BLOG vom: 07.09.2006
Im Banne der Verschwörungstheorien und der Zwecklügen
Autor: Walter Hess
Eines der modernen Unwörter lautet „Verschwörungstheorie“. Damit wird meistens leichtfertig das Unwahrscheinliche, Unglaubliche abgetan. Und Redaktionen, die keine genügende Sachkenntnis haben und sich aus Faulheit oder Angst um ein gründliches Recherchieren herumdrücken wollen, tun ihnen unverständliche Vorkommnisse gern als Verschwörungstheorien ab. Dazu gehören die Chemtrails (das Zerstäuben feiner Metallsalze, vor allem Barium und Aluminium, zur Wettermanipulation, auch zu strategischen Zwecken), ferner das HAARP-Projekt der US-Armee zur Gedankenkontrolle mittels Schumannwellen sowie unter viel anderem die Geheim- und Foltergefängnisse der CIA in verschiedenen, vor allem osteuropäischen Ländern.
Der Begriff „Verschwörungstheorie“ ist nicht allein ein willkommenes Werkzeug für unfähige Redaktionen, sondern auch für Regierungen, die sich um Massnahmen gegen mächtige Regierungen herumdrücken, wenn zum Beispiel illegale Flüge zu Foltergefängnissen, zu denen sie Hand geboten haben, unter den Tisch gekehrt werden sollen, weil sie sonst nach rechtsstaatlichen Grundsätzen Massnahmen ergreifen müssten. Und wenn dann der Oberlügner der Welt, George W. Bush, die Existenz von Geheimgefängnissen, die der US-Justiz entzogen sind, unter dem Druck der Fakten endlich zugeben muss und aus der Verschwörungstheorie ein handfester Skandal wird, wenn also aus den „angeblichen“ Geheimgefängnissen tatsächliche werden, wird das von den Medien noch randständig erwähnt, und damit hat es sich dann. Man habe das ja schon immer gewusst, sagen die Medien (erst) jetzt – und für Bush sei es ein Befreiungsschlag, wird beschönigend mitgeteilt. Dabei ist schlicht und einfach eine seiner Lügen aufgeflogen.
Der Oberste Gerichtshof der USA hatte mit einem Urteil vom Juni 2006 die Bush-Regierung zu einer Abkehr von der menschenverachtenden Art im Umgang mit mutmasslichen Terroristen (grausame Folterungen sowie entwürdigende und erniedrigende Behandlungen) gezwungen, nach Guantánamo-Bay-Muster. Selbstverständlich will das verbrecherische Bush-Regime nicht von solchen Massnahmen lassen – immer im Interesse des Schutzes der amerikanischen Bevölkerung: Da werden in bewährter Manier einfach Gesetze abgeändert, und ein menschenrechtswidriges Verhalten wird dadurch legalisiert. Bezeichnend ist das neue US-„Feldhandbuch“ über den Umgang mit Gefangenen, in dem es zur Beruhigung der Weltöffentlichkeit heisst, bei Verhören werde den US-Sicherheitskräften nun ausdrücklich verboten, Gefangene zu entblössen oder sexuell zu missbrauchen. Verboten seien ausserdem Methoden wie Scheinexekutionen, simuliertes Ertränken sowie Elektroschocks. Was sind denn das für Sicherheitskräfte, denen man solche Grausamkeiten und Abartigkeiten ausdrücklich verbieten muss ...! Wahrscheinlich pro forma. Bush relativierte das gleich selber: „Wir müssen sicherstellen, dass die Leute, die Terroristen befragen, weiter alles im Rahmen der Gesetze unternehmen können, um Informationen zu erhalten, die amerikanische Leben schützen können.“ Auch wenn unter Folter herausgepresste Geständnisse komplett falsch sind.
Eine hartnäckige Verschwörungstheorie läuft darauf hinaus, dass die US-Regierung bei den Anschlägen auf die WTC-Türme selber die Hand im Spiele oder aber diese ihr höchst willkommenen Attacken zumindest nicht verhindert hatte. Wie wärs, wenn einmal mit einer unabhängigen Untersuchung die tatsächlichen Ereignisse ans Licht befördert würden? Dann hätten wir eine Verschwörungstheorie weniger.
