Farbe der Frische mit Beziehung zum Holz: Nussbaumlaub (Walnuss) mit heranreifenden Nüssen in Grün [Textatelier-Archivaufnahme]
Die Farbe Grün: Aktivierend und beruhigend
Die Herzensfarbe Grün ist nicht nur die Farbe der Hoffnung, sondern nach Feng-Shui-Lehre auch die Farbe des Frühlings, der Frische und der Gelassenheit. Sie gehört nach dem Konzept der 5 Elemente (oder Wandlungsphasen) zum Holz, ist demzufolge, der Wachstumsrichtung der Bäume und der übrigen Pflanzen entsprechend, nach oben und rundherum nach aussen gerichtet. Das bedeutet Expansion, vegetative Kraft, natürliches Reifen.
Zimmerpflanzen werden unter anderem dazu eingesetzt, den Qi-Fluss nach oben zu lenken, etwa am Fusse einer offenen Treppe. An die Fassade eines riesigen, rechteckigen fensterlosen Lagerhausklotzes im aargauischen Dintikon (Strecke Lenzburg – Wohlen AG, Schweiz) wurden stilisierte Bäume mit senkrechten Ästen gemalt, um dem Blick und der durch die Betonwand gestauten Energie einen Ausweg nach oben zu bahnen.
An Formen, die zum Grün passen, sind zylindrisch, schmal, lang und hoch zu nennen, und die dazu gehörenden Himmelsrichtung ist Osten (Morgen). Die Zahlen: 3 und 8.
Trotz der enormen Kraft, welche dem Grün mit seiner mittelwelligen Strahlung (560-490 nm, Nanometer) innewohnt, gehört es zusammen mit dem Blau, Beige und Rosa zu den passiven Yin-Farben, also zu den kühlen Tönen (im Gegensatz zu den Yang-Farben, das heisst den warmen Farben wie Rot). Das Grün kann sowohl aktivieren als auch beruhigen, Stabilität vermitteln. Ein nahe liegendes Beispiel: Das Betrachten der grünen Schreibtischunterlage nach dem starren Blicken auf den Bildschirm kann eine Wohltat sein; allerdings ist das Grün hier meistens etwas zu dunkel.
Grün wird zum Zwecke der Entspannung überhaupt gern in Arbeitsräumen eingesetzt, und dort kann es für Stressbewältigungen und zur Verbesserung der Atemluft denn auch nicht genug grüne Pflanzen geben. Der vielen Pflanzen wegen geht man schliesslich auch gern „ins Grüne“. Viel Grün im Umfeld des Wohn- und Arbeitshauses ist deshalb erwünscht, wenn möglich kombiniert mit dem Blick aufs Wasser. Im Schlafzimmer können sanfte Grüntöne ebenfalls zur Beruhigung beitragen.
Das Grün kann über die Beeinflussung der Hormone produzierenden Hirnanhangdrüse (Hypophyse) mithelfen, über die Steuerung der übrigen Drüsenfunktionen den Stoffwechsel zu beeinflussen; es bringt u.a. Leber und Milz ins Gleichgewicht. Es gilt als Heilfarbe, verweist auf die mit Pflanzen bewachsene Natur, die für praktisch jede Gesundheitsstörung die richtige Arznei für denjenigen bereithält, der sie zu nutzen versteht.
Das Farbempfinden ist bei jedem Menschen individuell ausgebildet, und zudem wechseln die Empfindungen auch je nach dessen Zugehörigkeit zu den Elementen. Grundsätzlich sollte jedermann jene Farben und Farbtöne wählen, die ihm am besten zusagen. Zudem entfalten die unendlich vielen Grüntöne zwischen dem kalten Blaugrün und leuchtenden Gelbgrün einen unterschiedlichen Einfluss.
Farben wirken ununterbrochen auf uns ein, ob wir wollen oder nicht, und entfalten ständig eine farbtherapeutische Wirkung, die uns günstig oder ungünstig beeinflusst, unser Leben verschönert oder erschwert – und dazwischen sind alle Nuancen.
Vor allem die bis in die einst ruhigsten Gebiete vorgedrungene Werbung überschüttet uns ständig mit einem schrillen Farben-Cocktail, der uns kaum noch Ruhe finden lässt. Bei der Umweltverschmutzung mit grellen, blinkenden Farben in chaotischen Turbulenzen, ferner mit Lärm von Motoren und elektronischen Geräten, Abgasen, Elektrosmog usw. muss für die Gestaltung der eigenen Lebensräume heutzutage tatsächlich mehr Sorgfalt denn je aufgewandt werden, damit wir uns erholen können. Wir müssen lernen, die mit unseren eigenen Bedürfnissen übereinstimmenden Farben in unserem Reich gezielt einzusetzen. Heute sind – im Gegensatz zur beschaulicheren Vergangenheit – wohl in der Regel eher Massnahmen angezeigt, die der von Hyperaktivität befallenen Bevölkerung zur Beruhigung dienen, und hier hat das Grün seine intensivierte Aufgabe. Im Freien ist es die Farbe, die mehr und mehr von einem tristen Grau verdrängt wird, aus dem die Regenbogenfarben verbannt sind.
Dafür wird das Grün häufig für Werbezwecke eingesetzt und – wie jede andere Farbe – für politische Positionsmarkierungen genutzt und oft genug zur Täuschung eingesetzt: Grün lässt auf ökologisches Verständnis schliessen, das doch eigentlich bei allen politischen Parteien vorhanden sein müsste. Politiker, die sich als „grün“ bezeichnen und sich dennoch nicht vorwiegend für die Belange der Natur (Pflanzen, Tiere, Lebensräume) einsetzen, vergewaltigen eine grossartige Farbe, mit welcher die Natur so verschwenderisch und geschickt umgeht, so lange wir ihr das ermöglichen.
Lernen wir von ihr, lassen wir uns vom Feng Shui inspirieren und tun wir selber unser Möglichstes im Interesse des Grünen!
Walter Hess
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