BLOG vom: 22.08.2006
Ungebändigte Jagd: Abschuss von Gemsen im Aargauer Jura
Autor: Walter Hess
Der Präsident des „Vereins zum Schutz der bedrohten Wildtiere“, Peter Suter, Hubel 59, CH-5742 aus Kölliken AG, hat sich fürchterlich über die Aargauer Jäger aufgeregt. Ich verstehe und teile seinen Unmut vollauf: Da fühlen sich einige Gemsen (neudeutsch: Gämsen) in der sanften, manchmal felsigen Juralandschaft heimisch, und jedermann wünscht sich, ihr Bestand möge etwas zunehmen. Aber die ständige Abknallerei ist nicht zu bremsen. Laut der Aargauer Jagdstatistik 2005/06 sind 19 Gemsen aller Kategorien (Böcke, Jährlings-Böcke, Geissen und 1 Bockkitz) der unbändigen Schiesslust der Jäger zum Opfer gefallen (Vorjahr: 12). Dabei schrieb die Aargauer Sektion Jagd und Fischerei: „Denjenigen Wildtierarten, die sich im Aargau wieder oder neu ansiedeln, gilt ein besonderes Augenmerk (z. B. Biber, Luchs, Gämse, Marderhund, Waschbär, Rostgans).“ Wahrscheinlich haben das die Jäger falsch interpretiert – ein Augenmerk durchs Fadenkreuz. Erstaunlich ist nur, dass sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Das Halali (Jagdhornsignal, welches das Ende der Jagd anzeigt) müsste wesentlich vorverlegt oder unter den gegebenen Umständen am besten definitiv werden.
Ich wohne am Jurasüdfuss und bin noch nie von einer Gemse belästigt worden – ich habe im Jura noch nicht einmal ein einziges Exemplar gesehen. Das deckt sich mit den Feststellungen der Aargauer Abteilung Wald in der Zeitschrift „Umwelt Aargau“ 2002-19: „Seit Jahrzehnten leben im Aargauer Jura wieder angesiedelte Gämsen. Die Hoffnung auf eine rasche Ausbreitung dieser Hochwildart hat sich allerdings nicht erfüllt. 2 Bestände konnten sich halten: einer um den Villiger Geissberg und einer im Gebiet Wasserfluh-Homberg. Die Gämse ist nach kantonalem Recht geschützt. An Standorten mit ausgewiesenen Verbissschäden können aber Sonderabschussbewilligungen erteilt werden. Das Management dieser Wildart wird zurzeit neu organisiert.“
Offenbar ist dieses Management zu einer Dezimierung ausgeartet, kleiner Bestand hin oder her. Tiere brauchen Freiräume, Ruhe und keine Manager. Und ich frage mich schon, was die paar Gemsen denn für gewaltige Verbissschäden anrichten können. Solche Schäden treten höchstens bei plantagenartigen Aufforstungen zu Tage, und man sollte den Wildtieren dankbar sein, wenn sie solche forstlichen Fehlleistungen verhindern, damit dort ein vielfältiger, standortgerechter, natürlicher Wald entstehen kann. Dieser würde so viele Jungpflanzen produzieren, dass Wildtiere beherzt zubeissen könnten.
Peter Suter im Originalton unter Hinweis auf die Gemsen-Zuwanderung in der „Mittelland-Zeitung“ vom 9. August 2006: „Schiesswütige und unverbesserliche Jäger nützen die Situation für ein besonderes Jagderlebnis auf Kosten der Natur, der Tierwelt und der Allgemeinheit.“ Und der Retter der Feldhasen fügte bei, der Abschuss der Gemsen sei auch vom ökologischen Standpunkt aus nicht begründbar. Für ein Gleichgewicht würden die eingewanderten Luchse schon sorgen. Der erwähnte Verein erwarte, „dass die Mehrheit der Jäger die unzeitgemäss egoistisch denkenden und lustvoll handelnden Tiertöter in die Schranken weist.“ Recht hat er!
Solange die Jagd derartige Auswüchse zeitigt und toleriert, muss sie sich nicht wundern, wenn ihr Ansehen mit jedem Abschuss eines bedrohten und bedrängten Wildtiers schwindet. Dieser Schiesssport hat in der heutigen übernutzten, ohnehin beunruhigten Landschaft in seiner heutigen Ausprägung keine Existenzberechtigung mehr.
Der Bedarf an Massakern und Artensterben in aller Welt wäre auch ohne Jägerei mehr als gedeckt.
Adresse
Ich wohne am Jurasüdfuss und bin noch nie von einer Gemse belästigt worden – ich habe im Jura noch nicht einmal ein einziges Exemplar gesehen. Das deckt sich mit den Feststellungen der Aargauer Abteilung Wald in der Zeitschrift „Umwelt Aargau“ 2002-19: „Seit Jahrzehnten leben im Aargauer Jura wieder angesiedelte Gämsen. Die Hoffnung auf eine rasche Ausbreitung dieser Hochwildart hat sich allerdings nicht erfüllt. 2 Bestände konnten sich halten: einer um den Villiger Geissberg und einer im Gebiet Wasserfluh-Homberg. Die Gämse ist nach kantonalem Recht geschützt. An Standorten mit ausgewiesenen Verbissschäden können aber Sonderabschussbewilligungen erteilt werden. Das Management dieser Wildart wird zurzeit neu organisiert.“
Offenbar ist dieses Management zu einer Dezimierung ausgeartet, kleiner Bestand hin oder her. Tiere brauchen Freiräume, Ruhe und keine Manager. Und ich frage mich schon, was die paar Gemsen denn für gewaltige Verbissschäden anrichten können. Solche Schäden treten höchstens bei plantagenartigen Aufforstungen zu Tage, und man sollte den Wildtieren dankbar sein, wenn sie solche forstlichen Fehlleistungen verhindern, damit dort ein vielfältiger, standortgerechter, natürlicher Wald entstehen kann. Dieser würde so viele Jungpflanzen produzieren, dass Wildtiere beherzt zubeissen könnten.
Peter Suter im Originalton unter Hinweis auf die Gemsen-Zuwanderung in der „Mittelland-Zeitung“ vom 9. August 2006: „Schiesswütige und unverbesserliche Jäger nützen die Situation für ein besonderes Jagderlebnis auf Kosten der Natur, der Tierwelt und der Allgemeinheit.“ Und der Retter der Feldhasen fügte bei, der Abschuss der Gemsen sei auch vom ökologischen Standpunkt aus nicht begründbar. Für ein Gleichgewicht würden die eingewanderten Luchse schon sorgen. Der erwähnte Verein erwarte, „dass die Mehrheit der Jäger die unzeitgemäss egoistisch denkenden und lustvoll handelnden Tiertöter in die Schranken weist.“ Recht hat er!
Solange die Jagd derartige Auswüchse zeitigt und toleriert, muss sie sich nicht wundern, wenn ihr Ansehen mit jedem Abschuss eines bedrohten und bedrängten Wildtiers schwindet. Dieser Schiesssport hat in der heutigen übernutzten, ohnehin beunruhigten Landschaft in seiner heutigen Ausprägung keine Existenzberechtigung mehr.
Der Bedarf an Massakern und Artensterben in aller Welt wäre auch ohne Jägerei mehr als gedeckt.
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Verein zum Schutze der bedrohten Wildtiere
Postfach 4245
CH-5001 Aarau
Hinweis auf weitere Blogs zum Thema Jagd
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