Wohin soll man mit dem Weihnachtskaktus in unseren Breitengraden im Herbst, wenn er auf unserem Balkon so schön blüht?
A.
Antwort: Tatsächlich ist es schwierig, einer aus den Tropen stammenden Pflanze bei uns adäquate Lebensbedingungen zu verschaffen (der Weihnachtskaktus stammt ursprünglich aus Brasilien). Viele Krankheiten von Zimmerpflanzen und auch der Schädlingsbefall rühren davon her, dass es uns mit dem besten Willen nicht gelingt, die Lebensbedingungen exakt zu simulieren, die am Ursprungsort der Pflanzen, die wir zu Zimmerpflanzen umfunktioniert haben, herrschen.
Und doch möchten wir auf diese Pflanzen nicht verzichten. Insbesondere in geschlossenen Räumen helfen sie beim Klimatisieren mit; sie verwandeln unser ausgeatmetes Kohlendioxid (CO2) in Sauerstoff (O2) zurück und vermögen zum Teil sogar Baugifte etwas zu neutralisieren. Durch ihre Schönheit wirken sie auch aufs Gemüt. Laut der Feng-Shui-Philosophie, die aus dem alten China stammt, dienen sie auch zum Harmonisieren des Energieflusses. Auch in Europa sind sie zu festen Bestandteilen der Wohnungseinrichtungen geworden. Und es trifft sich ja so gut: Wenn wir uns aus klimatischen Gründen vom häufigen Aufenthalt im Freien ins Haus zurückziehen, können wir unsere "Exoten" gleich mitnehmen und damit ein Stück Natur in unsere 4 Wände hineinretten.
Das ist auch beim Weihnachtskaktus (Schlumbergera[1], früher: Epiphyllum = wie ein Blatt bzw. Zygocaktus) der Fall, dem Deine Frage gilt. Diese im Spätherbst bis Winter blühenden Kakteen erfreuen uns ausgerechnet zur trübsten Zeit mit ihren roten, rosa- oder rosafarbenen, gelben, orangen oder weissen Blütenpracht. Es sind meistens Kreuzungen verschiedener Schlumbergera-Arten.
Blattkakteen (die auch Gliederkakteen genannt werden) leben als Epiphyten (nichtparasitische Aufsitzerpflanzen) im tropischen Regenwald, haben im Sommer also gern einigermassen warm (um 20 °C oder auch etwas wärmer), wollen aber nicht direkt von der Sonne bestrahlt werden; unter dem Einfluss von zu viel Licht vergilben sie wie Papier... Wer schon einmal in einem tropischen Regenwald war, weiss dass es in seinem Innern nicht besonders hell ist und sogar bunte Farben sind im unteren Sektor des Dschungels selten. Doch die Weihnachtskakteen lieben jederzeit feuchte Luft, weil sie diese an ihre Heimat erinnert.
Die Triebe des Weihnachtskaktus haben zwischen dem frühen Frühjahr und Herbst die ergiebigste Wachstumsphase, und dann müssen sie mit genügend Regenwasser und Dünger versorgt werden; der Weihnachtskaktus liebt den Kalk gar nicht! Im Juli oder August muss man besonders darauf achten, dass der Weihnachtskaktus nicht zu sehr der Hitze ausgesetzt ist; ein halbschattiger Balkon kann sehr wohl als Aufenthaltsort geeignet sein, und das Blühen beweist, dass es der Pflanze bei Dir gefällt. Kühlere Temperaturen wirken sich auf die Blütenbildung günstig aus. Wenn es noch kühler und kalt wird, nimmt man die Pflanze ins Haus, schützt sie aber vor zu viel künstlichem Licht. Die bei uns schwache Wintersonne ertragen diese Pflanzen ohne weiteres. Wenn sich Sprossglieder rot verfärben, handelt es sich um ein Indiz für ein Übermass an Licht; schrumpfen sie aber, deutet das auf abfaulende Wurzeln hin, die zu nass hatten; wird zu wenig gegossen, werden Sprossen abgeworfen. Man muss die Symptome nur zu interpretieren verstehen! Bei der Veränderung des Standortes muss darauf geachtet werden, dass die Ausrichtung gegen die Sonne unverändert bleibt, ansonsten sich die Pflanze drehen muss und dadurch geschwächt wird.
Nach der Blütezeit sollte der Weihnachtskaktus nur noch sehr zurückhaltend gegossen und gedüngt werden; denn nun beginnt die Ruhephase. Wenn dann im Frühjahr die am Rand stark gezähnten Blattglieder erscheinen und die Knospenbildung einsetzt, wird wieder reichlicher gegossen. Es gefällt den Weihnachtskakteen, wenn sie jetzt täglich mit Regenwasser besprüht werden. Und alle 2 Wochen kann man etwas kalireichen Dünger geben. Als Substrat eignen sich Torfersatzstoffe, die mit etwa einem Viertel Sand vermischt werden (durchlässige Erde).
Weihnachtskakteen lassen sich leicht vermehren: Ein Stück aus mehreren Sprossengliedern steckt man in Erde, sorgt für eine Bodentemperatur von mindestens 20 °C und giesst einfühlsam.
h.
__________
[1] Der seit 1858 gebräuchliche Name Schlumbergera verweist auf den Kakteenliebhaber Friedrich Schlumberger.
*
* *