Multitalent Bruno Jaddatz
Das schönste Ende der Welt
Als "das schönste Ende der Welt" bezeichnete einmal der in Brandenburg an der Havel geborene Bruno Jaddatz (19142002) die Landschaft des südlichen Schwarzwaldes. Der lange Zeit in Vahrendorf bei Hamburg lebende Künstler lernte die zauberhafte Gegend während eines Urlaubes zusammen mir seiner Frau Brigitte kennen und lieben. Sie waren sich einig, nur hier ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen.
1976 war es so weit. Sie fanden in Steinen-Lehnacker (Kreis Lörrach) ein neues Domizil mit herrlichem Blick über den Dinkelberg zum Schweizer Jura und auf die schneebedeckten Berge der Alpen. Mitten aus dem satten Grün der Wälder erhebt sich das höchste Bauwerk der Schweiz, der Chrischona-Turm, wie eine feine Nadel heraus. Wer aus dem Fenster des Wohnzimmers blickt, ist überwältigt von dieser Aussicht. Diese paradiesische Landschaft ist wirklich "das schönste Ende der Welt".
Auf die Frage, warum er sich gerade Lehnacker ausgesucht habe, meinte Bruno Jaddatz: "Dies ist ein Teil Deutschlands, in dem die unfreundlichen Menschen auffallen. Ich liebe die Herzlichkeit und Friedlichkeit der Alemannen."
Filmplakatemaler und Designer
Jaddatz war Maler, Designer, Grafiker, Karikaturist, Plakatemaler, Astrologe, Dichter, Komponist, Sänger, Erfinder und Techniker. Ein Multitalent also. Er textete und komponierte Lieder wie das "Schneiderhof-Lied", "Endenburg-Lied", "Rothenburg-Lied", "Drei Promille", "So lang Hamburg steht" oder "Was sagen die Sterne?"
Wie seine Frau Brigitte erzählt, war der Künstler zeitlebens voller Ideen und Kreativität. Er bezeichnete sich selbst einmal als "ewig Suchender".
Illustration: Bruno Jaddatz
Während des Zweiten Weltkrieges gewann er den ersten Grafikwettbewerb. Joseph Goebbels gratulierte. Später zeichnete er für Görings Luftwaffe und entwarf Abbildungen mit den dazugehörigen Texten für eine Seenot-Dienstanweisung nach amerikanischem Vorbild. Für das menschenverachtende System hegte der Künstler, wie seine Witwe betonte, keinerlei Sympathie.
Nach dem Krieg entwarf Jaddatz Industriedesign für die Firmen Hanomag, Daimler Benz, Volkswagen und Büssing, das Logo der Fernsehlotterie und Filmplakate für die UFA und den englischen Rank-Filmverleih. Auf seinen Plakaten sieht man berühmte Stars wie Hans Albers, Laurence Olivier, Gina Lollobrigida, Stewart Granger, Heinz Rühmann und O. E. Hasse.
Das Allroundtalent widmete sich nicht nur der Plakatmalerei, sondern schuf Aktzeichnungen, Landschaftsimpressionen, Portraits, Tierzeichnungen und "Astrologiebilder". In den letzten Jahren entstanden expressionistische Werke, die mit ihren Farbkompositionen bestechen.
Jaddatz erfand für Kinder bewegliche Figuren mit Klettenhaftung. Er entwickelte auch eine Fangbox für Fliegen, Spinnen, Wespen und Käfer. Die Box wird über das Insekt gestülpt und mit einer Klappe verschlossen. Im Freien wird diese geöffnet und das Insekt in Freiheit entlassen. Leider wurde diese Erfindung nur in kleiner Stückzahl für den Eigenbedarf produziert. Zu jener Zeit bestand nämlich kein Interesse an einer breiten Vermarktung. Heute wäre dies sicherlich anders.
Mit Hans Albers über die Avus
Schon mit 19 Jahren fuhr Jaddatz Rallyes für Adler. Mit seinem Team wurde er später Weltrekordler. Als er den Schauspieler Hans Albers (18921960) einmal zu einer Fahrt auf der Avus einlud, sagte dieser zu. Nach der rasanten Fahrt mit einem Rennwagen stieg Albers etwas blass um die Nase aus und bemerkte, er wäre noch nie so schnell durch die Gegend kutschiert worden.
