BLOG vom: 01.07.2006
Von Klippe zu Klippe: Kurzbrevier für Stellensuchende
Autor: Emil Baschnonga
Selbst jungen und gut ausgebildeten Leuten fällt es heute schwerer als je, eine geeignete Stelle zu finden, ganz besonders auch in London. Meinen beiden Söhnen erging es trotz ihrer gut gestopften Schulsäcke nicht besser. Inzwischen haben beide – und beileibe nicht auf 1. Anhieb – gute Stellen gefunden und sogar die 1. Karrieresprossen erklommen. Dafür müssen sie viel härter arbeiten als ich damals, und längere Arbeitszeiten in Kauf nehmen.
So kopple ich meine Erfahrungen mit ihren zu einem stichwortartigen Ratgeber.
Aus Absagen lernen
Der Selbstwert schmilzt, wenn der Stellensucher eine Absage um die andere einstecken muss.
Das Gegenmittel ist schlicht und einfach: sich nicht entmutigen lassen. Stelle er oder sie sich auch die Fragen: Was habe ich falsch gemacht? Was könnte ich besser tun, um die Aussicht auf Erfolg zu erhöhen?
Das Curriculum Vitae (CV)
Ist das allgemeine Grundgerüst des CV knapp, präzis verfasst und übersichtlich präsentiert? Es lohnt sich dabei, die Ansichten und Vorschläge von erfahrenen Vertrauenspersonen einzuholen.
Im CV gilt es, das Augenmerk des Entscheidungsträgers zu gewinnen, wenn er das Bewerbungsschreiben und das CV überfliegt. Ich hielt es auch nicht anders. Der 1. Eindruck entschied, ob ich die Bewerbung um den Posten zu den Absagen stapelte oder in die bevorzugte Kategorie potenzieller Kandidaten einreihte.
Der 2. Teil des CV ist kniffliger: Dem Kandidaten muss es gelingen, seine Kenntnisse und Fähigkeiten (selbst)sicher auf die Erfordernisse der Stelle umzumünzen. Das Internet erleichtert ihm dazu die Vorbereitung, wo er mehr über den Stellenanbieter erfahren und die Presse durchforsten kann. Aber Vorsicht: Dieses Wissen nicht im CV breitschlagen, sondern im Kopf behalten, wenn es zum 1. Interview kommt.
Vom Kandidaten besonders zu beachten: Sind das Bewerbungsschreiben und das CV genau auf die ausgeschriebene Stelle abgestimmt?
Ein gelungenes CV hilft dem Bewerber durch die Pforte. Doch der Weg bis zum Stellenangebot bleibt die schwierigste Strecke, die der Bewerber zu bewältigen hat. Sein Ziel ist, im 1. Interview in die nähere Auswahl zu kommen.
1. Interview
Der 1. Eindruck ist entscheidend. Ob Stellenbewerber oder Stellenbewerberin: Gut und „comme il faut“ gekleidet unterstützt den 1. Eindruck positiv. Nicht umsonst gilt der Satz: Kleider machen Leute. Wer sich bewirbt, muss auch äusserlich etwas darstellen.
Das 1. Gespräch und mögliche Klippen: Der potenzielle Arbeitgeber führt die Regie, ob lose oder strikte gehandhabt. Der Bewerber hat keine andere Wahl als sich wendig und so gut als möglich seinem Gegenüber anzupassen. Ein guter Interviewer lockert den Bewerber aus seiner möglichen Befangenheit. Nun gibt es auch schlechte, die auf dem hohen Sessel hocken. In beiden Fällen beantworte der Bewerber die gestellten Fragen besser kurz und sachlich als bauschig ausschweifend, zumal die ihm eingeräumte Zeit im Erstgespräch knapp bemessen ist.
Klippe: Mangel an Erfahrung
An dieser Klippe des Erfahrungsmangels scheitern viele Bewerber. Vielleicht haben sie zu hoch gegriffen und sich selbst überschätzt. Ohne nachweisbare Erfahrungen ist es vorteilhaft, Stellenangebote im 1. statt im 10. Stockwerk der Hierarchie zu suchen. Des Bewerbers Hinweis, er sei aufnahmefähig und lebenslänglich lerneifrig, blitzt meistens ab. Diese Eigenschaften brauchen Lehrlinge.
Klippe: Lücken im CV
Lücken im CV werden in der Regel rasch geortet und münden in die Frage: „Was haben Sie zwischen Jahr X und Jahr Y getan?“
Der Bewerber sollte eine stichhaltige Begründung bereithalten. Ein Weltbummel mit Rucksack? Glück hat, wenn der Interviewer ebenfalls in seiner Jugend auf der Walz gewesen ist und dafür Verständnis aufbringt. Also solche Löcher vor dem Interview stopfen, um sich gegen entsprechende Fragen zu wappnen und Blössen zu vermeiden.
Klippe: Fremdsprachen
Viele Stellen erfordern gute Fremdsprachenkenntnisse. Wer sie nicht aufpoliert, hat das Nachsehen.
Klippe: Arbeitsbedingungen
Wer darüber schon im 1. Interview Bescheid wissen will – mitsamt Aufstiegschancen –, prellt vor und endet leicht am Prellblock.
Klippe: Referenzen
Der Bewerber sollte diese sorgfältig auswählen und selbstverständlich im Voraus die Einwilligung beim Referenzgeber einholen, sei es beim ehemaligen Lehrer, Lehrmeister oder anderen „Respektspersonen“.
Klippe: Hobbys
Der potenzielle Arbeitsgeber möchte lediglich etwas über die Art und Bandbreite der persönlichen Interessensbereiche ausserhalb der beruflichen gewinnen. Überschneiden sie einander?
Die Betonung liegt auf „etwas“ und nicht auf „alles“. Es versteht sich, dass der Bewerber jene erwähnen sollte, worüber er ausreichend Bescheid weiss. (Möglicherweise teilt der Interviewer das gleiche Hobby? Das könnte zum willkommenen Abstecher im Interview werden!).
Beide meiner Söhne sind DJs, aber hingen das wohlweislich und aus nahe liegenden Gründen nicht an die grosse Glocke, da der Endeffekt eines Events ein Schlafmanko sein kann …
Die nächsten Runden
Sie haben die 1. Runde gewonnen. Bitte nicht voreilig feiern, denn die nächsten stehen Ihnen im Ausscheidungskampf bevor. Sie können dabei auf Herz und Nieren auf ihre Sachkenntnisse geprüft werden – schriftlich und mündlich. Mancher Bewerber wird in dieser Phase ausgebootet. Letztlich bleiben 2 oder 3 Spitzenkandidaten übrig. Ich drücke Ihnen den Daumen.
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