Ständig plagt mich ein unangenehmer Hustenreiz. Woher kommt er, und was kann ich dagegen tun?
L.U., CH-5001 Aarau
Antwort: Der Hustenreiz (Reizhusten, fachsprachlich: Tussis) kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine Erkältungskrankheit (die weniger mit Kälte als vielmehr mit einem schwach gewordenen Immunsystem zu tun hat) oder aber das Einatmen von Rauch beziehungsweise Abgasen, worauf viele Menschen sehr empfindlich, beinahe allergisch reagieren. Andere können beissenden Zigarettenrauch in die Lunge einziehen, ohne von Husten befallen zu werden. Sogar eine nervöse Überaktivität kann einen Reizhusten auslösen.
Der Hustenreiz, der keine Krankheit, sondern ein Symptom ist, kann auch auftreten, wenn eine Verunreinigung in die Atemwege eingedrungen ist und ausgeworfen werden muss; das ist mir kürzlich wegen eines Haselnuss-Häutchens passiert. In solchen Fällen ist der Husten ein Akt der Reinigung der Bronchialwege, genau wie beim Auswurf (Abhusten) von Schleim auch. Das ist eine sinnvolle Einrichtung: Durch einen Stimmritzenverschluss im Kehlkopf (Larynx) werden die Atemwege blockiert; es wird Druck aufgebaut und die Luft wird dann stoss- beziehungsweise explosionsartig abgegeben. Der trockene Hustenreiz (ohne Auswurf) oder ständige Räusperzwang kann aber auch auf eine Atemwegserkrankung hinweisen.
In der Naturheilkunde begegnet man dem Hustenreiz, dessen Ursache ergründet und entfernt werden sollte, mit Hustensirup oder -tropfen, schleimlösenden Wirkstoffen und Hustentee. Zur Linderung der Hustenreize geeignet sind Huflattich, Spitzwegerich, Isländisch Moos, Wollblumen, Lindenblüten, Eibischwurzel, Thymian (besonders bei Schleimbildung angezeigt), Quendel, Himbeer- und Brombeerblätter, Gundelrebe, Süssholz usf. Immunsystemstärkendes natürliches Vitamin C findet sich u.a. in Hagebutten, Sanddorn, Zitronen, Orangen, Kresse usf.
In der schulmedizinischen Praxis wird zur Reizhusten-Behandlung oft das Kombinationspräparat Codipront® (Codein und Phenyltoxolamin) verschrieben. Das darin enthaltene Codein besitzt eine den Hustenreiz hemmende (antitussive) Wirkung durch Betäubung des Hustenzentrums im Gehirn. Fragwürdig ist allerdings die Kombination von Codein (Methyläther des Morphins, benannt nach Morpheus, dem griechischen Gott des Schlafes), das im Schlafmohn vorkommt, mit dem H1-Antihistaminikum Phenyltoxolamin, da dieses die atemdepressive (die Atmung hemmende) Wirkung des Schmerz-, Betäubungs- und Beruhigungsmittels Codein wahrscheinlich verstärkt, was des Guten zu viel sein könnte. Ein weiterer unerwünschter Phenyltoxolamin-Effekt ist die Verfestigung des Bronchialschleims, wodurch das Abhusten erschwert wird. "Codipront® mono", welches ausschliesslich Codein als Wirkstoff enthält (also kein Kombipräparat ist), ist gegebenenfalls vorzuziehen. Weniger Nebenwirkungen hat der Wirkstoff Butamirat.
Gegen Bronchialasthma wird oft auch "Tricodein Solco" verschrieben. Es hat eine im Vergleich zu den erwähnten Medikamenten eher verstärkte Wirkung und basiert ebenfalls auf Codein (hier in Form von Codeinphosphat-Hemihydrat). Doch solche Symptombekämpfungen mit der chemischen Keule verhindern oft das Angehen der Ursachen. Wenn dieses unterlassen wird, ist das immer ein fataler Kunstfehler.
Walter Hess
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