BLOG vom: 11.06.2006
Die Pharmaindustrie jubelt im Land der Pillenschlucker
Autor: Heinz Scholz
Dank der vielen „kranken“ Patienten, der Lobbyarbeit der Pharmaindustrie (es werden sogar Krankheiten erfunden, um die Umsätze zu steigern!) und der Verschreibungsfreudigkeit der Ärzte stiegen die Umsätze der Pharmafirmen in astronomische Höhen. So wurden im Jahre 2004 für mehr als ½ Billion nach deutschem Sprachgebrauch (500 Milliarden oder 500 000 Millionen) USD (Dollar) Arzneimittel weltweit verkauft. Zwischen 2001 und 2004 wurde eine Umsatzsteigerung um 28 % erreicht. 90 % des Umsatzes wurden in Nordamerika, Europa und Japan getätigt.
Zu den Top-Arzneimitteln zählen übrigens Blutfett- und Blutdrucksenker, Blutverdünner, Mittel gegen Depressionen, Blutarmut, Sodbrennen, Magengeschwüre, Schnupfen und Allergien. Spitzenreiter sind die Blutfettsenker mit einem Umsatz von 26 Milliarden USD, gefolgt von Magenmitteln (24 Milliarden) und Mitteln gegen Depressionen (19,5 Milliarden USD). Auch die Blutdrucksenker dürften in diesem Bereich liegen (allein die Blutdrucksenker von Pfizer schlagen mit 4,5 Milliarden USD pro Jahr zu Buche). Angesichts solcher Zahlen kommt Freude bei den Pillenherstellern auf. Aber nicht bei den Patienten, die nicht gesünder, sondern oftmals kränker werden.
Die dankbarsten Patienten für die Pillenindustrie sind solche, die eine Unmenge der verschiedensten Medikamente verordnet bekommen. So teilte mir kürzlich ein Bekannter mit, dass ein Patient mit Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Problemen täglich 16 verschiedene Medikamente einnehmen muss. Diese Medikamentenverordnung finde ich unglaublich und verantwortungslos. Aber die Ärzte müssen das ja besser wissen. Vielleicht hat der betreffende Arzt Erbarmen mit seinem kranken Patienten, und bekämpft mit zusätzlichen Arzneien die auftretenden Nebenwirkungen ...
29 000 Tonnen Arzneimittel
In keinem Land der Welt gibt es so viele Fertigarzneimittel wie in Deutschland: 50 000 buhlen um die Gunst der Patienten. Wie Jörg Blech in seinem hochaktuellen Buch „Heillose Medizin“ berichtet, stieg der Pro-Kopf-Verbrauch seit 1950 um das 20-Fache. Die jährlichen Arzneimittelkosten betragen in D heute mehr als 21 Milliarden Euro.
Insgesamt sollen in Deutschland pro Jahr 29 000 Tonnen Arzneimittel verkauft werden. Dazu kommen noch 2320 Tonnen Tierarzneimittel. Viele dieser Arzneimittel landen im Müll oder nach der Passage durch den Körper im Abwasser und in geringen Dosierungen auch in manchen Trinkwässern.
Laut einer Studie, die das Industriewissenschaftliche Institut der Wirtschaftsuniversität Wien 2003 durchgeführt hatte, lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Medikamenten in Österreich bei 20,7 Packungen pro Jahr (Frankreich: 50,8 Packungen, Griechenland: 27,5, Italien: 27,2, Spanien: 26,4, Portugal: 23,8, Belgien: 22,7 Packungen). Damit liegt der Medikamentenverbrauch in Österreich deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die Österreichische Apothekenkammer hat den Hauptgrund herausgefunden, warum die Österreicher träge Pillenschlucker sind: In Österreich werde nämlich „sehr sorgfältig mit Medikamenten umgegangen“. Vorbildlich!
Insbesondere die Ärzte kurbeln den Pillenverbrauch an. In Holland verlassen beispielsweise 60 % aller Patienten ihren Arzt mit einem Rezept. In Deutschland sind 80 bis 95% Rezeptverordnungen üblich.
Er diagnostizierte immer Krätze
Ab und zu hörte ich von Ärzten, dass viele Patienten unglücklich seien, wenn sie nichts verordnet bekämen. Sie fühlen sich ja so schlecht ... also müssen sie eine Krankheit haben, und dagegen hilft nur eine Arznei, so die Ansicht dieser Kategorie Patienten. Wenn der „Kranke“ kein Rezept bekommt, sucht er einen verschreibungsfreudigeren Arzt auf.
Dazu 2 nette Anekdoten aus vergangner Zeit: Dr. Eduard Kaiser (1813−1903) berichtete in seinem Werk „Aus alten Tagen – Lebenserinnerungen eines Markgräflers“ über einen Kollegen, der in Kandern praktizierte (es handelte sich um Carl Friedrich Brodhag, 1795–1855). Er hatte eine ungewöhnliche Art, die Kranken zu behandeln. Oft liess er die Kranken 2 bis 3 Stunden warten, bis er sich bequemte, sie zu untersuchen. Dann hörte er alle der Reihe nach ab und verteilte Rezepte. Die meisten erhielten Tinctura Guajaci volatilis, ein Mittel gegen Krätze. Ihn störte es wenig, wenn die Patienten klagten, die Tinktur brenne höllisch im Hals. Trotzdem behielt er bis zu seinem Tode eine grosse Patientenschar.
