Textatelier
BLOG vom: 04.06.2006

West Bank: Wenn der freche Nachbar auf Ihrem Land baut

Autor: Walter Hess
 
Würden Sie einem Ihnen feindlich gesinnten Menschen Ihre Anerkennung zollen, der Ihnen Land stiehlt, in Ihren eigenen Garten ein Haus baut und sich dort fest etabliert? PS: Wenn Sie sich wehren, werden Sie erschossen.
 
Dieser Tage hat Israel wieder mit dem Bau einer neuen Siedlung im Westjordanland (englisch: West Bank) begonnen, das im Sechstagekrieg 1967 von Israel erobert worden ist und wo die Schandmauer Palästinensergebiete illegal abtrennt. Da Palästina kein souveräner Staat sein darf, handelt es sich beim Westjordanland heute um ein so genanntes palästinensisches Autonomiegebiet (wie auch der Gazastreifen). Was sich Israel mit seinem Siedlungsbau in Maskiot wieder leistet, ist Landraub und damit kriminell, auch wenn die israelische Armee laut der Medienagentur DPA „den Bau der Siedlung gebilligt“ hat – man sieht, in Israel hat die Armee das Sagen. Wenn die Palästinenser auf israelischem Gebiet Siedlungen zu bauen anfingen, würden sie 2 Stunden später internationalem Jubel später bombardiert.
 
Die westlichen eingebetteten Medien speisen ihre Leser mit folgendem DPA-Text ab: „Die israelische Regierung von Ministerpräsident Ehud Olmert will das Jordantal auch bei einem angekündigten Rückzug aus einem Teil des Westjordanlandes als Sicherheitszone beanspruchen. International wird ein Stopp des israelischen Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensergebieten gefordert.“
 
Selbstverständlich gab es einige sanfte internationale Pro-forma-Kritik; viele Länder forderten einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensergebieten, weil das mit dem Völkerrecht unvereinbar ist. Doch werden keine Sanktionen ergriffen, wenn trotzdem weiter munter drauflos gebaut wird. Wenn sich aber die demokratisch gewählte Hamas weigert, die Existenz des Staates Israel anzuerkennen, werden die Palästinenser von der Wertegemeinschaft mit ihrer unsäglichen Doppelmoral ausgehungert, ohne Rücksicht an Verlusten unter unschuldigen Zivilisten. Wieso eigentlich wird nicht auch die Anerkennung der Existenz des Staates Palästina gefordert?
 
Soeben hat die israelische Regierung der Hamas eine Frist bis Ende Jahr 2006 gesetzt, um die Israel-Existenz anzuerkennen, ohne entsprechende Gegenleistungen zu erbringen. Das setzt den illegalen Annexionen noch die Krone auf. Andernfalls wird das US-Protektorat Israel seine „endgültigen Grenzen“ bis 2010 ohne Abstimmung mit den Palästinensern einseitig festlegen – was ohnehin der Fall ist und den Segen der USA geniesst, der von ganz oben kommt. Und dieser macht auch die meisten westlichen Medien gefügig.
 
Und so können sich Unrecht und Spannungen wie die israelischen Siedlungen weiter ausdehnen. Ganz im traditionellen Stil. Alle wissen es, und niemand wagt es, etwas zu sagen. Nur bei der Aburteilung von Palästina kennt der westliche Mut keine Grenzen.
 
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