Textatelier
BLOG vom: 13.02.2014

Die Tücken von Übersetzungen: Allerlei falsche Freunde

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Westdeutschland
 
Falsche Freunde, faux amis, false friends, valse vrienden können zu Verwirrungen führen. Das war mir vor allem dort bekannt, wo es um die Verwendung von Wörtern in einer Fremdsprache geht, die denen in der Muttersprache gleichen oder ähneln. Sie haben nämlich eine andere Bedeutung, in diesen Fällen gibt es keine 1:1-Übersetzung.
 
Der erste falsche Freund in meiner Erinnerung war die Übersetzung deutsch/englisch mit der Frage an den Ober in einem Restaurant in London, weil die Wartezeit lang wurde: „Sir, when do I become my beafsteak?“ Die schlagfertige Antwort des Obers war: „Never I hope, madam!“ Vielleicht erkannte die Deutsche ihren Fehler: „bekommen“ ist im Englischen nicht „become“, sondern „werden“, und „bekommen“ muss hier mit „get“ übersetzt werden.
 
Solche sprachlichen Patzer sind nicht selten. Zu viele falsche Freunde gibt es. Ein hübsches Beispiel im Niederländischen ist das Wörtchen „doof“, das nicht dem deutschen „doof“ entspricht, sondern „taub“ als Teil der gesundheitlichen Einschränkung taubstumm bedeutet. Das deutsche Wort „doof (oder „dumm, blöd“)“ wiederum muss mit dem niederländischen Wort „stom“ übersetzt werden. „Taubstumm“ aber ist niederländisch „doofstom“. „Die Taubstumme“ wird niederländisch „de doofstomme“ übersetzt, das niederländische Wörtchen „stom“ hat also verschiedene Bedeutungen.
 
Verwirrend, nicht wahr? Fürwahr, ein falscher Freund! Wenn jemand also niederländisch sagt, die Person sei „doofstom“, ist damit nicht gemeint, dass sie besonders blöd ist, sondern dass sie nicht sprechen und nicht hören kann.
 
Wenn jemand „Oostindisch doof“ genannt wird, wird damit eine Person bezeichnet, die nur so tut als ob sie nicht versteht, was aber nicht zutrifft. Wobei wiederum ein falscher Freund im Spiel ist, „oostindisch“ hat nämlich nichts mit Indien zu tun, sondern mit der niederländischen Kolonie Indonesien. Indië ist der niederländische Name für Indien.
 
Diesen Text schreibe ich auf einer Tastatur, auf Französisch müsste ich sie „le clavier“ nennen. Ich spiele zwar auch darauf, aber wenn ich Klavier spiele, tue ich das französisch auf „le piano“. Die Website http://www.castel-franc.com/blog/faux-amis-falsche-freunde berichtet sehr humorvoll über weitere sprachliche Fehltritte Deutsch/Französisch.
 
Falsche Freunde kommen natürlich auch im täglichen Leben vor. Ist der Freund wirklich eine Person, die mit Ihnen durch „dick und dünn“ geht und auf die Sie sich verlassen können? Oft zeigt sich das erst in einer Krisensituation. Die Comedian Harmonists stellen den Freund in ihrem Lied noch vor dem/der Geliebten: 
„Drum sei doch nicht betrübt,
wenn dich dein Schatz nicht mehr liebt.
Ein Freund, ein guter Freund,
das ist das Schönste, was es gibt.“  
Am 15. Januar 2014 um 7:41 Uhr lief im Deutschlandradio eine Sendung, die auf
mit dem Titel „Gute Geschäfte mit falschen Freunden“ überschrieben wurde. Darin wird über „Facebook-Klickfarmen“ in Bangladesh berichtet. Es geht um Facebook-Seiten, die möglichst viele Klicks auf dem Schalter „Gefällt mir“ aufweisen sollen. Firmen nutzen Facebook für die Eigenwerbung. Die „Klickfarm“ sorgt dafür, dass möglichst viele angebliche Begeisterte der Website angegeben haben, dass ihnen die Seite und das Angebot der Firma gefallen. Davon versprechen sie sich einen höheren Umsatz. 1000 Klicks kosten 50 US-Dollar. Eigentlich ist das Betrug, die bangalischen Klickfarmen befriedigen aber nur die Nachfrage von europäischen Firmen, die die eigentlichen Betrüger sind.
 
In der Medizin nennt man einen falschen Freund einen „peranalen Gasabgang“, also einen nassen Furz, bei dem auch ein wenig Stuhl mit abgeht. Ein Patient beschrieb den Vorgang so, er habe eigentlich nur eine Melodie gepfiffen, aber der Text sei auch dabei gewesen. Darüber redet niemand gern: „Es gibt nichts Schöneres, als mit einem Freund schweigen zu können“ (Sir Alec Guinness).
 
In der Politik wurden wegen der Abhöraktionen der NSA die USA als falsche Freunde bezeichnet, denn „das geht gar nicht!“ (Angela Merkel). Und darüber muss gesprochen werden, auch wenn die amerikanischen Politiker lieben darüber schweigen möchten!
 
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