Soeben habe ich in den Kontrapunkten die makabre Bakterien-Story entdeckt. Dazu ist mir noch etwas in den Sinn gekommen: In den ARA (Abkürzung für Abwasserreinigungsanlagen, Klärwerke) werden doch auch Bakterien eingesetzt; diese sollen alle Gifte, welche die Menschheit - besonders die Industrie - in ihrem Abfall hinterlässt, wenn möglich ratzekahl wegfressen (was auch nicht immer gelingt). Unter diesen Toxinen gibt es vermutlich auch Bakterien. Ich frage mich, welche stärker sind: die von uns (mehr oder weniger unfreiwillig) hinterlassenen oder die als Killer eingesetzten? Ferner frage ich mich, ob die zur Abfallentsorgung gezüchteten Bakterien nicht ihrerseits wieder eine Gefahr für den Menschen bilden könnten.
P.A., CH-4501 Solothurn
Antwort: Unter den Toxinen gibt es keine Bakterien, sondern Toxine sind wasserlösliche, giftige Produkte des Stoffwechsels von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen selbst, die abhängig von dem jeweiligen Substrat (Schadstoff) sind. In der Abfallentsorgung oder in der ARA werden keine Mikroorganismen "gezüchtet", sondern es handelt sich um Mikroorganismen, die ohnehin in der Atmosphäre und in jedem natürlichen Wasser vorhanden sind, nur in erheblich geringerer Konzentration. Eine ARA spielt letztlich die Natur nach, nur unter verschärften Bedingungen. Mikroorganimsen "fressen" nichts "ratzekahl", sondern sie sind lediglich in der Lage, grössere Moleküle in kleinere Elemente zu überführen und Teile davon für ihren Energiehaushalt und ihren Aufbau zu verwenden, was letztlich der ideale Umweltschutz ist.
Die als "Killer" eingesetzten und die von uns hinterlassenen Mikroorganismen sind in der Regel identisch, da es in dem Sinn keine "eingesetzten" Bakterien gibt! Diese kommen von ganz allein bei den für sie günstigen Betriebsbedingungen, genau wie es Fliegen auf jedem Misthaufen gibt, ohne dass man diese dort "einsetzt".
Wir hoffen, Ihnen mit diesen Angaben dienlich gewesen zu sein.
Dr. Yavuz Oezoguz
Oberingenieur
Institut für Umweltverfahrenstechnik - Universität Bremen
Postfach 330 440
D-28334 Bremen
E-Mail: yavuz@iuv.uni-bremen.de, http://www.iuv.uni-bremen.de
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