Textatelier
BLOG vom: 26.09.2015

Bei einer Zimtzicke erfolgt Zickenalarm

Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland

 

Auf dem Weg kommen mir ein älterer Mann, wahrscheinlich der Vater, mit 2 Kindern entgegen, das eine ein Junge, etwa 14 Jahre, das andere ein Mädchen, etwa 15 Jahre alt. Ich höre, wie der Vater und der Junge ausrufen: „Zickenalarm, Zickenalarm“!

Natürlich weiss ich, was damit gemeint ist, nämlich „zickiges Verhalten“ des Mädchens, dem also die einer Ziege nachgesagte Störrigkeit und deren Eigensinn unterstellt wird.

Eine Zicke ist im heutigen Sprachgebrauch eine weibliche Ziege, der Ursprung für Zicke ist althochdeutsch „zikkin“, damals in der Bedeutung „(junger) Bock“.

Der Begriff „Zickenalarm“ entstand erst in den 1990er Jahren.

„Alarm schlagen“ bedeutet, vor einer möglichen bevorstehenden Gefahr zu warnen, um sie möglichst schnell abzuwenden, denn wenn jemand „zickig“ wird, also launisch und eigensinnig, stört es das allgemeine Wohlbefinden.

„Mach’ keine Zicken, sei nicht zickig, zick’ nicht so rum!“ hört man manchmal, wenn sich eine Person nicht widersetzen, also keine Schwierigkeiten bereiten soll.

Eine Steigerungsform ist die „Zimtzicke“. Sie bezeichnet allerdings ausschliesslich Frauen, die in von anderen Personen als Nichtigkeit angesehenen Problemlagen glauben, diese nicht bewältigen zu können, anfangen zu heulen, oder anders gesagt, zu „flennen“.

Dieser Begriff ist etymologisch hochinteressant. Mit dem Gewürz Zimt hat er nämlich nichts zu tun. Oder vielleicht doch? „Zimt“ kommt althochdeutsch von „cinamon“. Die englische Bezeichnung „cinnamon“ erinnert daran.

Der Begriff in der anderen Bedeutung soll aus dem „Rotwelschen“ kommen, einer Geheimsprache von Gaunern. Stand das Wort früher in dieser Sprache für „Gold“, (Zimt war so wertvoll wie Gold!), so wandelte es sich im 19. Jahrhundert in der deutschen Umgangssprache in das Gegenteil, nämlich „Plunder, unnützes Zeug“.

Wer sagt: „Mach’ keinen Zimt“, meint: „Rede kein dummes Zeug“.
In einigen Mundarten heisst „Zimt machen“ auch „sich zieren“.

Zum „Zickenkrieg“ kann es ausarten, wenn mehrere Zicken sich streiten. Dieser Begriff wurde 2006 erstmalig in den „Rechtschreibduden“ aufgenommen.

Interessant ist auf der Website www.ziege.ch die Beantwortung der Frage:
„Deutet die Zickigkeit auf eine Brunst oder Trächtigkeit hin?“

„Das zickige Verhalten könnte durchaus auf die Brünstigkeit hinweisen. Ziegen sind in der Brunst nervös, schreien häufig, wedeln mit dem Schwanz und bespringen auch gelegentlich andere weibliche Tiere.“

Ich lese bei „Dudenonline“ zum Begriff „brünstig“:
  • (bei Säugetieren) in der Brunst befindlich, paarungsbereit
  • in besonders starkem Masse von sinnlichem Verlangen erfüllt, vom Geschlechtstrieb getrieben.

Gehört der Mensch nicht auch zur Gattung der Säugetiere? Oder ist das jetzt „Bockmist“?

 
Quelle
 

 


*
*    *

Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
Auf Pilzpirsch: Essbare von giftigen Pilzen erkennen
Ein bärenstarkes Museum in Gersbach
Barfuss über die Alpen
Foto-Blog: Auf geht`s zur Hohen Möhr
Foto-Blog: Vom Kleinen Rhein zum Altrhein
Fotoblog über den Schönauer Philosophenweg
Rote Bete (Rande), eines der gesündesten Gemüse
Hermann-Löns-Grab im Wacholderhain
Lüneburger Heide: Salzsau und Heidschnucken
Kutschenmuseum in Wiechs ist ein Schmuckstück
Canna verleihen einen Hauch karibisches Flair
Artenreiche Streuobstwiesen stark gefährdet
Liebe zu den Kräutern in die Wiege gelegt
Eine Hütte mit Fleischsuppe im Namen
Rätsel um die Russenbänke in Präg gelöst