Textatelier
BLOG vom: 24.10.2016

Ist das Ende des gedruckten Buches in Sicht?

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London


Ich erhalte regelmässig Rundschreiben von Dr. Prinz von Hohenzollern der Frankfurter Verlagsgruppe. Dieser Verlag wollte meine Kurzgeschichten veröffentlichen. Ich musste dieses Angebot ausschlagen. Der Autor ist gezwungen, die Marketingkosten zu übernehmen. Das ist kostspielig, denn erst nach einer hohen Auflage sichert sich der Verfasser einen Gewinnanteil. Die klassische Aufgabenteilung zwischen Autor und Verleger ist somit hinfällig geworden.

Im Rundschreiben betont der Verlag seine Neuausrichtung (lies Rationalisierung) ins digitale Zeitalter und stellt dabei fest, dass jüngere Leute unter vierzig Jahren kein Interesse an Druckwerken bekunden und selten Buchmessen aufsuchen. Sie sind Teil der digitalen Generation geworden. Der Verlag tritt folglich nicht mehr in der Leipziger Buchmesse auf. In Fettdruck verlautbart sich der Verlag wie folgt: “Bücher zum Beispiel. Das sind die sperrigen Dinger aus vielen Seiten Papier, die tatsächlich noch von ein paar Liebhabern herumgeschleppt werden”. Der Verlag bemerkt zudem: Der Umstieg auf den digitalen Marktauftritt werde sich schleppend vollziehen. “Die Prognosen für die Zuwächse des eBook haben sich als falsch (also zu hoch) herausgestellt”, zitiere ich aus dem Rundschreiben.

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Altmodisch wie ich bin, ist mir ein Buch in der Hand viel lieber, als im Äther schwebend. Im Verlauf der Jahre habe ich mir eine erkleckliche Fülle von Büchern, auf meine Interessensbereiche zugeschnitten, gesichert. Auf Flohmärkten finde ich nach wie vor frisches Lesefutter, mitsamt bibliophilen Raritäten. Das alles will nicht besagen, dass ich Google als Informationsquelle unterschätze. Meine Vorliebe gilt auch den Schallplatten. Am letzten Samstag erstand ich mir eine herrliche Schallplatte der 'Harpsichord Sonaten” von Domenico Scarlatti.

Es ist tröstlich zu wissen, das Buchantiquariate ihre Existenz erneuern. Bin ich in Paris, entspanne ich mich gern bei den 'Bouquinistes' am Seineufer entlang.

 


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