BLOG vom: 08.01.2006
Hipphipphurra – Toni Brunners Buureradio.ch isch jetz doo!
Autor: Walter Hess
„Buureradio.ch – die ganz Schwiiz hett druf gwartet. Jetz isch es do. Für Eu am Mikrofon: Die Köbi Fründ“ (...die ganze Schweiz hat darauf gewartet. Jetzt ist es da. Für Euch am Mikrofon: Jakob Freund). Und auch Chefredaktor und SVP-Nationalrat Toni Brunner (31) doppelt gelegentlich nach: „Di ganz Schwiiz hett druf gwartet.“
Ich zähle mich auch zur Schweiz, habe aber nicht auf dieses Buureradio gewartet. Dieses Warten erübrigte sich in meinem Fall deshalb, weil ich nicht wusste, dass es kommen würde. Am 28. Dezember 2005 war es plötzlich da, und ich bin froh, dass es da ist. Zwar bin ich nicht Bauer; die bäuerliche Abstammung habe ich meiner Frau überlassen. Doch habe ich viel Sympathie zum urwüchsigen Bauerntum und bin selber dort aufgewachsen, wo das Buureradio (Bauernradio) entstanden ist: im Toggenburg.
Das Buureradio („für d’ Senne und d’ Henne“) erinnert mich ein wenig an Radio Beromünster, wie es sich noch in den 50er- und 60er-Jahren präsentierte: Viel Schweizer Volksmusik, einige Nachrichten, Berichte übers Leben in Stadt und auf dem Land – Bäuerinnen und Bauern erzählen aus ihrem Alltag – und gelegentlich eine Lesung aus bodenständiger Literatur. Im Moment liest Vreni Kneubühl aus dem „Condor“, eine berndeutsche Geschichte im Buureradio. Und das Schwingen war wichtiger als der Fussball.
Doch zum Hören des Buureradios kann man keine ausrangierten Radioapparate wiederbeleben, es ist ausschliesslich übers Internet zu empfangen. Das braucht schon gewisse technische Voraussetzungen, und wenn man die ländlichen Töne zwecks weiterer Steigerung der Milchleistung der Kühe in den Stall übertragen will, ist das komplizierter als wenn man nur einen Empfänger aufzustellen braucht. Ich bin Internet-mässig ziemlich auf dem Stand der Technik. Wenn ich aber grössere E-Mail-Brocken versende oder empfange, kann es vorkommen, dass die Töne aus Ebnat-Kappel SG vorübergehend verstummen, weil die Übertragungskapazitäten überstrapaziert werden. Aber das wird sich schon noch ergeben. Die Sache beschleunigt sich ja laufend. Jedenfalls ist die Empfangsqualität von bester Güte.
Was mir bisher positiv aufgefallen ist: Die Buureradio-Sendungen werden nicht durch endloses Werbegeplapper unterbrochen. Die Werbung fand – jedenfalls bisher – ausschliesslich auf der Webseite http://sta.buureradio.ch/ statt, wo etwa für den Subaru, ein Analytiklabor aus dem Bereich Pflanzenbau und die Euterwolle „agroclean“ geworben wird. Und auf dem Bildschirm wird auch aktuell jedes aktuell laufende Element angezeigt. Zudem kann man daraus die Bedeutung von unbekannten Abkürzungen erraten. So bedeutet SÖQ = Schwiizerörgeliquartett – ich habe dies während des Schwarzenburger Marschs, gespielt vom SÖQ Burch-Berchtold, gelernt.
Für dieses alternative Buureradio von Toni Brunner, einem sympathischen, zupackenden Bauern, bauernschlauen und schlagfertigen Politiker und nun auch offensichtlich talentierten Radiomacher, bin ich auch deshalb dankbar, weil ich das durchamerikanisierte Radio DRS1 bei wenigen Ausnahmen wie dem „Echo der Zeit“ kaum noch ertrage. Ich möchte zwar auch nicht den ganzen Tag Ländlermusik und Jodellieder hören, aber fast ausschliesslich das Pop-Geschrei aus den US-Tonlaboratorien und den ewigen Frank-Sinatra-Schmalz zur USA-Verherrlichung nach DRS1-Manie schon gar nicht. Jedes Land, ja jede Region, hat seine typische Musik, und für mich wäre eine Mischung aus allen Ländern und Zeiten ideal, und wenn die Schweizermusik dabei eine gewisse Bevorzugung erfahren würde, wäre dagegen nichts einzuwenden. Wir haben eine schöne, reichhaltige, harmonische Volksmusik. Im Moment sendet der Toni gerade den Walzer „Kientaler Sunntig“, gespielt vom Schwyzerörgeliduett Schmidiger-Neuenschwander.
Hoffentlich fällt nicht auch das Buureadio noch der Amerikanisierung anheim. In seinem Senderaster gibt es bereits „Buurenews“ (warum nicht: „Neus für Puure“?) und „Hipp und Trendy“ (warum nicht: „Hüttigs“ (Heutiges) – was „hipp“ heisst, weiss ich nicht, wahrscheinlich „aufgestellt“.
Wenn man die Bauern schon zum Internet zwingt, sollte man sie nicht gerade auch noch verbal amerikanisieren ... Abgesehen von diesen kleinen Schönheitsfehlern – etwas Mist fällt in jedem Stall an – bleibt man Hipphipphurra fürs Buureradio bestehen!
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