Mit Spott und Hohn wurde die Firma Coca Cola überhäuft, weil sie in Grossbritannien gewöhnliches Leitungswasser aus Sidcup im Süden von London in festlich beschriftete Flaschen mit dem Markennamen „Dasani“ abgefüllt und zu umgerechnet gut 2 CHF pro halber Liter verkauft hatte. Der hohe Preis wurde mit dem „ausgeklügelten Reinigungsprozess“ für das Wasser gerechtfertigt, obschon angeblich einwandfreies Trinkwasser abgefüllt wurde. In der nächsten Phase wurde dann vermutet, dass das Wasser bei der Reinigung nach US-Manier verschmutzt worden war: Es handelte sich um 500 000 Flaschen mit erhöhten Bromatwerten, wie der englische Nachrichtensender Sky News berichtete. Bromat ist ein Nebenprodukt der Trinkwasseraufbereitung mit Ozon und gilt als potenziell krebserregend. Coca Cola zog dieses wahrhaftig hochwertige Feel-Good-Getränk dann zurück, so weit es nicht als Delikatesse durch die Kehlen geronnen war.
„Veredelungen“ sind heute gang und gäbe. Denn nach der landläufigen Feststellung ist nichts wert, was nichts kostet. Der frische Löwenzahn aus dem eigenen Garten wird links liegen gelassen und stattdessen teurer Salat aus dem Treibhaus gekauft. Der grösste Teil der Industrienahrungsproduzenten lebt davon, einfache, natürliche Lebensmittel durch allerhand Manipulationen und Beimengungen in teure Markenprodukte zu verwandeln und gelegentlich auch zu verschandeln. Dasani ist überall.
Die Sache erinnert manchmal an Menschen, welche die Schönheiten in ihrer nächsten Umgebung nicht sehen und dann in der halben Welt herumreisen, um dort ähnliche Schönheiten ebenfalls zu übersehen, weil ihre Augen nicht trainiert sind. Aber wenn sie dann in einem mediterranen Dorf sind und von einem kundigen Reiseleiter auf die Schönheit zerfallender Natursteinmauern und wild wachsender Pflanzen ausdrücklich aufmerksam gemacht werden, gehen ihnen plötzlich die Augen auf. Zwar nur vorübergehend. Daheim jäten sie dann wieder. Und sie trinken abgestandenes Mineralwasser, in dem Kohlensäure die Frische vortäuscht. So bleibt die Wirtschaft im Schwung. Und schliesslich ist dies das Einzige, was heutzutage zählt.
wh.
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