Textatelier
BLOG vom: 27.12.2005

Rekruten-Aushebung: Invasion der kränklichen Weicheier

Autor: Walter Hess
 
Was tut man doch nicht alles zur Stärkung der heranwachsenden Generation: Es beginnt bei der vorgeburtlichen Diagnostik, der zur chirurgischen Operation umfunktionierten Geburt, an die sich die Verabreichung ganzer Impfpakete anschliesst. Bald einmal beginnt die Phase der Einschulung, bei der Körper und Geist anstrengungslos trainiert werden. Die körperliche Ertüchtigung, kurz „Sport“ genannt, hat in den letzten Jahren zunehmend mehr Bedeutung erhalten. An Turnhallen und Sportanlagen besteht kein Mangel. Die Ernährungsindustrie bietet Futter mit Zusatz-Gesundheitsnutzen an. Die traditionellen Familien werden zunehmend durch professionelle Betreuungsorganisationen abgelöst. Und das so genannte Gesundheitswesen lässt im Bedarfsfalle keine Wünsche offen.
 
Man müsste bei all diesen als geradezu ideal anmutenden Voraussetzungen annehmen, dass daraus lauter vor Gesundheit strotzende Menschen hervorgehen würden, vielleicht abgesehen von einigen Menschen mit einem schicksalhaften Geburtsgebrechen. Doch das Gegenteil ist der Fall, wie an den Rekrutierungen in der Schweiz abzulesen ist, die seit je als Indiz für den Gesundheitszustand der Bevölkerung gelten: Seit Jahren wird der Stempel „Dienstuntauglich“ häufiger benützt: Laut der Weihnachtsbotschaft der „NZZ am Sonntag“ am 25. Dezember 2005 sind jetzt „40 % der jungen Männer militärdienstuntauglich“: Kaputte Knie, kaputte Rücken, Übergewicht, Psychoschäden. Seit 1994, also in rund 10 Jahren, hat sich die Ausfallquote verdoppelt. Nach der Feststellung von Oberfeldarzt Gianpiero Lupi sind die jungen Männer heute psychisch und physisch weniger fit als vor 10 Jahren. Und man kann beifügen: Jene waren schon weniger robust als ihre Vorgänger.
 
Das Ergebnis der Rekrutierung deckt sich mit bekannten Zuständen, die aus den ständig überproportional wachsenden Krankheitskosten abgelesen werden können: Die Menschen werden zunehmend behandlungsbedürftiger, also kränker. Was läuft denn da ab, wenn aus Hartgesottenen zunehmend Weicheier werden, die bald einmal keine Schale mehr haben, wenn die Karriere als Chronisch-Kranker bereits in der Jugend gestartet wird? Wer nach einem einzelnen Grund sucht, wird nicht einsichtig. Solch gravierende Vorgänge sind nur möglich, wenn überhaupt nichts mehr stimmt – medizinisch würde man das als „multifaktorielles Geschehen“ bezeichnen.
 
Früher sprach man von Zivilisationskrankheiten: Zuckerkrankheit, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Rheumatismus, Allergien, Krebs, psychische Störungen. Die heutigen Lebensbedingungen sind krank und krankmachend – die heutige globalisierte Zivilisation ist eine Krankheit per se. Die Eingriffe ins höchst empfindliche System Kleinkind durch Impfcocktails leiten das Verhängnis ein. Der Sport ist meistens auf eine übertriebene Leistung statt auf Gesundheitswert ausgerichtet. Die Ernährung verabschiedet sich von Naturprodukten und wird vermehrt zu einer Mischung aus sinnesbetörenden Synthetikelementen. Und die nach schulwissenschaftlichen Grundsätzen betriebene Medizin hat die sanften Naturheilmittel durch Chemiekeulen ersetzt, die von Warnhinweisen begleitet werden müssen. Der Feminismus seinerseits hat Spaltkeile ins Ordnungssystem „Familie“ getrieben, was zu Entwurzelung und Haltlosigkeit mit all ihren Begleitexzessen führt. Die Unterhaltungsindustrie fördert Gewalt und Aggression, folgt den grundfalschen Vorbildern.
 
Die Resultate sind aus den Ergebnissen der militärischen Aushebungsverfahren und der Krankheitskosten abzulesen. Es ist erschreckend, was ein paar Jahrzehnte Fehlentwicklung für Folgen haben können. Und noch viel erschreckender ist der Umstand, dass kaum jemand daran zu erinnern und aufzuzeigen wagt, wie es so weit kommen konnte. Wenn die Diagnose fehlt, kann auch keine Heilbehandlung eingeleitet werden.
 
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