Textatelier
BLOG vom: 18.05.2012

Aussergewöhnliche Fähigkeiten: Reizende Geschichten

Autor: Richard G. Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Niederrhein D
 
Bei der Durchsicht meiner alten Papiere stiess ich auf 2 maschinengeschriebene, kopierte Seiten. Sie waren ursprünglich auf farbigem Papier beschrieben worden, so dass der Hintergrund grau geworden und die Dokumente inzwischen nur noch schwer lesbar sind. Der Aufsatz beginnt damit, dass sich eine Josephine vorstellt, die seit einem Jahr in Xian, der Hauptstadt der Provinz Shan Xi in China, lebt; dabei handelt es sich um die Stadt, die durch die Ausgrabung der 7000 aus Ton gebrannten Soldaten bekannt geworden ist. Josephine schreibt weiter, dass hier ihrer Meinung nach andere Entdeckungen gemacht werden, die noch viel erregender sind, „weil sie unsere besonderen oder vielleicht längst vergessenen Fähigkeiten angehen“. 
 
Dann erzählt sie, wie sie von einer Ärztin des 4. Städtischen Krankenhauses zu einer Demonstration mit 8 Kindern (1 Junge und 7 Mädchen) eingeladen wird, wobei sie „Proben von sensorischen Phänomenen und Umsetzung von Willen in mechanische Effekte zu sehen bekommen, die bisher in unseren Physiologielehrbüchern nicht verzeichnet sind“.Sie beschreibt dann, wie diese Demonstration ablief:
 
„Als erstes schrieben wir – ich war mit 2 Freunden dort – jeder einige Sätze auf Chinesisch (vor den Augen der Kinder nicht sichtbar). Wir falteten die Zettel zusammen und verteilten sie unter die Kinder. Ich schrieb z. B. Wo shi Deguo ren (Ich bin Deutsche). Die Kinder steckten die Zettel entweder in die Ohren, in die Achsel(-höhle) oder in die Schuhe. ‚Mein’ Kind sagte alsbald: ,Wo shi Deguo ren’. Einen 2. Zettel – das erste Zeichen darauf hatte ich falsch geschrieben und durchgestrichen – legte ein anderes Kind in die Kniekehle und schrieb alsbald genau so wie das Original, mit durchgestrichenem Fehler, meinen kleinen Satz auf. Wir schrieben auch in Deutsch, Englisch, und die Kinder kopierten unsere Schrift, etwas unbeholfen zwar, denn sie hatten noch nie lateinische Buchstaben gesehen, aber richtig. Prof. M. zeichnete einen kleinen Hasen, ein Kind steckte das zusammengefaltete Zettelchen ins Ohr und sagte strahlend: tuzi (Hase).“
 
Die Kinder hätten dann ihre Wahrnehmung beschrieben, die Stelle der Haut, auf der das Papier liege, würde sehr warm, in ihrem Gehirn gehe ein weisses Licht an und aus, an und aus. Vor diesem Licht entfaltete sich das Papier, und sie könnten dann lesen, was darauf stehe. Die Kinder konnten auch durchbrochene Streichhölzer ohne Berührung wieder zusammenwachsen lassen.
 
„Dann wurde ein älterer Mann hereingebeten. Ein Mädchen stellte sich vor ihn. Nach einiger Zeit schlug sie einen anatomischen Atlas auf, zeigte auf die Abbildung des Magens und sagte: ‚Hier ist etwas krank. Gross wie eine Erbse.’ Der Mann hatte ein Magengeschwür. Dann stellte ich mich unaufgefordert vor sie und fragte: ,Was ist mit meinem Hals?’ Ganz bald sagte sie: ,Intervertebralarthrose, 3.,4., 5. Halswirbel. Dann bat ich sie, meine Augen anzusehen. Sie ist unsicher, ‚Augen’ habe sie noch nicht gelernt. Aber sehr bald zeigte sie auf mein linkes Auge und sagte: ,Das ist krank. Dahinter ist etwas schwarz und rot.’ Auf der Rückseite der linken Iris habe ich tatsächlich ein Konvolut unbekannter Natur und ein gut eingestelltes Glaukom, aber die Pupille links ist abgeblasst."
 
Soweit die beiden Papiere. Ich weiss nicht mehr, wie sie in meinen Besitz gekommen sind.
 
