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BLOG vom: 2025-03-10

Rostgänse sind erfolgreiche Neubürger

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Eine Rostgans in der Wiese
 

In Italien sorgte kürzlich eine Jaggesellschaft für Aufregung. Die Jäger, darunter auch Trump jr., schossen bei Venedig eine geschützte Rostgans. Andrea Zanoni, grüner Parlamentarier des Regionalrats von Venetien, betonte, dass es ich um eine geschützte Spezies handle, die in Italien nicht gejagd werden dürfe. Auch ist in einem Teil der Lagune, in der die Jagd stattfand, wird durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU geschützt.

Kurz vor der Meldung beobachtete ich im Fluss Wiese bei Schopfheim Mitte Februar 2025 einige Rostgänse, die friedlich auf dem Absatz eines Wasserwehrs in der Nähe des E-Werkes Fahrnau sassen und keine Jäger fürchten mussten. Die Rostgans unterliegt dem Bundesjagdgesetz dem Jagdrecht. Es besteht eine ganzjährige Schonzeit.

Laut Jagdverordnung der Schweiz gilt die Rostgans als nicht einheimische Art. Die Einfuhr und Haltung nebst der veterinärrechtlichen einer jagdrechtlichen bedarf einer Bewilligung. In vielen Gewässern in Europa sind die Rostgänse unerwünscht, da sie andere Entenarten vehement aus ihrem Brutrevier verscheuchen und somit einheimische Arten verdrängen können.

Das ist natürlich nicht immer so. Im Fluss Wiese bei Schopfheim sind auch andere Entenarten, wie die Stockenten, zu sehen.
Rost- und Nilgänse gehören zu Neubürgern (Neozoone). Ein besonderes Ereignis mit Rostgänsen sah ich am 03.06.2019. Über dieses Ereignis wurde ein Bericht von mir in der „Badischen Zeitung“ publiziert. Hier ein Auszug über das damalige Erlebnis.

 


Rostgansfamilie beim Ausflug auf dem Golfplatz
 


Rostganspärchen
 


Stolz präsentiert sich ein Ganter
 

Unerschrockene Rostgans-Grossfamilie
Am 03.06.2019 watschelte eine Rostgansfamilie mit nicht weniger als 16 Küken durch nach Schopfheim-Fahrnau. Es wurde die Polizei gerufen. Wie die Beamten bemerkten, hielten sich die Rostgänse nicht an die Strassenverkehrsordnung. Die Tiere wurden dann zusammen mit Spezialisten des Vogelschutzvereins bis zum Fluss Wiese geleitet. Später sah ich die Familie bei einem Ausflug auf dem Gelände des Golfplatzes bei Fahrnau. Sie zeigten keine Scheu vor Menschen.

So sehen sie aus
Es ist immer schön, wenn man die leuchtend orangebraune Rostgänse sieht. Beim Männchen ist nur im Prachtkleide ein dünner schwarzer Halsring erkennbar.  Dieser fehlt bei den Weibchen gänzlich. Auf meinen Fotos ist ein Pärchen abgebildet.

Die Rostgänse werden zwischen 58 und 70 cm gross und wiegen zwischen 1,2 bis 1,7 kg.

Der Brutvogel kommt in Westeuropa (Spanien), Nordafrika, der Türkei und Zentralasien vor. Der Bestand in Europa liegt bei etwa 26 000 Tieren. In Deutschland wurden 240 Brutpaare gezählt.

Oft höre ich, dass die Rostgans auch eine Ente ist. Sie gehört zu den Entenvögeln und darin zur Familie der Entenverwandten und zur Unterfamilie Halbgänse.
Überwiegend ernähren sich die Rostgänse von Gräser und Samen, aber es werden auch kleine Wirbeltiere und Weichtiere, sowie Jungfische oder kleine Frösche verzehrt.

Aggressiv während der Brutzeit
Es werden durchschnittlich 6-9 Eier gelegt, aber auch 5 bis 15 Eier pro Gelege. Die Brutdauer beträgt 26-28 Tage. Die Rostgänse leben monogam, vermutlich sogar in Dauerehe.

Rostgänse sind besonders während der Brutzeit sehr aggressiv und verteidigen ihr Revier und die Brut gegen Eindringlinge. Die Weibchen brüten allein und die Männchen bleiben in der Nähe, um bei Gefahr einzugreifen.

 

Infos
www.jagdverband.de
www.vogelwarte.ch
www.badische-zeitung.de
www.vogelwarte.ch/rostgans

 

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