Textatelier
BLOG vom: 08.06.2006

Unzulässige Feststellung: Die UNO als ein US-Werkzeug

Autor: Walter Hess
 
Der Brite Mark Malloch Brown, der Stellvertreter von US-Generalsekretär Kofi Annan und an sich ein US-Bewunderer, hat der US-Regierung vorgeworfen, die USA würden die Vereinten Nationen ständig in aller Heimlichkeit als diplomatisches Werkzeug zur Verwirklichung ihrer Ziele nutzen, sie gleichzeitig aber nie gegen Kritik in Schutz nehmen, und sei diese noch so ungerecht. Selbstredend haben die USA heftig dagegen protestiert; doch Annan stellte sich hinter seinen Stellvertreter.
 
Wer die USA kritisiert, hat mit Sanktionen zu rechnen, im vorliegenden Fall steht eine Kürzung oder gänzliche Streichung der Mitgliederbeiträge aus den USA an die Uno zur Debatte. Das wäre meines Erachtens keine schlechte Lösung, denn dann hätten die USA ein Werkzeug weniger, um ihre Eigeninteressen durchzusetzen und der Welt aufzudrängen.
 
Der Uno-Botschafter der USA, John Bolton, bezeichnete Browns Kritik prompt als „unzulässig“ – wie es sich gehört. Kritik an den USA ist global verboten. Das sollte man schon wissen. Deshalb hat der „Tages-Anzeiger“ (vom 8. Juni 2006) Browns Kritik denn auch in einer zur sanften Andeutung herabgemilderten Form weitergegeben: Annans Stellvertreter Malloch Brown hatte in seiner Rede erklärt, in den USA erfahre kaum ein Bürger etwas über die Leistungen der Uno. Washington stütze sich zwar in diplomatischen Fragen auf die UN, nehme sie zu Hause aber nicht vor Kritik in Schutz.“ Angepasste Zeitungen wissen eben, was sich gehört: Sprachregelung.
 
Laut den Uno-Satzungen haben die Siegermächte des 2. Weltkrieges die Macht und das Sagen, wer gerade bestraft werden soll. In der Uno regieren nicht die Menschen der Welt, sondern einige privilegierte Mächte. Deshalb bleiben die USA für ihre Kriegsverbrechen in aller Welt ebenso straffrei wie die Chinesen für die Annexion von Tibet oder die Russen in Tschetschenien, die Franzosen in Algerien usf.
 
Wer sich der Uno unterwirft, unterwirft sich Amerika. Das hat die Geschichte gelehrt. Die Uno ist mit ihren Unterorganisationen zu einer Unterstützungsinstitution für die durch die USA instrumentalisierte Weltpolitik geworden, wobei das in jüngster Zeit durch Russland und China, die an Selbstbewusstsein gewonnen haben, erschwert worden ist. Falls sich die USA in der Uno nicht durchsetzen können, wird sie einfach übergangen.
 
Im Buch „Krieg der Hütten“ von Bertrand Schneider (Verlag C. Bertelsmann, München 1995), ehemaliger Generalsekretär des Club of Rome, werden die Uno-Organisationen als „eine der grössten Verschwendungen aller Zeiten“ bezeichnet, allein was die Kosten für Reisen, Unterkunft, Essen und Organisation anbelangt – und „die positiven Resultate fielen mehr als dürftig aus“. Was blieb, waren Verbitterung und Desillusionierung, was auch auf die in Washington domizilierte Weltbank zutrifft: „Der bürokratisch eingeengte Gesichtskreis der Bank erreicht manchmal sogar solche Ausmasse, dass sie zum direkten Verursacher von Armut und Unterentwicklung wird – in völligem Gegensatz zu ihrer Aufgabenstellung" (so Schneider).
 
Eine unbeschönigte Diskussion über die von den USA beherrschte Uno wäre angezeigt, im Interesse von weltpolitischer Transparenz.
 
Als ich das niederschrieb habe ich ganz vergessen, dass die Welt ja gerade im Fussball-WM-Fieber und für tiefschürfende Diskussionen nicht zu haben ist.
 
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