Das Lügen am Laufmeter, mit dem die US-Regierung ihre Weltherrschaft aufbauen will, ist das beste Substrat, auf dem Verschwörungstheorien wunderbar gedeihen können. Dass die Globalisierung als Neue Weltordnung als Mittel zur Erlangung der US-Weltherrschaft dient, ist eine Alt-Verschwörungstheorie, welche jeden Tag deutlicher als Faktum erkennbar wird, abgesehen von den letzten uneinsichtigen, unverbesserlichen amerikaphilen Ignoranten.
Während die Verschwörungstheorien den hohen Nutzen haben, das kritische Denken anzuregen, kann bei den weit verbreiteten Zwecklügen nichts Positives für die Allgemeinheit ausgemacht werden. Solche schamlosen, von Medien meist unkritisch verbreiteten Verdrehungen sind in Masse an der Tagesordnung, um die Menschheit für neue Schandtaten in Hinblick auf eine Machtausdehnung und die weitere Konzentration des Reichtums empfänglich zu machen.
Zu den Zwecklügen gehört auch, dass die Globalisierung Frieden und Wohlstand für alle bringe und eine Chance fürs arbeitende Volk sei. Dass daran alles faul ist, beweisen bereits die vorliegenden Resultate: Die Armut vergrössert sich, und überall auf der Welt gibt es Zerstörungen und Angriffskriege, welche den Terrorismus geradezu herausfordern und in einem Debakel nach dem anderen für die Westmächte enden, glorreiche Pyrrhussiege. Die USA, Grossbritannien und Israel, das sich ebenfalls als machtbesessene Kriegsmacht outete, bereiten das Feld für neue Bombardierungen vor (Iran zum Beispiel). Überall müssen Sicherheitsmassnahmen erhöht und Privatsphären durchlöchert werden, alles im Dienste einer einzigen Nation – und nicht etwa der Nationen. Die Uno ist zu einer lächerlichen, kraftlosen Organisation verkommen, welche der christlichen Lehre vom „gerechten Krieg“ oft zum Durchbruch verhilft oder begleitend unterstützt. Der heilig gesprochene Augustinus, der als Kirchenvater noch heute verehrt wird, lässt tief blicken, wenn er Angriffskriege aus Gottesfurcht legitimiert: „Was ist am Kriege zu tadeln, ist es die Tatsache, dass darin Menschen getötet werden – die doch alle eines Tages sterben müssen? Das am Kriege zu beanstanden oder zu verabscheuen ist kleinmütig, hat mit Gottesfurcht wenig zu tun.“
In dieser martialistischen Denkwelt auf biblischer Grundlage sind die Kriege führenden Nationen mit ihrem praktisch unbegrenzten Zerstörungspotenzial noch heute gefangen. Sie nehmen alle Unmenschlichkeiten gelassen hin, je religiöser desto bereitwilliger: Kreuzzüge, von denen Bush in seiner grenzenlosen Einfalt am Anfang seiner Amtszeit einmal in Bezug auf die islamische Welt sprach, die Ausrottung religiös anders Denkender (Ketzer und Heiden) und politischer Gegner. Da ist alles erlaubt. Den Rest besorgen die Lügen, auch solche über Verschwörungstheorien.
Sind diese Feststellungen auch schon wieder eine Verschwörungstheorie? Bitte verfolgen Sie die Geschehnisse kritisch, nutzen Sie alternative Quellen und machen Sie sich eigene Gedanken. Was sich jetzt abspielt, ist nicht finsteres Mittelalter, sondern es reicht noch viel weiter in die Vergangenheit zurück. Und gleichzeitig wird das durch einen aktuellen Wirtschaftskrieg mit dem Verschachern und Ausbeuten von ehrenwerten Firmen überlagert, der neben einer Anhäufung des Reichtums nur Opfer hinterlässt und der wahrscheinlich ebenfalls auf der Augustinus-Theorie beruht. Was ist daran zu tadeln ...?
Wer all das verabscheut ist kleinmütig und lässt jede Gottesfurcht vermissen.
Ich zähle mich nicht ohne Stolz zu dieser Kategorie.
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