elster und das Eichhörnchen. Fuchsteufelswild umsprang das Eichhörnchen die diebische Elster. Das beeindruckte die Elster nicht, denn sie wusste, dass sich das Eichhörnchen vor ihrem scharfen Schnabel fürchtete.
 
Es war eines der grauen Eichhörnchen, die aus Kanada nach England „eingewandert“ sind und die roten Eichhörnchen weitgehend vertrieben haben. Sie sind viel aggressiver als die niedlichen, roten Eichhörnchen und werden als „Baumratten“ gebrandmarkt. Die Gärtner mögen sie nicht. Jede Zwiebel buddeln sie aus den Beeten. Heute pflanze ich keine Sonnenblumen mehr. Kaum sind sie hochgeschossen und lassen die Blütenköpfe mit den heranreifenden Samen hängen, werden sie von den Eichhörnchen gefällt. Wer umwickelt schon die Sonnenblumen mit Draht? Ich wollte sie für die Singvögel vorbehalten, welche die Samen einzeln herauspicken.
 
Streue ich Körner für die Singvögel aus, hüpft das Eichhörnchen heisshungrig heran und sichert sich den Löwenanteil. Desgleichen die Waldtauben. Die meisten Schutzmassnahmen gegen diese gefrässigen Gäste versagen. Immerhin kommen die kleinen Vögel nicht zu kurz, wenn ich einige Handvoll Körner unter die dornigen Büsche werfe.
 
Gelassen sass die Elster auf der Lehne der Gartenbank, wie das Eichhörnchen, im Veitstanz protestierend, herumsprang. Es hatte viele Eicheln, Haselnüsse und Erdnüsschen im Rasen versteckt und wollte seinen Wintervorrat schützen. Aber diese Eichhörnchen haben ein schlechtes Gedächtnis und wohl auch einen schwachen Geruchsinn und wissen bald nicht mehr, wo sie ihre Schätze vergraben haben. Die Elstern und die Krähen klopfen regelmässig den Rasen ab und klauen dem Eichhörnchen die Nüsse. Die Elster weiss, dass das Eichhörnchen immer wieder für Nachschub sorgt und, unablässig zwischen den Ästen herum turnend, die letzten Eicheln erntet.
 
Der Mensch ist gewiss nicht dazu berufen noch berechtigt, die Natur zu bevormunden, aber er tut es dennoch, sehr zum Schaden der Natur. Ein Leser schlug vor, Jagd auf beide, die Eichhörnchen und die Waldtauben, zu treiben, da sie gebraten ausgezeichnet schmecken. Er hatte sogar einige Rezepte hinzu gefügt. Die Elstern und Krähen hingegen hat er nicht erwähnt.
 
In der Natur geht es meistens um den Überlebenskampf. Unter den Menschen in unseren Breitengraden wiegen andere Beweggründe vor; sie sind von Machtgelüsten und Raffgier getrieben. Der heutige Kampf zwischen der Elster und dem Eichhörnchen ist verständlich, jener zwischen den Menschen ist jedoch zu bedauern. Warum nicht teilen, statt sich ständig um Vorteile zu balgen?
 
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