Oder eine andere Geschichte, die Dr. Hermann Debus (1862−1927) erzählte: Einem überarbeiteten Mann riet er, er solle doch kürzer treten und sich hinlegen und viel schlafen. Der Mann, der in seinem Leben sehr hart gearbeitet hatte, konnte nicht begreifen, dass Ruhe gut für ihn sei. Er verlangte eine Medizin. Er bekam ein Rezept, das er beim Apotheker vorlegte. Dieser schmunzelte, lautete doch die Rezeptur „Aqua destillata“ (destilliertes Wasser) mit einem Schuss Himbeersaft. Nach einiger Zeit erkundigte sich der Arzt nach dem Befinden des Patienten. Hocherfreut meinte dieser: „Die schöne, rote Tropfe, wo Sie mir verschriebe hän, Herr Doktor, hemmer halt so guet do!“
Das waren noch Ärzte! Ärzte, die nicht die Pharmaindustrie und deren Vertreter mit ihren Präsenten im Nacken hatten. Trotz solcher „Verordnungen“ waren alle zufrieden, der Arzt, der Patient und der Apotheker. Die mit Placebos (Scheinmedikamenten) behandelten Patienten lebten wohl gesünder, weil sie keine Nebenwirkungen befürchten mussten.
Umsatzsteigerung durch Grenzwertverschiebungen
Die Manager von Pharmafirmen finden immer neue Strategien, um ihre Umsätze zu steigern. So wurde beispielsweise der Grenzwert des Gesamtcholesterins im Laufe der Jahre immer weiter abgesenkt (zunächst in den USA, dann in anderen Ländern). Früher galt der Cholesterinwert von 280 Milligramm pro Deziliter Blut als zu hoch, dann wurde er auf 240 und später auf 200 abgesenkt. Durch diesen Trick wurde plötzlich das halbe Volk zu Risikopatienten und behandlungsbedürftig. Die Statin-Umsätze stiegen daraufhin ins Unermessliche. Eine Ernährungsumstellung und körperliche Betätigungen wurden von den meisten Patienten nicht akzeptiert.
„Wenn ein Kind einen Wert von 200 hat, ist das bedenklich“, sagte der in Köln praktizierende Arzt Walter Dresch. „Aber wenn ein 50-Jähriger einen Wert um 250 hat, dann ist das ein Idealwert“ (Quelle: „Heillose Medizin“).
Im Buch „Der Pharmabluff“ von Marcia Angell wird auch über die Veränderung der Definition des Bluthochdrucks (Hypertonie) berichtet: Jahrelang galt ein Bluthochdruck von 140 zu 90 als Grenzwert. Dann entschied ein US-Gremium eine zusätzliche Kategorie, die Prähypertonie, einzuführen. Darunter versteht man einen Blutdruck zwischen 120 zu 80 und 140 zu 90. Nun wurden plötzlich die meisten Menschen behandlungsbedürftig. Scheinheiligerweise wurde die Empfehlung ausgegeben, dass man mit einer Ernährungsumstellung und Bewegung eine Besserung erzielen würde. Diese Empfehlung wurde von den Ärzten jedoch nicht mit Nachdruck vermittelt oder die Patienten wollten davon nichts wissen. Viele verlangen von ihren Ärzten eine schnelle Hilfe.
„Durch diese Ausweitung der Definition vergrösserte sich die Zahl der Kunden für blutdrucksenkende Medikamente um viele Millionen – obwohl es keinen überzeugenden Anhaltspunkt gibt, dass solche Präparate dieser ‚Patienten’-Gruppe einen Nutzen bringen“, so die Autorin des genannten Buches.
Bluthochdruck: Heilung ohne Pillen ist möglich
Dass Heilungen auch ohne Pillen möglich sind, möchte ich einmal am Beispiel des Bluthochdrucks demonstrieren. Hier hat Dr. Johann Georg Schnitzer grosse Vorarbeit geleistet. Er weist immer wieder darauf hin, dass es kostensenkende, da heilende, kausale (also die Ursache betreffende) Therapien gibt. Allein bei der von ihm entwickelten und in ihrer Wirksamkeit durch eine Studie nachgewiesene kausale Therapie der essenziellen Hypertonie könnten die Krankheitskosten innerhalb weniger Monate um 50 % gesenkt werden. Weitere Kostensenkungen würden sich durch die Verhütung der teuren Folgekrankheiten ergeben.