Sagte Attentat voraus
Nach einer Begegnung mit Arthur Schumacher, dem wohl besten Astrologen der Vorkriegszeit, befasste sich Jaddatz mit der Astrologie und publizierte das Buch „Die unsichtbare Dimension: "Astrologie eine Antwort auf die Sinnfrage des Seins". Als einer von vier Astrologen sah er die Flutkatastrophe von Hamburg im Jahre 1962 voraus. Später hatte er weitere Visionen, wie ein schreckliches Ereignis während der Olympiade 1972 in München und den Mord an einer bekannten Persönlichkeit (Bubak). Von vielen wurde er als Zauberer und Schwindler angesehen.
Leidenschaftlicher Tänzer
Bruno Jaddatz war ein humorvoller Mensch. Schon in der Jugend hat er diese Eigenschaft besessen. Als sein Vater eines Tages in sein Zimmer trat und sagte: "Wohnt hier der Affe Jaddatz?" antwortete Bruno: "Bedaure, hier wohnt nur sein Sohn!" In späteren Lebensjahren wurde er jedoch des öfteren von Depressionen heimgesucht. Er war zeitlebens ein leidenschaftlicher Tänzer. Bis zu seinem 85. Lebensjahr nahm er regelmässig in einer Lörracher Schule Tanzunterricht. Das mag ihm über manches hinweggeholfen haben.
Heinz Scholz, Schopfheim
"Verkohlung"Langeweile
Jetzt kann ich es ja sagen
ich hab`sie totgeschlagen
es gibt nichts zu beklagen
es tut mir nicht mal leid.Und wenn da andre fragen
wie kannst du das ertragen
es geht dir an den Kragen
bist du nicht ganz gescheit?Na doch: "sie" war ja nur die Zeit!
Bruno Jaddatz
Frei gesagt: Es ist beschissen
will man uns noch mehr verkohlen
mittels Farben und Symbolen?
selbst beim stolzen Flaggenhissen
schlägt den Völkern kein Gewissen
vorne ist der Mund voll Frieden
hinterrücks wird ausgeschieden
was zum "Ernstfall" angeboten
da die Offenheit gemieden
lebt sich`s gut von fernen Toten.
Bruno Jaddatz
Sportgeschehen vor Ort gesehen
Der Sportgeist geht verloren
durch Doping und Sponsoren.
Früher rief man heiter:
"höher schneller weiter",
heute ist der Sinn entstellt,
denn gemeint ist nur das Geld.
Medien heizen furchtbar an,
um so mehr verdient man dran.
Bald wird durch Übertreiben
Sport auf der Strecke bleiben.
Aber ich entdecke:
Auf der falschen Strecke.Bruno Jaddatz
“Ungebetene Gäste” durch Fangbox entfernen
Wer hat nicht schon alle Tricks versucht, Spinnen, Fliegen, Wespen, Bienen oder Käfer, die sich als ungebetene Gäste in unseren Zimmern breit machten, zu entfernen? Der eine scheut nicht davor zurück, die "Untiere" mit einer Fliegenklatsche zu vernichten, wiederum andere mögen diese Blutorgie nicht, sie entfernen die Tierchen mit einem Staubsauger, Fliegenfänger oder benützen einen Insektenspray.
Es gibt jedoch bessere Verfahren, die jeden Tierfreund begeistern: Mittels eines Joghurtbechers oder Glases wird das Tier eingefangen, die Öffnung mit einem Papierstreifen verschlossen und das "Ungeziefer" in die Freiheit entlassen. Die Prozedur ist jedoch etwas umständlich. Auch Bruno Jaddatz (19142002), Filmplakatemaler und Erfinder, war dieser Meinung. Er konstruierte eine Fangbox, mit deren Hilfe auf sehr elegante Weise die Tiere aus der Wohnung entfernt werden können. Die geöffnete Box wird über das kriechende Insekt gestülpt und mit einer Klappe verschlossen. Im Freien wird die Box geöffnet und das Insekt in Freiheit entlassen. Leider wurde diese Erfindung aus Kostengründen nur in kleiner Stückzahl für den Eigenbedarf produziert. Zu jener Zeit bestand nämlich kein Interesse an einer breiten Vermarktung. Dies dürfte heute anders sein. Vielleicht findet sich ein Hersteller, der diese Box produziert. Die Box gehört eigentlich in jeden Haushalt.
Heinz Scholz
Anmerkung: Interessierte Hersteller können sich unter der E-Mail-Adresse: heischolz@nexgo.de melden und ein Muster anfordern.
Illustration: Bruno Jaddatz
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