Donnerwetter von der Kanzel
In seiner Jugendzeit erlebte der Autor ein fürchterliches Donnerwetter eines Pfarrers von der Kanzel. Wie kam es dazu? Zunächst muss gesagt werden, der besagte Pfarrer stammte aus einer Nachbargemeinde. Er vertrat den hiesigen Gottesmann und war wegen seiner markanten Reden gefürchtet. Es war am zweiten Sonntag als er mit bitterböser Miene die Kanzel betrat und gleich lospolterte. „Es ist eine Unverschämtheit, wie wenig heutzutage in den Klingelbeutel kommt. Am letzten Sonntag fand ich sogar einen Hosenknopf. Der edle Spender soll in sich gehen, sonst wird ihn die Strafe von oben treffen.“ Es folgten sehr markige Worte, die man nicht unbedingt wiedergeben kann. Die Gläubigen waren völlig zerknirscht. An diesem Sonntag war der Klingelbeutel randvoll und das Gewissen erleichtert.
Und noch eine andere Geschichte zu diesem Thema: Ein Pfarrer aus Murg D beschwerte sich eines Tages, dass die in den Klingelbeutel geworfenen Münzen so einen Krach machen. Er forderte die Kirchenbesucher auf, Scheine in den Beutel zu werfen. Dann wäre das Lärmproblem gelöst.
Der verlorene Geldschein
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Autor zum Kolonialwarenhändler geschickt, um Brot und Milch zu kaufen. Aber oh je, der 20-Mark-Schein, den die Mutter mitgab, war verschwunden. Alles Suchen half nichts. Zu Hause gab es ein kurzes Donnerwetter. Schliesslich ging die Mutter des Autors zum Pfarrer und beklagte sich, dass in diesen Zeiten keine ehrliche Seele mehr zu finden sei. Der Pfarrer versprach ihr, den Leuten am Sonntag von der Kanzel herab die Leviten zu lesen. Er forderte mit eindringlichen Worten den Finder auf, den Schein anonym an das Pfarrhaus zu schicken. Dies geschah dann auch. Damals hatten noch die Worte des Pfarrers Gewicht, er war eine Respektsperson und auch ein Vorbild.
Heinz Scholz
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