Textatelier
BLOG vom: 04.01.2014

Unpassende Geschenke, Schlemmereien, Silvesterknallerei

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
 
Nicht immer führte das Krachen zum Lachen: Zu Beginn des Jahres 2014 möchte ich einige Erlebnisse unterschiedlicher Art präsentieren, die in den letzten Tagen von 2013 beobachtet werden konnten.
 
Am 23.12.1013 war ich per Pedes so gegen 10 Uhr in Schopfheim D unterwegs, um einige kleine Einkäufe vor dem Tag der Bescherungen zu erledigen. In der Stadt war sozusagen die Hölle los: lange Autoschlangen verstopften die Strassen, in den Geschäften befanden sich viele Leute. Sie wollten sich noch rasch Geschenke und Lebensmittel für die Weihnachtstage besorgen. Schlau, wie ich war (es gibt Situationen, da denke ich nach), hatte ich meine Einkäufe schon um 8.30 Uhr in aller Ruhe ohne Gedränge in einem Lebensmittelmarkt bewerkstelligt. Und was entdeckte ich im Markt in der Nähe der Eingangstür? 50 Cent, die am Boden lagen! Deshalb bückte ich mich flugs, und schon wanderte die Münze in meinen Geldbeutel. An diesem Tag hatte ich noch mehr Glück. Buchstäblich lag das Geld in Schopfheim auf der Strasse. Auf meinen Weg durch die Stadt fand ich ein weiteres Geldstück, diesmal nur ein kupfernes 5-Cent-Stück. Da bückte ich mich ebenfalls. Vor Jahren hatte der Millionär Franz Beckenbauer gesagt, er würde sich auch nach einem Pfennigstück (damals gab es noch die D-Mark) bücken. Er kennt wohl die Redensart: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.“
 
Nach diesem Ausflug in die Vergangenheit zurück zu meiner Wanderung durch die Stadt: Ich ging durch ruhige Gassen und erblickte angenehme Dinge. Als ich an einem Kanal entlang schlenderte, sah ich 2 Entenpärchen, die herumschwammen. Bald darauf flog ein Erpel schnell und sicher an Ästen der Bäume vorbei und landete elegant im Kanal.
 
Es kommt immer wieder vor, dass man Bekannte in der Stadt trifft. In meinem Fall war es ein Nachbar, der sich mokierte, dass der Inhalt einiger Mülleimer in der Nähe des Bahnhofs verstreut auf dem Boden lag. „Das sieht grusig aus“, beklagte sich der Mann aus gutem Grund. Eine solche Vermüllung wird leider oft angetroffen. Dann fügte er noch hinzu: „Dieser Rummel und der Verkehr in der Stadt gehen mir auf die Nerven. Ich gehe immer zu Fuss ins Zentrum, da brauche ich auch keinen Parkplatz zu suchen.“
 
Am Samstag, 28.12.2013, schlenderte ich über den Wochenmarkt und postierte mich in der Nähe eines Fleischwarenstands. Dort kam ich mit einer ehemalige Arbeitskollegin, die just auftauchte, ins Gespräch. Eine ältere Frau wollte von uns wissen, ob wir hier Wurst kaufen wollten. Meine etwas burschikose Gesprächspartnerin sagte: „Sie können ruhig an uns vorbeigehen, wir schwätzen nur dummes Zeug.“ Auf diese Weise wurde ich eines Besseren belehrt. Bisher dachte ich, wir führten ein „geistreiches“ Gespräch.
 
Das unpassende Geschenk
Für unsere Enkel kauften wir schon einige Wochen vor dem Weihnachtsrummel die Geschenke. Damals hatten wir diesbezüglich keinen Stress. Damit auch das Richtige in ihre Hände kommt, besorgten wir einige Präsente aus den von ihnen geschriebenen Wunschzetteln.
 
Man hört immer wieder, dass manchmal unpassende Geschenke überreicht werden. So erhielt beispielsweise eine fleissige Ehefrau nicht ein Schmuckstück, das sie sich insgeheim erhofft hatte, sondern ein Bügeleisen. Oder der Mann erhielt einen Regenschirm, ein Paar Socken oder Unterwäsche. Darauf war natürlich Sturm in der Bude. Oder, wenn die Ehefrau Humor hatte, wird sie vielleicht zu ihrem unsensiblen Ehemann gesagt haben: „Das ist ein schönes Bügeleisen, Du darfst damit ebenfalls bügeln!“ Es gab sogar Ehefrauen, die ihren Männern Unterhosen mit der Aufschrift „Mein Tiger“ oder eine Hose mit aufgedrucktem Emblem des Lieblingsvereins oder entsprechende Trikots oder Bettwäsche mit den Vereinsfarben geschenkt hatten.
 