Ich vermute aber, sie haben etwas mit Freiburg im Breisgau zu tun. Ich habe dort in den 1970er-Jahren studiert. Viele Freiburger Studenten, egal, was sie studierten, liessen es sich nicht nehmen, einmal zu einer Vorlesung von Prof. Hans Bender, (* 5. Februar 1907, † 07.Mai.1991), ein deutscher Parapsychologe, zu gehen. Ich kann mich an eine Schilderung von ASW (aussersinnlichen Wahrnehmungen) erinnern, die in Russland passiert sein sollen.
 
Auch in einem Buch von Dr. Milan Ryzl, („Parapsychologie“, Genf, 1969, S. 176f.) wird über ein Phänomen des „Fingerlesens“ berichtet, bei dem der russische Wissenschaftler A. A. Nowomejski seine Studenten dazu brachte, farbige Flächen nur durch Berührung zu erkennen, ohne Verwendung des Gesichtssinnes; ausserdem von einer Rosa Kuleschowa aus Nischni Tagil im Uralgebiet, der es gelang, normale Druckschrift mit Hilfe des Tastsinnes zu „lesen“.
 
Interessant dazu ist auch die Darstellung von Osho, dem indischen Guru, in seinem Buch „Der Gott, den es nicht gibt – Westliche Religion und die Lüge von Gott“ (Berlin Ullstein, 2008, S. 177):
 
80 % eurer Energie gehen in die Augen. Für die übrigen 4 Sinne bleiben nur jeweils 5 % übrig ... Doch ein Blinder verwendet 100 % seiner Energie auf die anderen 4 Sinne, 25 % für jeden. (...) Ihre Berührung hat mehr Energie als bei einem sehenden Menschen, denn ihre Hände empfangen 25 % ihrer Energie, während in deine Hände nur 5 % gehen.
 
Nach dieser Darstellung hatten wohl die Kinder die Fähigkeit, ihre Energie anders auf die Sinne zu verteilen.
Es ist auch erwiesen, dass Tiere weitergehende Sinneswahrnehmungen haben können als die Menschen, wenn sie z. B. Erdbeben schon lange vor dem Ausbruch „spüren“, also elektrische und magnetische Felder, polarisiertes Licht und andere Reize wahrnehmen, für welche die Menschen unempfindlich sind.
 
So einfach ist aber die Beweislage nicht: Als eine gesicherte Erkenntnis nach etlichen Jahrzehnten der Forschung und des Experimentierens in diesem Grenzbereich zwischen Psychologie und Physik bzw. Geist und Materie gilt: Paraphänomene wie Spuk und Psychokinese – dazu gehört z. B. auch die aus der Religionsgeschichte bekannte Levitation (= die Fähigkeit zu schweben) – sind nicht hundertprozentig objektiv aufzuzeichnen. Zwar gibt es diese Phänomene, und auch keiner der damit befassten Wissenschaftler bezweifelt deren Existenz. Doch sind diese nur subjektiv zweifelsfrei erfahrbar. Das aus Versuchspersonen, wissenschaftlichen Beobachtern und präzisen Laborbedingungen zusammengesetzte System verhindert eine objektive Aufzeichnung. Wenn starre, „objektive“ Kontroll- und Aufzeichnungsmöglichkeiten hergestellt werden, weigert sich das System, Paraphänomene zu produzieren. Wenn aber unwissentlich eine Aufzeichnung blockiert wird – weil z. B. ein Schalter versehentlich nicht gedrückt wurde – treten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Phänomene (z. B. Levitation) auf (Walter von Lucadou: „PSI-Phänomene. Neue Ergebnisse der Psychokinese-Forschung”, 1997, Frankfurt am Main).
 
Vielleicht spielen dabei auch Meme eine Rolle, ein Begriff des Biologen Richard Dawkins.
 
Ein Mem bezeichnet einen einzelnen Bewusstseinsinhalt (z. B. einen Gedanken), der durch Kommunikation weitergegeben und damit vervielfältigt wird. Er wird als kulturelle Evolution bezeichnet, analog zur biologischen Evolution (der Gene). Nach dieser Theorie wurden durch die Erwachsenen unbewusst Informationen über die abgefragten Inhalte an die Kinder weiter geleitet.
 
Ich empfinde den Gedanken sympathisch.
 
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