Auf meinen Zierpflanzen setzen sich immer wieder Schildläuse fest, vor allem auf den Zitruspflanzen, die ich im Winter im Wintergarten pflege. Und meine Wachsblumen Hoya sind von Wollläusen befallen. Die Schildläuse beobachte ich insbesondere im Winter. Es ist zum Verzweifeln. Haben Sie ein biologisches Mittel dagegen?
M.H., D-79650 Schopfheim
Antwort: Eine Lösung aus Seifenwasser und Spiritus ist ein bewährtes Mittel gegen Schildläuse (Coccidea) sowie Blutläuse und ebenso gegen die Wollläuse und Schmierläuse, welch letztere Nester bauen, die wie ganz kleine Wattebäuschchen aussehen. Man gibt etwa 15 bis 30 Gramm Schmierseife (am besten: reine Kaliseife ohne Zusätze, Natronseife) in 1 Liter Wasser und fügt einen Schuss Spiritus hinzu. Man achte auf reine Schmierseife, ansonsten Zusätze, wie sie oft in handelsüblicher Haushaltschmierseife vorhanden sind, auch der befallenen Pflanze Schaden zufügen könnten. Es gibt spezielle Schmierseife für den Einsatz bei Pflanzen.
Die Schmierseifenlösung kann auch gegen Blattläuse eingesetzt werden, zu denen die Schildläuse verwandtschaftliche Beziehungen pflegen.
Der Alkoholzusatz verstärkt die Wirkung des Seifenwassers, indem er die wachsähnliche Schutzschicht, d.h. den braunen bis braunschwarzen, wachsartigen Panzer der kleinen Tiere, angreift, der aus Ausscheidungen gebildet wird. Die Wachsblumen ertragen genau aus diesem Grund selbstverständlich keinen Alkoholzusatz, ansonsten ihre Wachsschicht aufgelöst wird; auch die Laus-Bekämpfung muss also nach streng abstinenten Richtlinien erfolgen. Vielleicht können Sie es einmal mit einer Lösung aus Seifenwasser mit etwas Essig und Zitronensaft versuchen, was vor allem gegen Woll- und Schmierläuse helfen soll, die übrigens ebenfalls zur Gruppe der Schildläuse gehören.
Die erwähnten Mittel sind ökologisch unbedenklich; abgesehen vom Unheil, das man den kleinen Insekten antut. Lässt man diese gewähren, verursachen sie Saugschäden an den Pflanzen, und sie scheiden einen klebrigen Honigtau aus, auf dem sich dann ein schwer zu beseitigender schwarzer Russtau bildet. Stark befallene Pflanzen verlieren zu viel Saft und sterben ab. Vielleicht kann man einen Teil der Schilder inklusive Inhalt mit einer ausrangierten Zahnbürste oder einem Zahnstocher entfernen.
Der häufige Befall Ihrer Pflanzen deutet darauf hin, dass Sie die Pflanzen nicht ausreichend ernähren; denn die Schildläuse sind vor allem auf Pflanzen anzutreffen, die mit zu wenig Nährstoffen (Dünger) versorgt sind[1]. Ganz allgemein deutet ein so genannter Schädlingsbefall in der Regel auf geschwächte Pflanzen hin. Zur Pflanzenschwächung kann auch ein Lichtmangel beitragen, worauf der von Ihnen erwähnte Befall zur Winterszeit hindeuten könnte. Wenn zu einem Nährstoff auch noch ein Lichtmangel kommt, wird die Sache dramatisch.
Es gibt zahllose Schildlaus-Arten, die den Wirtspflanzen das Leben schwer machen weltweit sollen es etwa 4000 Arten sein, wovon etwa 185 Arten in Zentraleuropa anzutreffen sind: Die Gemeine Napfschildlaus, die Lorbeerschildlaus, die Oleanderschildlaus, die Kommaschildlaus und die San-José-Schildlaus, welcher es vor allem bei Obstbäumen gefällt, ebenso wie der Grossen Obstbaumschildlaus, um nur einige wenige zu nennen. Ein Gemisch von Rapsöl (2%) und Wasser wird gelegentlich bei Bäumen als Austriebsspritzung eingesetzt, um die Schwächeparasiten in Schach zu halten. Im Freien gehören Marienkäfer, Florfliegenlarven, Wanzen und Schlupfwespen zu den natürlichen Schildlausfeinden.
Wer sich mit den Schildläusen näher befasst, stösst auf Bemerkenswertes: Aus der Cochenillenlaus (Dactylopius coccus), die z.B. in Mexiko an Feigenkakteen (Opuntia coccinellifera) saugt, wird ein roter Farbstoff gewonnen. Diese Laus wurde zu Produktionszwecken züchterisch betreut und in viele Länder (Peru, Algerien und Spanien) verbreitet. Auch das in der Bibel erwähnte Manna ist Schildläusen zu verdanken. Es handelt sich um den Honigtau einiger Schildlausarten, die an Tamarisken vorkommen, und deren zuckerartiges Sekret die Beduinen in Verzückung versetzt. In Süd- und Südostasien liefert die Lackschildlaus (Laccifer lacca) den Schellack, der auf viele wunderschöne Handwerkerarbeiten aufgetragen wird. Ich besitze selber einige damit behandelte wunderschöne Döschen. Für 1 kg Lack braucht es 300'000 Schildläuse und der Lack wird tonnenweise produziert!
Wer wagt es da noch, Schildläuse pauschal als Schädlinge zu verunglimpfen?
wh.
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[1] Die Wachsblumen düngt man vom Frühjahr bis zum Herbst etwa alle 2 Wochen eher sparsam mit Blütenpflanzendünger. Wenn sie überdüngt sind, verlieren sie ihre Blühwilligkeit, haben sie zu wenig Nährstoffe, scheinen sie Schädlinge anzulocken.
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