Ich würde gerne in meinem Garten 1 oder 2 Pflanzen Hopfen haben. Wissen Sie vielleicht, wo man Hopfenpflanzen oder Samen bekommt? Wäre für Ihren Rat sehr dankbar. Ich wohne in Adlikon bei Regensdorf und komme auch viel nach Zürich.
Sandra Waldvogel, wikka@heax.li
Antwort: Es ist wirklich schwierig, an Hopfensamen heranzukommen; im normalen Samenhandel sind solche kaum anzutreffen. Bei unseren Recherchen haben wir eine Zeitlang gedacht, da seien Hopfen und Malz verloren, bis wir auf die Homepage der Gärtnerei Eickelmann, Krankenhausstrasse 11, D-85290 Geisenfeld, gestossen sind: www.eickelmann.de (E-Mail: info@eickelmann.de). Diese Gärtnerei bietet vor allem virusfreie Grünstecklinge an, jeweils nach Jahreszeit die richtigen, und berät sehr gut über die Kulturtechniken. Auch Brauhopfen kann dort gekauft werden. Das Frühjahr ist die beste Pflanzzeit.
Zudem wurden wir auch in Ihrer Nähe fündig: In CH-8476 Unterstammheim ZH gibt es sogar einen Hopfenlehrpfad; die Kontaktadresse: Brigitte und Markus Reutimann, Rietweg (www.hopfentropfen.ch ). Diese Familie verkauft Hopfensetzlinge zu 15 Franken pro Stock. Sogar ein Hopfenessig ist dort zu finden. Der Name eines weiteren Hopfenbauern in Unterstammheim ist Stefan Ulrich. Insgesamt gibt es in der Schweiz nur 14 Landwirte, die auf gut 21 Hektaren Hopfen anbauen und bloss etwa 1/10 des Gesamtbedarfs im Lande zu decken vermögen.
Wer seinen Hopfen aus Samen anbauen will, kann solchen vielleicht bei einem Hopfenbauern besorgen, obschon diese in der Regel Stecklinge beziehen; dies ist die übliche Form der Vermehrung (aus dem Wurzelstock). Aber reife Pflanzen liefern ja auch Samen. Solche Samen liefert der W.S.P.-Versand, P.O.Box 1108, D-98628 Roemhild (E-Mail: magic-plants@t-online.de). Hopfen wird überall angebaut, wo es genügend warm und in der Fruchtphase ausreichend Sonnenschein vorhanden ist, so etwa in Grossbritannien, Osteuropa, Bayern (insbesondere im Gebiet Hallertau), im schweizerischen Kanton Zürich, im Fricktal, in Wolfwil SO usf. in der gemässigten Klimazone praktisch überall, wo Bier gebraut wird, auch in den USA und Australien. So werden weltweit auf rund 95'000 Hektaren pro Jahr rund 150'000 Tonnen Doldenhopfen erzeugt.
Der Umgang mit den Hopfensamen erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Die Samen müssen vorerst während 2 bis 4 Wochen in feuchter Erde bei Zimmertemperatur betreut werden. Dann folgen 4 bis 6 Wartewochen, während denen die Pflänzchen bei zirka 5°C gehalten werden müssen. Während einer anschliessenden weiteren mehrwöchigen Periode bei 5 bis 12°C sollte die Keimung endlich beginnen, und die zarten Pflänzchen können alsdann ins Freiland gepflanzt werden; doch müssen sie gegen Tierverbiss geschützt werden. Auch ist es nötig, ihnen genügend Nährstoffe zuzuführen; denn sie legen ab einer gewissen Grösse ein erstaunliches Wachstumstempo vor: Bei feuchtem und warmem Wetter können sich die rechtswindenden Triebe im Extremfall an einem einzigen Tag um bis 35 cm verlängern (selbst Mais kann Tagesleistungen von 12 cm erbringen).
Der Gemeine Hopfen (Humulus lupulus) ist eine zweihäusige[1] Windenpflanze (Liane der Auenwälder und Erlenbrüche, Uferzonen), die zu den Brennnesselartigen Gewächsen (Urticales) gehört. Die Wildform dieser Pflanze rankt sich an Waldrändern und innerhalb von Hecken um Sträucher. Seit dem Mittelalter wird sie als Heil- und Kulturpflanze angebaut. Die Hopfenpflanze ist ein Sinnbild für Fruchtbarkeit. Heilwirkungen hat sie u.a. bei nervösen Störungen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Magen- und Leberleiden, Viruserkrankungen sowie Depressionen. Die Wirkstoffe aus den Hopfendolden, diesem büschelähnlichen Blütenstand, mit ihrer beruhigenden, leicht euphorisierenden Wirkung werden meistens als Tee eingenommen; die Wirkstoffe in den Blüten können aber auch durch Räucherungen freigesetzt und eingeatmet werden oder aber einfach geraucht werden.
Zuchtsorten sind "Perle", "Orion", "Hallertau" und andere. Der meiste Hopfen wird wohl in der Bierbrauerei eingesetzt. Für 100 l Bier werden 100 bis 200 g Hopfen benötigt. Eine Pflanze liefert etwa 500 g Hopfendolden pro Jahr. Hoffentlich gelingt es Ihnen, sehr geehrte Frau Waldvogel, Ihren Beitrag zur Milderung des schweizerischen Hopfendefizits zu leisten!
h.
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[1] Zweihäusig bedeutet, dass sich an ein und derselben Pflanze meistens entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten befinden. Für die Bierbrauerei eignen sich die doldenbildenden weiblichen Pflanzen. Sie enthalten das Lupulin (Hopfenmehl), welches als Bitterstoffe Humulon und Lupulon enthält. Sie vermitteln dem Bier Bittergeschmack, Haltbarkeit und Schäumvermögen.
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