Wer unzufrieden ist, wird die erhaltenen Präsente nach den Feiertagen umtauschen. So ist ein neuer Rummel vorprogrammiert.
 
Ungeliebte Geschenke kann man auch bei Ebay oder auf den „Markt der langen Gesichter“ in Nürnberg versteigern lassen. Dies geschieht in einer lustigen Atmosphäre. Auf Youtube ist ein Ausschnitt einer solchen Versteigerung zu sehen. In der Schweiz gibt es die Aktion „Zweimal Weihnachten“. Überflüssige oder unpassende Geschenke leitet die Post gratis weiter, und via ein Verteilzentrum kommen sie Bedürftigen zugute.
 
Genialer Einfall
Anlässlich der Jahresabschlussfeier unserer Wandergruppe wollten wir Toni, der 45 Touren 2013 akribisch ausgearbeitet hatte, mit einem Geschenk überraschen. Da er gern Gutedel trinkt, rief ein Wanderfreund bei Toni an und wollte von ihm wissen, ob er einen sehr guten Gutedel kenne, den er anlässlich eines Verwandtenbesuches kredenzen wollte. „Den besten Gutedel bekommst Du beim Weingut Schweigler in Binzen.“ Kaum gesagt, wurde die Empfehlung in die Tat umgesetzt. 6 Flaschen Wein, sorgfältig verpackt, wurden dann am 28.12.2013 im Gasthaus „Löwen“in Schopfheim-Gündenhausen überreicht. Toni war über dieses Geschenk hocherfreut. Es war ein genialer Einfall eines Freunds.
 
„Hüftgold“ durch Völlerei
An den Feiertagen werden überall Unmengen an Speisen aufgetischt, die dann genüsslich verzehrt werden. Ich erkundigte mich einmal bei Bekannten und Verwandten, was so verzehrt wurde (einige Köstlichkeiten verspeisten wir auch): Gans, Ente (meine Schwester brachte eine Ente im Bananenblatt auf den Tisch), Kalbshaxen, Jakobsmuscheln, Garnelen, Hirschragout, gegrillter Schwertfisch, spezielle italienische Speisen, Salate aller Art, Nachtische (Kuchen, Eiskreationen, Creme Brulée). Dazu rann so mancher guter Tropfen Wein durch die Kehlen der „Gemästeten“. Eine Bekannte schrieb mir, dass diese Speisen gut fürs „Hüftgold“ seien. „Das Hüftgold darf ja auch sein an diesen Festtagen, im neuen Jahr wird es wieder abtrainiert“, schrieb mir eine Bekannte per E-Mail.
 
Es gibt auch ein Sprichwort, das so lautet: „Über einen vollen Bauch lächelt ein fröhliches Haupt.“ Das wussten schon die Australier: „Wenn der Magen voll ist, singen die Vögel, und die Menschen lachen.“
 
Wir waren bei unseren italienischen Verwandten am 1. Weihnachtsfeiertag zu Gast; dann wurden Speisen an Silvester bei meiner Tochter mit ihrer Familie und den Verwandten aufgefahren. Man kann sich denken, wie gut die Spezialitäten uns schmeckten.
 
2 Freunde waren an einem Silvesterball in Bad Bellingen. Dort gab es ein riesiges Büffet; die Gäste konnten ab 20 Uhr so viel futtern, wie sie wollten. Eine Kapelle spielte auf, und die Burschen schwangen ihre Tanzbeine. Besonders für Vielesser sind solche Veranstaltungen immer ein Höhepunkt des Genusses.
 
Man muss nicht tanzen oder Hanteln stemmen; unser Wanderführer Toni hatte anlässlich unserer Jahresabschlussfeier eine ganz andere Idee. Er schlug eine Wanderung zwischen den Festtagen vor. Wir waren einverstanden und wanderten am 30.12.2013 in der Nähe von Lörrach 2 Stunden herum. Wir genossen die frische Luft. Es war eine Wohltat, nach der Schlemmerei wieder körperlich aktiv zu sein.
 
Tipps bei Beschwerden
Was tun, wenn man Beschwerden nach den Mahlzeiten bekommt? Hier sind einige Empfehlungen:
 
Blähungen: Uns half immer eine Teemischung oder ein Pülverchen aus Fenchel, Kümmel und Anis. Darüber freut sich der Darm.
 
