BLOG vom: 09.02.2006
Die Zwangsverfütterung von Gentech-Schrott aus den USA
Autor: Walter Hess
Ich habe schon mehrmals festgehalten, die USA, dieser innerste Monsanto-Aktionsbereich, würden ihre gentechnisch veränderten Nahrungsmittel, für die der Begriff Lebensmittel blasphemisch wäre, der ganzen Welt aufzwingen. Eine ungeheure Arroganz.
Wie diese Zwangsverfütterung von wahrscheinlich gesundheitsschädigenden Pflanzen (Nahrungsmitteln für Tier und Mensch) in der globalen Praxis vor sich geht, ist der Weltöffentlichkeit in diesen Tagen bekannt gemacht worden, wobei diese Meldungen in den Medien mit deren merkwürdigem Gespür für Wesentliches selbstverständlich meilenweit hinter dem FIFA-Urteil über ausgerastete Ball- und Hintertreter rangierte, wenn sie überhaupt darüber berichteten. Genauso wie das Urteil die Türkei schockierte, wo die Fussballwelt zusammengebrochen sein soll, bin ich entsetzt darüber, dass uns die aggressive Amerikaner sagen wollen, was wir zu fressen haben, begleitet von den üblichen Drohgebärden. Der Pressetext pte (www.presstext.ch) titelte treffend: „Freihandel wichtiger als Gesundheits- und Umweltschutz.“
Wenn ein Land oder eine Ländergemeinschaft wie die EU ein Moratorium (Aufschub der Zulassung) für gentechnisch veränderte Organismen verhängt, wird das von Amerika als „unerlaubtes Handelshemmnis“ gewertet und geahndet. Auf diese Weise sind wir auch zum Hormonfleisch gekommen, das auch aus Menschen Fleischlawinen machen kann, wie man ihnen in den USA auf Schritt und Tritt begegnet. So entscheidet also die Welthandelsorganisation WTO darüber, was die Landwirtschaft anzubauen und die Menschen zu konsumieren haben. Wer nicht mitmacht, wird bestraft, boykottiert, in die Knie gezwungen. Millionenstrafen und Strafzölle sind für Amerika beliebte und sorgfältig gepflegte Millionen- und Milliarden-Zusatzgeschäfte. Die Welt wird schamlos bestohlen.
Angst vor Strafaktionen ist denn auch der Grund dafür, dass das EU-Moratorium bereits ausgehöhlt ist; denn seit 2004 hat Brüssel immer wieder neue gentechnisch veränderte Organismen zugelassen – im Vordergrund stehen Soja, Mais und Raps. Insgesamt sind es 30 Produkte, die der EU bisher aufgedrängt worden sind. Auch die Kennzeichnungspflicht wird wahrscheinlich auf Geheiss der USA und ihrer Frontorganisation WTO fallen müssen. Und die Schweizer Behörden wären anpasserisch genug, um da den Anschluss nicht zu verpassen, würde das weise Volk keinen Riegel schieben. Hoffentlich hält die Barrikade.
Eine der Organisationen, die sich gegen die neoliberale US-Arroganz wehrt, ist neben Greenpeace auch GLOBAL 2000 http://www.global2000.at. Der Zwang zur Zulassung von Gentechpflanzen und Hormonfleisch verstosse gegen die Vereinbarungen des UN-Cartagena-Protokolls zur Biologischen Sicherheit, hielt GLOBAL 2000 richtigerweise fest. Das so genannte Biosafety-Protokoll erlaubt dem Empfängerland, die Einfuhr von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zu verbieten, „wenn begründete Zweifel an der Sicherheit für Umwelt, biologische Vielfalt oder die menschliche Gesundheit bestehen“.
Aber solche Vereinbarungen werden von den USA und ihren Machtinstrumentarien kalt ignoriert – sie sagen, was sein muss und sein darf und was nicht. Sie haben die alleinige Definitionsmacht und die Möglichkeiten, diese zu verbreiten. Unter diesen Voraussetzungen hat ein Schiedsgericht der US-dominierten WTO in einem Zwischenbericht, der zum Glück dank Indiskretionen bekannt geworden ist, den Gentech-Ländern USA, Kanada und Argentinien Recht gegeben, die gegen das EU-Moratorium geklagt hatten. Auch die Schweiz dürfte von der WTO-Gewalt mit Füssen getreten werden. Das vom Schweizervolk am 27. November 2005 beschlossene Gentech-Moratorium dürfte dann wenig Überlebenschancen haben.
Das ist Globalisierung, liebe Leserinnen und Leser, eine unwahrscheinliche Umweltverschmutzung von gewaltigen Dimensionen, welche die Natur im Kern beschädigen und die menschliche Gesundheit weiter ruinieren wird. Ich lese gerade das Buch „Trojanische Saaten“ von Jeffrey M. Smith. Darin werden die kommerziell motivierten Machenschaften und die Gesundheitsgefahren dargestellt. Ratten, die mit Genkartoffeln gefüttert wurden, leiden unter gravierdenden Organschäden, und es zeigten sich alle Symptome einer Immunschwäche.
Die Gentechnik ist einer der verhängnisvollsten Globalisierungsauswüchse, ein Verbrechen an Natur und Menschheit. Und diese Menschheit spürt kaum, was mit ihr geschieht.
Quellen
Hess, Walter: „Kontrapunkte zur Einheitswelt. Wie man sich vor der Globalisierung retten kann“, Seiten 126–143: „Gentech-Soja öffnete die Schleusen“, Verlag Textatelier.com, CH-5023 Biberstein 2005.
Smith, Jeffrey M.: „Trojanische Saaten. Genmanipulierte Nahrung – Genmanipulierter Mensch“, Riemann Verlag, München 2003.
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