Gibt es ein natürliches Mittel, mit dem sich Katzen vertreiben lassen, eine Art Gegenpol zum Baldrian, das Katzen ganz verrückt macht? Katzen klettern laufend auf unserem Auto herum und beschmutzen es.
H. H., CH-8032 Zürich
Antwort: Katzen sind interessante, liebenswürdige Tiere. Sie können tatsächlich aber auch zur Land- oder Stadtplage werden, besonders wenn sie ihre Exkremente an den dümmsten Orten platzieren – ein Sandhaufen ist ein bevorzugtes Katzenklo, weil diese Tiere ihre Ausscheidungen zu vergraben pflegen –, ferner wenn sie Gemüsebeete durchwühlen, Vögel und Eidechsen jagen, Krallen an Büschen und Bäumen wetzen, Kratzspuren an Fahrzeugen hinterlassen und diese verschmutzen usf. Im Sommer hat solch ein unerwünschter Gast ein Rotschwänzchennest auf etwa 2 m hohen Balken an der Wand unseres eigenen Abstellplatzes ohne Rücksicht auf Verluste radikal ausgeräumt. In solchen Fällen hat man schon Mühe, die Tierliebe aufrechtzuerhalten. Das Mausen aber interessiert moderne Hauskatzen kaum noch, weil sie in der Regel mit Büchsennahrung überfüttert sind; es geht ihnen nur noch um die spielerische Befriedigung ihres Jagdtriebes, der ja auch bei anderen Spezies vorkommen soll…
Sehr viele Pflanzen sind für Katzen giftig (Arnika, Buchsbaum, Efeu, Farne, Geranium, Lorbeer, Nadelbäume, Narzisse, Nelke, Robinie, Schlafmohn, Stechpalme, Tabakpflanze, Tulpe und viele andere mehr). Doch haben die intelligenten Tiere selbstverständlich gelernt, sich in der Umgebung von Pflanzen, die für sie giftig sind, schadlos zu halten, und zudem kann es ja nicht darum gehen, Katzen quälerisch zu vergiften. Und in Städten gibt es kaum Möglichkeiten, solche Pflanzen heranzuziehen.
Wer die Möglichkeit hat, kann die „Verpiss-Dich“-Pflanze beschaffen, eine Buntnessel-Hybride von Plectranthus caninus (syn. Coleus-Canin-Hybride) aus der Familie der Lippenblütler. Der Schöpfer dieser Züchtung ist der Pelargonien-Fachmann Dieter Stegmeier, Unteres Dorf 7, D-73457 Esslingen (Württemberg). Er kreuzte die nach Moschus riechende Plectranthus cinanus, die in Australien zur Abwehr von Wildkatzen und Wildhunden in Hausgärten eingesetzt wird, mit einer nach Menthol duftenden brasilianischen Plectranthus-Art (Quelle: Angaben von Heinz Scholz). Diese Pflanzen können in einem Topf bei etwa 10 °C überwintert und im Frühjahr wieder ausgepflanzt werden.
Von Baldrian , den Sie erwähnt haben, und auch von Katzenminze (Nepeta cataria L., Nepeta faassenii) werden Katzen magnetisch angezogen. Sie fressen diese Pflanzen gern, denn sie brauchen Gräser oder andere Pflanzenfasern, damit sie verschluckte Haare wieder herauswürgen können. Sie reiben sich an den erwähnten Pflanzen und wälzen sich auf abgebrochenen Pflanzenteilen. Anderseits gibt es einige wenige Pflanzen, deren Geruch für die Katzen ein Greuel ist: die Weinraute (Ruta graveolens) und der Balkan-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum). Aber man kann ja auch nicht die ganze Hausumgebung mit diesen Pflanzen bestücken oder diese inklusive den Autoabstellplatz mit dornigen Ästen von Akazien, Stechpalmen und -ginster vor den Katzen schützen. Deshalb muss man gelegentlich zu abschreckenden Methoden Zuflucht nehmen: Zu einem Wasserstrahl oder einem kalten Guss aus einem Wassereimer. Das mögen Katzen überhaupt nicht.
Die Frage, ob man fremde Katzen auf dem eigenen Grundstück dulden muss, ist schon von vielen Gerichten behandelt worden. Katzen müssen Auslauf haben; es wäre kein tierfreundliches Verhalten, sie den ganzen Tag im Haus einzusperren. Hält man sie artgerecht und lässt man sie ins Freie, können sie kaum beaufsichtigt werden, und an Grundstücksgrenzen halten sie sich überhaupt nicht. In der Regel inszenieren sie auf ihren Wanderungen Bagatellschäden, die aber, wenn sie ein gewisses Ausmass erreichen, nicht hingenommen werden müssen. Irgendwann ist die Duldungspflicht überschritten. Wenn gravierende Sachbeschädigungen vorkommen, wird der Katzenhalter schadenersatzpflichtig. Dementsprechend sind Katzen auch häufig eine Ursache von nachbarschaftlichen Streitereien.
Man erweist sich wohl selber, den Nachbarn, der Umwelt und den Katzen den besten Dienst, wenn man sich die Katzenhaltung gut überlegt und sich diesbezüglich die auch aus ökologischen Gründen gebotene Zurückhaltung auferlegt.
Walter Hess
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