Sodbrennen, Magenübersäuerung: Press-Saft aus frischen Kartoffeln, Magnesiumtrisilikat-Tabletten.
Natürliche Verdauungshelfer bei fettreichem Essen: Bitterstoffhaltige Speisen (Artischocken, Radicchio, Chicorée), Kümmel, Kräutertropfen, Artischocken-Presssaft aus frischen Artischockenblütenknospen.
 
Natürlich haben wir auch nach dem Essen so manchen Schnaps (Averna, Ramazotti, Fernet Branca, Grappa) konsumiert. Aber alles in vernünftigen Mengen.
 
Grosse Knalleffekte
„Space Walk“, „Galaktika“, „Lost in Space“ waren nur 3 Angebote von Feuerwerksknallern im Angebot der Geschäfte vor Silvester. Im ersten Fall handelte es sich um eine Salvenheul-Batterie mit Knisterschweifaufstieg und Feuertöpfen in Grünglitzerwolken mit Heulpfeifersalven. Im 2. Fall handelte es sich um 7 farbenprächtige Premium-Stern-Effekt-Raketen, und beim 3. Angebot waren Feuertöpfe und römische Lichter mit 3 Effektbatterien mit 16 Schuss-Finale gemeint. In Schopfheim sah ich auch Raketen mit Sternenstaub- und Knallstern-Effekt.
 
Kaum zu glauben, was unsere Pyrotechniker so ausknobeln und dann auf den Markt werfen. Am 01.01.2014 waren die Strassen und Gehwege bei uns übersäht mit den Überresten der Neujahrsnacht. Der Müll blieb vielerorts liegen. Einige schwangen jedoch die Besen und reinigten die Gehwege vor ihren Häusern. Die anderen Überreste muss jetzt die Stadtreinigung entfernen.
 
In vielen Städten wurden Feuerwerke von Pyrotechnikern dem Publikum präsentiert. So auch in Basel. „Die Basler lassen es wieder krachen“, schrieb euphorisch die „Badische Zeitung“ am 31.12.2013. Dabei wurde berichtet, dass Glühwein gratis an die Bevölkerung ausgeschenkt wird. Die Kosten wurden von Sponsoren getragen. Zehntausende verfolgten das Feuerwerk in Basel.
 
In Zürich wurden 1500 Raketen über dem Zürcher Seebecken gezündet. Etwa 1 Million Menschen sahen in Berlin vor dem Brandenburger Tor das imposante Feuerwerk. Am Hafen von Sydney trafen sich 1,6 Millionen Zuschauer. In Dubai wurden 400 000 Raketen in die Lüfte geschossen.
 
Ein Feuerwerk kann jedoch auch aus dem Ruder laufen, wie in Russland. Dort flüchteten die Pyrotechniker. Die Zuschauer, die in grösserem Abstand vor dem Geschehen standen, waren ganz aus dem Häuschen und spendeten nach der Show Beifall.
 
Frau biss einen Polizisten
An Silvester gab es Leute, die zu tief ins Glas schauten. Es wurde getrunken, dass sich die Balken bogen. Im Aargau gab es turbulente Szenen. Siebenmal musste die Polizei wegen Streitereien von Paaren und in Familien ausrücken und schlichtend eingreifen. Tätliche Auseinandersetzungen erforderten weitere 8 Einsätze. Eine 28-Jährige biss einen Polizisten in die Hand. Sie hatte mehr als 2 Promille Alkohol im Blut. In der Ausnüchterungszelle konnte sie ihren Rausch ausschlafen. Es gab auch etliche Einbrüche.
 
In unserer Gegend gab es in der Silvesternacht mehrere kleinere Brände, die durch Feuerwerkskörper ausgelöst wurden.
 
Wie leichtsinnig Leute sein können, beweist ein Vorfall mit einer Feuerzangenbowle. In Aalen schüttete eine 20-Jährige einen 73-prozentigen Rum aus einer Flasche in die brennende Bowle. Die Flammen schlugen sofort auf die Flasche über, die platzte. Es gab 3 Verletzte. Alle mussten in eine Klinik eingeliefert werden.
 
Auf der Suche nach einer besseren Sicht auf ein Feuerwerk kletterte ein 28-Jähriger auf ein Dach, das abbrach. Der Mann stürzte 8 m in die Tiefe auf einen Betonboden. Der Neugierige starb. Auch im Ausland gab es mehrere Tote durch Leichtsinn.
*
Auf jeden Fall wünsche ich allen Bloggern und den Leserinnen und Lesern des Textatelier.com im neuen Jahr Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.
 
 
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