Textatelier
BLOG vom: 21.01.2016

Langfristplanung gefälligst – Der lange Weg zum Frieden

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Während vieler Jahre war ich für den SRI (Stanford Research Institute) Long Range Planning Service in Europa zuständig: eine Aufgabe, die mir Freude bereitete. Ich blieb in engem Kontakt mit der internationalen Kundschaft dieses Programms – bis es radikal umgekrempelt wurde. Ich reichte meinen Abschied ein und fand als Berater Unterschlupf im Business International, bis diese Firma von Financial Times übernommen wurde. So gründete ich meine eigene Beratungspraxis. Viele MNC's (Multinational Corporations) hielten mir die Treue. Ich verfasste einen recht umfangreichen Bericht, betitelt mit “Pattern Recognition”, also Tendenzen, die sich auf internationaler Ebene feststellen liessen.

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Das veranlasst mich heute, mit Nachdruck auf die Vorteile der Langfristplanung hinzuweisen, als Alternative zur vorherrschenden “Kurzfristplanung”, die auf Gewinnoptimierung und Wachstumsraten ausgerichtet ist. Langfristplanung gestattet, einen gangbaren festen Kurs in der Entscheidungsfindung zu bestimmen.

Dieses Ziel bedarf sorgfältiger und umsichtiger Vorarbeiten. Solche Fortschritte lassen sich, meiner Meinung nach, nur schrittweise anpeilen. Sie beziehen sich vornehmlich auf soziale und humanitäre Belange. Der Mensch sollte der Mittelpunkt solcher Bestrebungen sein, an Stelle des kurzfristigen Gewinnstrebens, das sich allseits so breit gemacht hat. Das würde die echte Demokratie fördern und nach und nach in den Sattel helfen. Ich weiss, das klingt nach Zukunftsmusik.

Die Vorarbeiten sind zeitaufwendig und mühsam. Zuerst geht es darum, das Zeitgeschehen (zwischen 1900 und heute) zu durchleuchten. Das Stichwort dazu heisst “pattern recognition”. Es gilt, die Trends zu erfassen (siehe den Hinweis im Anhang). Es ist erschreckend, wie sich die primären Tendenzen immerfort wiederholen, wenn nicht gar weiter ausbreiten:

  • Kriege weltweit, andauernde Aufrüstung des Waffenarsenals
  • Fortwährend groteske Missachtung der Menschenrechte – Beispiele: Guantánamo Bay, Isis Gräueltaten und kein Ende in Sicht
  • Flüchtlingsströme & Immigranten aus allen Richtungen: Syrien, Irak, Afghanistan usw.
  • Der Missbrauch von Kindern seitens Pädophiler: Beispiel Grossbritannien
  • "Der Denker" von Auguste Rodin – hilfreich, die Welt voranzubringen
  • Armut und Hungersnot verschärfen sich besonders in den Entwicklungsländern
  • Mahatma Gandhi – ein Wegweiser für die Zukunft: “Non violence!”
  • Fortschritte der Suffragetten – volle Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann
  • 1916: Battle of the Somme ... Stellungskriege forderten Abertausende von Opfern. Wie immer treffen Bombenabwürfe die Zivilbevölkerung am härtesten.
  • Das armselige Leben in Elendsvierteln
  • Die Misshandlung von Gefangenen in Irak und anderswo
  • Charlie Chaplins Film “Modern Times” als eine Vorschau der Fliessarbeit, die jetzt von Robotern ausgeführt wird
  • 1933: Literatur auf dem Scheiterhaufen und “entartete Kunst”
  • 1943: Das Warschauer Ghetto wird “gesäubert”. 1944 wurde der Aufstand der Juden brutal zerschlagen.

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Haben die letzten 50 Jahre vor der Jahrhundertwende die Hoffnung auf bessere Zeiten ausgeblasen? Hoffentlich nicht!

Ist der “Weg zum ewigen Frieden” (laut Kant) verloren? Bestrebungen wie der “Völkerbund, 1920 gegründet und von den “Vereinten Nationen” (UNO) abgelöst, haben diesbezüglich wenig eingebracht. Dem wird wohl jeder, der 60 Jahre auf dem Buckel hat, zustimmen (siehe Hinweis).

Aber es gibt auch Lichtpunkte: Die Medizin hat in der Bekämpfung von Seuchen (worunter Ebola) viele Fortschritte erreicht. “Les Médecins Sans Frontières” (Die Ärzte ohne Grenzen) und das Rote Kreuz sind als Stützpfeiler der Humanität weltweit wirksam.

Endlich wird der Umweltschutz, so scheint es, vorangetrieben.

Fazit: Eine gemeinnützige und unabhängige Organisation ist wohl am ehesten geeignet und fähig, abgestützt auf einer sorgfältigen Trendanalyse, den langfristigen Weg in die Zukunft zu weisen. Der Mittelpunkt ist und bleibt der Mensch.

Hinweis: Century – One Hundred Years of Human Progress, Regression, Suffering and Hope – Phaidon Press Ltd., London, Erstausgabe 1999.
Dieses gewichtige 1139-seitige Werk ist wie folgt untergliedert:

  • 1899-1914 High Hopes Recklessness
  • 1915-33 Self-Infected Wounds Remain Infected
  • 1934-45 Rise and Fall of the Unspeakable
  • 1946-65 Atomic Truce Walks a Tightrope
  • 1966-85 Vietnam to the Moon to Soviet Collapse
  • 1958-99 Chaos and Hope on a Burdened Planet

Ein aufrüttelndes Fotobuch mit Untertiteln.

 


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