Überall und jederzeit erreichbar
Schon ist das keine Sensation mehr. Wie anders noch vor 4 oder 5 Jahrzehnten. In meiner Familie gab es lange keinen persönlichen Telefonanschluss und auch meine Grossmutter hatte keinen. Meine Eltern mussten also einiges an Unsicherheit aushalten, wenn ich im Sommer mit dem Velo zu ihr in die Ferien fuhr. Erst in einigen Tagen bekamen sie Post von mir.
Wenn ich heute Menschen begegne, die mit dem Natel eins geworden sind, ihr Telefon so ans Ohr halten, als sei Mensch und Apparat eine Einheit, kann ich es kaum mehr verstehen, dass wir damals Angst vor dem Telefonapparat hatten. Mit ihm mussten wir lernen, uns einem Gespräch unmittelbar zu stellen.
Noch weiter zurück geht das Telefonerlebnis meines Nachbarn. Als Sohn eines Bauern, auf dessen Hof schon früh ein Telefon installiert worden war, musste er oft Anwohner an den Apparat rufen, wenn eine dringende Mitteilung anstand. Damals konnte noch für 20 Rappen eine Stunde lang telefoniert werden. Die Wartezeit fiel also nicht ins Gewicht. Einmal, erzählt dieser Mann, habe ihm der Vater aufgetragen, sofort die Herren X, Y und Z ans Telefon zu holen. Keuchend habe er den Auftrag ausgeführt. Die Männer seien ebenfalls im Laufschritt eingetroffen. Dann habe sie der Vater begrüsst:
"1. April! Aber jetzt nämed mer zämä eis."[1]
Rita Lorenzetti
[1] "Es war ein April-Scherz. Nun aber trinken wir zusammen einen Schluck."
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