Beim Surfen auf astronomischen Seiten bin ich auf die Nasa-Site "Space Weather now" aus dem Space Environment Center gestossen. Was versteht man unter dieser ausserirdischen Wetterform?
A.U., CH-5430 Wettingen
Antwort: Wettervorhersagen sind ein allgemeininteressantes Thema. Man wünscht sich manchmal Regen für den Garten, man hofft auf Sonne, weil eine Wanderung bevorsteht und hofft auf Schneefall, um Ski fahren zu können. So viel zur Lage auf der Erdoberfläche. Doch wer will schon wissen, wie das Weltraumwetter war, ist oder wird? Die Nasa führt tatsächlich eine entsprechende Internetseite: http://www.sec.noaa.gov/SWN/ Dort liest man neben Illustrationen über Sonnenwind, geomagnetische Stürme und über Radio-Blackouts; die bekannten personell bedingten Blackouts der Radiostationen fallen nicht darunter... Aber Strahlungsausbrüche auf der Sonne können unsere technischen Kommunikationssysteme und sogar die Umlaufbahnen von Satelliten in unerwünschter Weise beeinflussen.
Die meteorologischen Elemente, die zu unseren altvertrauten Wettervorhersagen führen, sind z.B. Luftdruck, Luftdichte, die Lufttemperatur, Windstärke und Windrichtung, Sonnenstrahlung, Bewölkung, Luftfeuchte und Niederschlag. Die Grosswetterlage im erdnahen Weltraum aber wird durch verschiedene astronomische Erscheinungen beeinflusst: Durch das solare Flackern (Flares), das die Folge heller Ausbrüche in der oberen Sonnenatmosphäre ist und häufig in Verbindung zu aktiven Sonnenfleckengruppen steht, sodann durch CMEs, also koronaren Massenejektionen (grosse Blasen aus ionisiertem Gas, die ein eigenes Magnetfeld besitzen), ferner durch Sonnenwinde und kosmische Strahlung. Das sind einige Elemente, die das Weltraumwetter im Rahmen der vielschichtigen Wechselwirkungen der Magnetosphäre, Ionosphäre und weiterer Phänomene bestimmen.
Die ausserirdischen Wetterprognossen sind ungleich schwieriger zu erstellen als die irdischen, wie sich aus dem Gesagten ohne weiteres ergibt. Vor allem sind Weltraumwetter-Vorhersagen nur dann möglich, wenn unter anderem verstanden wird, was während eines Sonnensturms abläuft. Auch die UV-Strahlen der Aktivitätsgebiete müssen verfolgt und interpretiert werden.
Selbst das Prophezeien des Erdenwetters bereitet unseren studierten und intuitiv arbeitenden Wetterfröschen grösste Mühen, obschon infolge der ständigen minuziösen Beobachtung der meteorologischen Vorgänge seit Menschengedenken der Erfahrungsschatz riesig geworden ist. Er erstreckt sich tief hinein ins Muotathal im Schweizer Kanton Schwyz, wo die bekanntesten Muotathaler Wetterfrösche überlebt haben, eine weitblickende Gruppe von naturkundigen Leuten, welche Vorgänge in der Biosphäre genau beobachten und aufgrund von Erfahrungen interpretieren.
Wie die Geschichte, so interessiert das Weltraumwetter vor allem deshalb, weil auch es Auswirkungen auf unseren Alltag hat. Um solche solar-terrestrischen Zusammenhänge zu ergründen, werden im Rahmen des International Solar-Terrestrial Physics Program (ISTP) seit 1992 von den Raumfahrtagenturen Europas, Japans, Russlands und den USA an unterschiedlichen Stellen inner- und ausserhalb der Erdmagnetosphäre Raumsonden platziert: die Satelliten Geotail (Japan/USA), Akebono und Yohkoh (Japan), Wind, Polar, Fast und ACE (USA), Interball (Russland), Equator-S (DLR [1] ), Ulysses sowie Soho und Cluster (ESA/NASA).
Auf die irdischen wie auch auf den Weltraum trifft diese Feststellung zu: Die Wetterprognosen könnten durchaus einige Präzisierungen ertragen. Der dänische Atomphysiker Neils Bohr (18851962), Begründer der Quantentheorie, soll einmal gesagt haben, Vorhersagen seien äusserst schwierig, vor allem jene, die sich mit der Zukunft befassen...
Die Klimaforschung darf hier bedenkenlos einbezogen werden. Denn die mit vielen Fragezeichen behafteten Wetterprognosen für die nächsten Tage beweisen allzu häufig, dass weder alle Parameter, die ihre Einflüsse ausüben, noch die Gesetzmässigkeiten, denen diese Grössen unterliegen, bekannt sind. Klimaforscher wollen noch nicht einmal herausgefunden haben, welche Auswirkungen die enormen durch die Menschheit inszenierten Abgase (CO2) zur Folge hatten, haben und haben werden. Deshalb bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die eigenen Wahrnehmungen zu verlassen, eigene Interpretationen vorzunehmen und damit in den Fussstapfen der Muotathaler Wetterfrösche zu wandeln, allenfalls unter Einbezug des Flackerns auf der Sonne, das im Netz abrufbar ist. Die Trefferquote ist mit jener der offiziellen Prognosen vergleichbar.
Tx.
[1]Beim DLR handelt es sich um das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., dessen Homepage durchaus einen Besuch verdient: www.dlr.de
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