Dr. Schnitzer erzielte seine Heilungen des hohen Blutdruckes durch eine natürliche Ernährungstherapie. Die Erfolgsquote lag bei 93 %, bezogen auf die blutdrucknormalisierende Wirkung. In seinem aktuellen Buch „Bluthochdruck heilen“ sind die Vorgehensweise und Ergebnisse detailliert aufgelistet. Der Autor gibt in seinem Buch und auch im Internet Empfehlungen weiter an Bluthochdruck-Patienten (er appelliert an die Eigenverantwortung), Ärzte, die Bluthochdruck-Patienten behandeln (sie sollten ihren Patienten sagen, dass Bluthochdruck heilbar ist, aber nicht mit Pillen) und an alle Politiker, und besonders jene „die Gesundheitspolitik“ betreiben. So ruft er den Politikern Folgendes zu: „Packen Sies an und lassen Sie sich nicht mehr von der starken Lobby davon abhalten, die bisher Milliardeneinnahmen aus dieser einen Krankheit bezieht – so lange diese als unheilbar deklariert und mit lebenslanger Dauermedikation behandelt wird.“
Führt hier Dr. Schnitzer einen Kampf gegen Windmühlen, so einst wie Don Quijote von der Mancha in Cervantes Dichtung? Ist er ein einsamer Rufer in der Wüste der verlorenen Gesundheit? Ich glaube es nicht. Denn ich glaube immer noch an das Gute im Arzt.
Allerdings ist Glauben nicht Wissen. Ich denke nämlich, dass es für die Ärzte (und für ihre Reputation als solche) höchste Zeit wird, das von Dr. J. G. Schnitzer bereits vor 2 Jahrzehnten (1987) auf der Medizinischen Woche Baden-Baden mit geheilten Patienten vorgestellte, gleichzeitig in 2 Büchern publizierte, natürliche und hoch wirksame Verfahren zur Heilung von Bluthochdruck in ihren Praxen bei jedem Fall von Bluthochdruck auch anzuwenden – selbst dann, wenn dadurch der lukrative „Patientenstamm“ chronischer Hypertoniker schrumpfen sollte, weil nicht mehr nur „behandelt“, sondern geheilt wird.
Ich finde, wer als Arzt das Wohlergehen des Patienten im Sinn hat, sollte auch das Beste empfehlen. Und die Ärzte sollten sich in ethischer Hinsicht nicht nur auf Hippokrates berufen, sondern auch an dessen für den Arztberuf aufgestellte Anforderungen halten! Dieser lehrte unter anderem: „Lasst Eure Nahrung Eure Heilmittel sein!“ Im „Eid des Hippokrates“ ist auch Folgendes zu lesen: „Die diätetischen Massnahmen werde ich nach Kräften und gemäss meinem Urteil zum Nutzen der Patienten einsetzen, Schädigung und Unrecht aber ausschliessen.“
Der Inhalt des Hippokratischen Eides wurde 1948 vom Weltärztebund modernisiert („Genfer Deklaration“). Was viele nicht wissen, ist, dass der Hippokratische Eid weder von Medizinstudenten noch von Ärzten abgelegt werden muss, um die Zulassung zu erhalten. Das sagt schon manches aus.
Infos im Internet
http://www.apotheker.or.at (Medikamentenverbrauch in Österreich)
http://www.simmformation.de/html/body_pharma.html (Bestseller unter den Arzneien)
http://www.dr-schnitzer.de/intrasearch.html (Überblick zu Bluthochdruck)
http://www.dr-schnitzer.de/auswer02.pdf (Auswertungen der Bluthochdruckstudie)
http://www.dr-schnitzer.de/bhd002.htm und http://www.dr-schnitzer.de/bhd003.htm (Das Buch zur Selbsthilfe „Bluthochdruck heilen“).
http://www.dr-schnitzer.de/bhd004.htm (Therapieanleitung zum Ausleihen an den Arzt: „Die kausale Therapie der essentiellen Hypertonie“).
http://www.dr-schnitzer.de/sin001.htm (Ausführliche Anleitung zur Zubereitung der natürlichen und artgerechten Ernährung;: „Schnitzer-Intensivkost, Schnitzer-Normalkost“).
Buchhinweise
Blech, Jörg: „Heillose Medizin“ (Fragwürdige Therapien und wie Sie sich davor schützen können), S. Fischer Verlag, Frankfurt 2005, ISBN: 3-10-004413-4.
Angell, Marcia: „Der Pharmabluff“ (Wie innovativ die Pillenindustrie wirklich ist)“, KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Bonn/Bad Homburg 2005, ISBN: 3-9806621-9-5.
Infos zu den Büchern von Dr. Johann Georg Schnitzer: siehe Internet-Adressen.
Ein erster Kommentar
„Ich konnte Ihren Blog-Entwurf vorab lesen. Umwerfend! Wer noch denken kann, greift sich an den Kopf, wie da fortwährend und mit zunehmendem Erfolg der ganz grosse Betrug am Volk so offen und schamlos durchgezogen wird.“
Dr. Johann Georg Schnitzer
Hinweis auf ein weiteres Blog zum Thema
13.03.2005: „Johann Georg Schnitzer und die Rückkehr zur Vernunft“
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