Der Komposthaufen
Hinter grünbemoosten Brettern,
wo der Garten sich verliert,
hebt sich aus verjährten Blättern
abgeschieden das Geviert.Kürbisschalen, Blumenreste,
faule Frucht und welkes Kraut,
nasse Strünke, dürre Äste,
Eingeweide, Schuppenhaut,bleiche, preisgegebne Dinge,
abgeschabt und ausgebeult
Würmer, Asseln, Engerlinge
wimmeln, Wesen engverknäult.Oben summen Tausendschwärme
bläulich schillernd durch den Dunst,
unten in der dunklen Wärme
gärt und brodelt stumme Brunst.Unablässiger Entfaltung
urgeheimes Schöpfungsbett
und in heiliger Umgestaltung
quillt es schwärzlich, feucht und fett.Wage nur, dem schwarzen Schosse,
Liebender, dich anzutraun!
Wirst die alterslose, grosse
Mutter, Braut und Schwester schaun.Leben preist sich überschwänglich!
Wie ein ewiges Lobgebet
ist die Wollust unvergänglich,
und die Brautnacht dauert stet.Werner Bergengruen
*
* *