Textatelier
BLOG vom: 17.12.2013

Unerwarteter Walzertraum – 2 Schwärme vereinigten sich

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen D
 
Ich fuhr auf eine Kreuzung zu. Meine Frau sass neben mir. Es war ein klarer Winterabend, noch nicht dunkel, der Himmel hellblau, an den Rändern das rosa Licht der bereits untergegangenen Sonne.
 
Die Ampel stand auf rot. Rechts gegenüber der Kreuzung befindet sich der Parkplatz eines Supermarktes, durch Bäume am Rand nur teilweise einsichtig.
 
Genau in diesem Moment erschien ein ganzer Schwarm schwarzer Vögel rechts kaum oberhalb der Bäume. Es mussten mehr als 100 Vögel gewesen sein. Und jetzt geschah das Unglaubliche, 2 bewegende Minuten lang.
 
Der Schwarm tanzte. Wirklich, er tanzte einen Walzer. Kein Vogel löste sich vom Schwarm. Er bewegte sich in eine Richtung, änderte sie, schwang herum, bog wieder ab. Wenn der Schwarm abdrehte, sahen die Vögel silbrig aus, nach dem Schwung wieder schwarz. Sie tanzen den Kaiserwalzer von Strauss, dachte ich.
 
Ein anderer Schwarm näherte sich, kleiner als der tanzende, flog auf ihn zu und vereinigte sich mit ihm. In wenigen Sekunden konnte man nicht mehr erkennen, dass es vorher 2 Vogelschwärme gewesen waren. Wieder drehten sie ab und schwangen herum.
 
Die Ampel schaltete auf grün; ich hatte mich links eingeordnet. Der Autofahrer vor mir liess den Gegenverkehr passieren; ich konnte noch einen kurzen Blick auf den Schwarm werfen. Ich sah, wie sie abdrehten und alle in die gleiche Richtung verschwanden.
 
Wir rätselten noch, um welche Vögel es sich gehandelt hatte. Im fahlen Licht gegen den hellblauen Himmel waren nur schwarze Tiere erkennbar gewesen. „Es waren keine Krähen“, sagte meine Frau, „die sind grösser“. Zugvögel Mitte Dezember? Möglich wäre es. Warum tanzten sie dann? Dann kamen wir drauf: Stare, die offenbar gar nicht verreist waren oder ihre Rückreise von Afrika nach Europa zu früh angetreten hatten.
 
Es gibt einen Grund. Der grössere Schwarm hatte auf den kleinen gewartet. Vielleicht hatte der sich verflogen oder flog einfach langsamer. Als sie dann vereinigt waren, konnten sie weiterziehen.
 
Ob es wirklich so war? War es nicht pure Lebensfreude? So wie sich ihr die schwingenden Paare beim Walzer hingeben? Ich weiss nicht, ob den anderen vor der Ampel Wartenden der Tanz aufgefallen ist. Es war ein faszinierendes Schauspiel und wir durften es geniessen!
 
 
Hinweis auf weitere Blogs über Vogelschwärme
27.02.2010: Bergfinken-Invasion: Vogelschwärme blockierten den Verkehr
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst