Was das Voltaren anbetrifft, über das Sie im Ratgeber schreiben, so kann ich nur sagen: Wenn bei Rückenschmerzen (wahrscheinlich Entzündung des Iliosakralgelenks) Fangopackungen, Arnikasalbe, homöopathische Mittel nichts helfen und man vor Schmerzen fast draufgeht, nimmt man halt in der Verzweiflung doch Voltaren und die Schmerzen verschwinden, wenn auch nur vorübergehend. Ohne das könnte ich jetzt nicht am PC sitzen und schreiben. Was tut man da? Momentan gibt es für mich nur 2 Möglichkeiten: entweder mit Schmerzen leben oder mit Voltaren.
R.B., CH-2300 La Chaux-de-Fonds
Antwort: Ihre Not ist begreiflich, nicht aber die Reduktion auf die beiden von Ihnen erwähnten Möglichkeiten. Dabei ist es durchaus verständlich, dass man bei akuten Schmerzanfällen zu einem Medikament greift, das für rasche Linderung sorgt.
Beim Iliosakralgelenk handelt es sich um die gelenkähnliche Verbindung zwischen Kreuzbein und Beckenknochen. Die von hier ausgehenden Schmerzen, die oft einfach als Kreuzschmerzen bezeichnet werden, sind oft angeboren oder die Folge von Beinverkürzungen und Fehlhaltungen; es sind aber auch zahlreiche andere Ursachen möglich (Tumorerkrankung, Verletzungen usf.). Es gilt also, die Ursachen genau zu ermitteln und zu behandeln, zum Beispiel durch Haltungskorrekturen, Spezialschuhe, physiotherapeutische Massnahmen, Yoga, Entspannungsübungen usf. Schmerzen sind immer Warnsignale, Alarmsignale. Sie teilen mit, dass etwas nicht mehr stimmt; aber wenn diese Mitteilung ständig erfolgt, könnte man sehr wohl darauf verzichten...
Nehmen wir einmal an, die Schmerzursachen seien durch vernünftige, angemessene Massnahmen nicht zu beheben, oder es handle sich um Chirurgieschäden. Dann wird man zu Schmerzmitteln greifen, zumal niemandem zuzumuten ist, mit starken Dauerschmerzen zu leben. Dadurch würde das Leben zur Hölle, und die Betroffenen könnten derart niedergedrückt werden, dass sie die Lebenskraft und den Lebensmut verlieren. Nur ganz wenigen Menschen kann es gelingen, durch Meditationstechniken aus dem buddhistischen Kulturraum die Qualen zu überwinden.
"Göttlich ists, den Schmerz zu stillen" (Claudius Galenus, 129199). Schmerzen haben die Menschen schon immer begleitet. Die Frage ist nur, ob es heute tatsächlich immer ausgerechnet Voltaren sein muss, wenn man sie beseitigen will. Auf keinen Fall sollte, schon des Gewöhnungseffektes wegen, über längere Zeit dasselbe Medikament eingenommen werden. Es existieren verschiedene Wirkstoffe, die als Schmerzmittel im Einsatz sind, gelegentlich auch als Kombinationspräparate (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Propyphenazon, Codein, Coffein und andere). Sie greifen auf verschiedenartige Weise in den Organismus ein und haben erhebliche Nebenwirkungen, vor allem auf die Beschaffenheit der Magen- und Darmschleimhaut, die porös werden können, bis zu Leber- und Nierenschäden sowie Schmerzmittel-Kopfschmerzen. Auch Suchtgefahren sind inbegriffen.
Bei chronischen Schmerzen sind oft ärztlich verordnete und richtig dosierte morphinähnliche Mittel (Opioide, die früher aus Opium hergestellt worden sind) die sinnvollere Lösung, was zeigt, dass die Natur im Prinzip auch für solche Fälle vorgesorgt hat. Opioide geben den Wirkstoff so langsam ab, dass keine Rauschzustände entstehen, und die Nebenwirkungen sind geringer. Sie haben keine entzündungshemmende Wirkung, nehmen aber auf die Weiterleitung und Verarbeitung der Schmerzinformationen zum und im Gehirn Einfluss. Opioide sind ausserordentlich wirksam, aber verhältnismässig arm an Nebenwirkungen (Verstopfung, gelegentlich Übelkeit oder Benommenheit).
Es empfiehlt sich vielleicht auch, einen Versuch mit Akupunktur und/oder einer Magnetfeldtherapie zu machen, was Sie offenbar noch nicht getan haben; jedenfalls sind diese in Ihrer Frage nicht erwähnt. Auch Kalzium und Vitamin D können nützlich sein. Demgegenüber sollte auf Fleisch, Zuckerwaren, Kaffee und Schwarztee verzichtet werden, damit der Körper nicht übersäuert und damit nicht für Entzündungen um so anfälliger ist.
Sie müssen für Ihren speziellen Fall nach der richtigen Lösung suchen; Sie in dieser Richtung zu motivieren, ist alles, was wir tun können. Voltaren schlucken und verzweifeln das ist kein empfehlenswertes Verhalten.
wh.
Reaktion der Fragestellerin
Vielen Dank für Ihre vielfältigen Bemühungen um meine Schmerzproblematik!
Dazu möchte ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Bei meinen Schmerzzuständen handelt es sich nicht um die üblichen Kreuzschmerzen, sondern um spezifische Beschwerden, die links vom Kreuz mit Ausstrahlungen in die Leistengegend und in die Beine auftreten und deren Ursache ich sehr wohl kenne: Jahrzehntelange Fehlbelastung infolge Gehbehinderung (gelähmtes linkes Bein) und damit einhergehender Wirbelsäulen-Verkrümmung (LWS-Syndrom). In letzter Zeit stelle ich fest, dass längeres Sitzen am PC die Schmerzen regelmässig verstärkt. Bis zu einer leichten Grippe vor etwa 2½ Wochen ging es mir jedoch recht gut, ich war praktisch schmerzfrei und machte eifrig meine Haltungsübungen. Dann kam dieser "Einbruch" (wie es mein Hausarzt nannte), und das Elend fing von vorn an. Seit gestern fühle ich mich Holz aalänge! wieder etwas besser und nehme nur 50 mg Voltaren im Tag, vielleicht schon ab morgen keines mehr.
Selbstverständlich habe ich Voltaren noch nie über längere Zeit eingenommen und bin auch jetzt wieder daran, die Dosierung zu reduzieren. Die Nebenwirkungen kenne ich sehr wohl, habe ich doch seinerzeit einiges mitbekommen, bis zu Todesfällen, die z.B. durch Voltaren retard verursacht worden waren. Ich habe also absolut den nötigen Respekt vor diesem oder ähnlichen Medikamenten. Überdies stört es mich gewaltig, dass dieses Medikament wie jedes andere mit grausamen Tierversuchen erforscht und entwickelt wurde.
Was Opioide angeht, so handelt es sich dabei um halb- oder vollsynthetische Substanzen (Endorphine) mit morphinartiger Wirkung, die wie das Morphin selbst Abhängigkeit erzeugen können. Mit Opioiden habe ich keine Erfahrung, dagegen mit Opiaten (enthalten Opium oder Opiumalkaloide, besonders Morphin) und zwar äusserst schlechte! Ein Notfallarzt hatte mir vor ein paar Jahren bei einer heftigen Schmerzattacke im Iliosakralgelenk ein Opiat, kombiniert mit Felden (Piroxicam), gespritzt, und ich erhielt dann von meinem Hausarzt noch 4 kleine Pillen für eine schmerzfreie Nacht (leider weiss ich nicht mehr, um welches Opiat es sich dabei handelte). Ich nahm nur eine einzige dieser rosaroten Pillen, da ich bei Medikamenten allgemein zu grosser Vorsicht neige, und entschwebte sofort, getragen von einer rosaroten Wolke, in einen tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen war mir sterbensübel und schwindlig. Auf allen Vieren kroch ich ins WC und glaubte, mein letztes Stündchen habe geschlagen. Vermutlich hatte ich eine Art von Kreislauf-Zusammenbruch mit plötzlichem Blutdruck-Abfall. Jedenfalls packte der Arzt, den ich in Panik angerufen hatte, die 3 restlichen Pillen stillschweigend wieder ein und wollte mir noch eine Spritze gegen Übelkeit verpassen, was ich empört ablehnte ("Bitte kein Gift mehr in meinen Körper!"). Da auch Opioide eine morphinartige Wirkung haben, würde ich es nicht wagen, zu solchen Mitteln zu greifen, und würde sie auch niemandem empfehlen. Wenn eine Medikamenteneinnahme schon sein muss, dann doch lieber Voltaren oder ein anderes Diclofenac-Präparat (und dabei so wenig als möglich); bei mir haben solche Substanzen wenigstens bisher keine gravierenden Nebenwirkungen hervorgerufen.
Wie gesagt gehören Haltungskorrekturen seit meiner Jugend zu meinem Leben, ebenso Physiotherapie, Entspannungsübungen usw. Akupunktur habe ich auch schon versucht, war schrecklich schmerzhaft und hat gar nichts bewirkt. Eine Magnetfeldtherapie wäre vielleicht noch in Betracht zu ziehen.
Auch Ameisensärue, lokal gespritzt, soll wirksam sein; ich werde das meinem Hausarzt vorschlagen, falls die Schmerzen sich wieder verstärken.
Überdies mache ich regelmässig ThermoPack-Anwendungen (Schweizer Jurahochmoorerde und Rheinischer Schiefergebirgs-Fango) und nehme Schwefelbäder. Ich empfinde das als sehr angenehm und schmerzlindernd. Ferner gehe ich zu einer Physiotherapeutin, die mich mit lockernden Massagen, aber auch muskelkräftigenden Übungen behandelt (letztere sollte ich auch zu Hause regelmässig machen und habe jetzt wieder damit begonnen, seitdem die Schmerzen dank Voltaren oder dank Packungen usw.? nachgelassen haben).
Fleisch esse ich schon seit 20 Jahren keines mehr, Zuckerwaren (ausser hie und da ein Stückchen Schokolade) kaum mehr, Kaffee trinke ich auch nicht. Bliebe noch der Schwarztee, die letzte Freude an einem regengrauen Morgen. Aber ich werde es mir überlegen.
R.B., CH-2300 La Chaux-de-Fonds
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