Anekdoten, die das Leben schrieb
Heiss auf Sahne
In vielen Cafés sieht man des öfteren ältere, etwas beleibte Frauen, die Unmengen von Schwarzwälder Torten, Käsesahneschnitten mit einer Extraportion Sahne vertilgen. Man könnte denken, diese Frauen hätten nie etwas von gesunder Lebensweise gehört. Eines Tages wurde der Autor jedoch in einem Freiburger Café eines Besseren belehrt. Er belauschte ein Gespräch zwischen 2 älteren Damen am Nachbartisch. Belauschen ist nicht der richtige Ausdruck, denn die Frauen unterhielten sich ziemlich lautstark, so dass jeder Schwerhörige etwas mitbekommen hätte. So sagte also die eine Dame: „Ich ess für mein Leben gern Sahne, dazu noch eine Schwarzwälder.“ Meinte die andere: „Ich verzichte auf diese Kalorienbomben, so halte ich mein Idealgewicht. Ich hab auch gehört, die Sahne treibe den Cholesterinspiegel in die Höhe.“ Die Person, die eifrig Kuchen hineinstopfte, entgegnet wie aus der Pistole geschossen: „Da mache ich mir keine Gedanken. Mein Mann, der nicht rauchte, sehr mager ass und sonst einen gesunden Lebenswandel führte, ist schon etliche Jahre tot und ich lebe immer noch.“
Wenn Frauen Männer suchen ...
Im „Wochenblatt“ (Ausgabe Lörrach, Datum nicht mehr bekannt) fand sich folgende Anzeige einer Witwe: „ ... Suche einfühlsamen, reisefreudigen und musikliebenden 50−60-Jährigen. Bedingung: Impotent.“
Man wundert sich immer wieder. Bei Frauenvereinen oder Hausfrauenvereinen sind sehr viele Witwen. Viele dieser Frauen stellen Ansprüche an einen Zukünftigen, da kann man nur den Kopf schütteln. Kürzlich sagte doch eine Witwe zu einer Bekannten von mir: „Geld muss er schon haben, auch reisefreudig muss er sein, tanzen sollte er können und nicht knauserig sein. Heiraten oder ein Zusammenleben ohne Trauschein kommt nicht in Frage. Ich möchte nämlich nicht seine dreckige Wäsche waschen.“
Sie fühlte sich so jung
Kürzlich feierte in Schopfheim eine liebe Oma ihren 84. Geburtstag. Eine Verwandte berichtete mir, wie solche Geburtstagsfeiern ablaufen. Sie wendet einen Trick an, der ihr das Gefühl gibt, nicht so alt zu sein. Sie lädt an ihren Geburtstagen jenseits von 80 immer ältere Damen ein. So auch an ihrem 84. Die älteste Dame hatte das stolze Alter von 92 Jahren. Sie sagt dann immer: „Ich fühle mich so jung, wenn ich von älteren Bekannten und Freunden umgeben bin.“
Oder ein anderes Beispiel: Ein Mann, der auf die 60 zugeht, meinte einmal zu mir: „Wenn ich mich so richtig alt fühle, dann gehe ich ins Säckinger Kurbad, da schwimmen immer so viele runzlige Leute jenseits von 70 herum. Ich bin oft der Jüngste im feuchten Nass, dann wird mir klar, so alt bin ich noch nicht.“
Holt mich der Sensenmann
Während eines Schülertreffens sagte eine 70-Jährige zu ihren ehemaligen Schulfreundinnen: „Jetzt kommen wir bald in das Alter, wo uns der Sensenmann holt.Wenn ich meine, es sei soweit, dann sage ich immer wieder: ‚Hol zuerst meine Schwiegermutter, die ist schon über 90!’“ Die Hochbetagte, die einen unglaublichen Sinn für Humor hat, meinte, als sie die Sprüche ihrer Schwiegertochter hörte: „Recht hast Du, schicke ihn zuerst zu mir!“
Er ass mit viel Freude
Ein 90-Jähriger verschmähte schon seit Jahren Fleischkost, er ass nur sein Süppchen, etwas Salat und püriertes Obst. Eines Tages packte ihn der Heisshunger. Er meinte: „Da ich in 14 Tagen sterbe, will ich wieder Schnitzel essen.“ Die Verwandten schüttelten ungläubig den Kopf, sie gingen jedoch auf den Wunsch des Hochbetagten ein. Sie brutzelten ihm täglich ein Schnitzel oder servierten ihm andere Fleischgerichte. Der Mann futterte, dass es eine wahre Freude war, ihm zuzusehen. Er nahm wieder zu und hatte ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Verwandte und Bekannte glaubten nicht an die Prophezeiung, sie meinten vielmehr, der 4. Frühling wäre bei ihm ausgebrochen. Nach 14 Tagen erfüllte sich die Vorhersage. Unser Uropa starb friedlich in seinem Bettchen. Nun fielen etliche Verwandte über die Köchinnen her und meinten, sie hätten ihn zu Tode gefüttert und ohne diese Fleischkost wäre er sicherlich 100 geworden.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie Menschen ihren nahen Tod voraussehen. So war dies auch bei einem 82-jährigen Lörracher der Fall. Er fühlte sich noch wohl, machte kleine Wanderungen und zeigte noch grosses Interesse an Nachrichten der Gemeinde und aus aller Welt. Eines Tages äusserte er, er lege sich jetzt ins Bett, er möchte sich auf den nahen Tod vorbereiten. Die Angehörigen konnten es nicht glauben. Aber nach 3 Wochen war seine Zeit tatsächlich gekommen.
Lernwillige 90-Jährige
Einer 90-jährigen Schwester der „Helferinnen des Heiligen Geistes“ in Basel wurde nahegelegt, zu kündigen. Die rüstige alte Dame wollte nicht abgeschoben werden. Sie kaufte sich einen Computer und belegte einen Office-Kurs, den die wohl älteste Computerschülerin der Schweiz bald darauf erfolgreich abschloss. Die Schwester will nun in ihrer Freizeit für die Kirche und für ihre Helferinnen Flugblätter und Prospekte gestalten. „Da ist die Schreibmaschine doch überholt. Für die Propaganda ist dieser moderne Apparat doch die beste Visitenkarte“, erklärte die 90-Jährige.
(Quelle: BASLERstab vom 2.5.1997.)
Heinz Scholz
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