Textatelier
BLOG vom: 21.09.2006

Kasino-Mentalität: Trübe Spiele superreicher Londoner

Autor: Emil Baschnonga
 
Dies sei vorausgeschickt: Ich kann mich keineswegs als Fussball-Fan bezeichnen. Aber was ich gestern, am Mittwoch, 20. September 2006, der Zeitung entnommen habe, stinkt zum Himmel. Der Russe Roman Abromavich, von der Grossmannssucht getrieben, verlocht ein Heidengeld in die Chelsea Football Club plc. Die Provenienz seiner Milliarden ist undurchsichtig. Hier sind wir wieder mitten im Thema der fetten Manager-Katzen. Abromavich ist bei weitem nicht der einzige Milliardär, der sich im Fussball-Rampenlicht brüstet. Auch ist dieser Trend nicht auf England beschränkt.
 
Politiker und Chefs anderer Fussballclubs haben jetzt Einsprache erhoben, einfach weil sie finanziell nicht mit Roman Abromavich mithalten können. Der FC Chelsea ist massiv verschuldet, aber Millionen werden für die Fussballspieler ausgegeben. Seit Abromavich den Club im Jahr 2003 übernommen hat, wurden £ 288 Millionen für die Spieler verpulvert.
 
3 Beispiele der Grossverdiener im Fussballgeschäft wurden zitiert:
 Didier Drogba, 28 Jahre alt, wurde im Jahr 2004 „Marseille“ für £ 24 Millionen gekauft. Wöchentlich verdient er £ 60 000.
 Michael Ballack, 29, ex Bayern München, wurde im Mai 2006 gekauft und verdient wöchentlich £ 130 000 plus einen „signing-on“ Betrag von £ 2 Millionen.
 Adriy Shevchenko, 30, ex AC Milan, erzielte, ebenfalls im Mai 2006, einen Kaufpreis von £ 30 Millionen und verdient wöchentlich £ 118 000.
 
Der 39-jährige Abramovich ist der zweitreichste Mann in England und an 11. Stelle weltweit. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde er zum Hauptaktionär der Ölfirma Sibneft, schwimmt seither im Geld und hat seine Hände in vielen anderen Schiebergeschäften.
 
Nun braucht es keinen Rechenschieber, um festzustellen, dass der Neoliberalismus alle Sportarten durchdrungen hat. Welch ein Verschleiss von Geld in einer Welt, in der die Armen immer ärmer und die Reichen immer stinkreicher werden. Wirklich, das stinkt.
 
Als Nachtrag sei noch dies vermerkt: London lockt mehr und mehr Superreiche an. Boston Consulting schätzt, dass ihrer mehr als 6000 mit einem Vermögenswert (pro Millionär/Milliardär) von über £ 20 Millionen dort leben. Ei, wie diese die Preise der Liegenschaften in die Höhe treiben! Der normale Bürger schwitzt Blut, um seine Steuern zu bezahlen … Diese Millionäre hingegen entschlüpfen den Steuern mit allen Finten und Mätzchen, dank der Beihilfe von George Brown, dem Thronfolger des Prime Ministers Tony Blair.
 
Der Kasinorummel hält an
Der amerikanische Milliardär Philip Anschutz ist ebenfalls so einer, der nie genug hat. Dank der Schützenhilfe des diskreditierten Deputy Prime Ministers John Prescott (er bestreitet dies) erhielt die Anschutz Entertainment Group die Bewilligung, ein Superkasino im „Dome Fiasko“ einzurichten. Dieser Entscheid wird jetzt angefochten. Prescott hat verschiedentlich die Gastfreundschaft von Anschutz, verbunden mit Geschenken, genossen, dies sei nebenbei bemerkt.
 
Kaum hatten die Einwohner von Chelsea erfolgreich gegen die Errichtung eines weiteren Superkasinos im ehrwürdigen „Earls Court Exhibition Centre“ protestiert und gewonnen, reicht Stanley Casinos ein neues Gesuch, mit geringfügigen Änderungen, ein. Mit Recht befürchten die Gegner eines solchen Ansinnens, dass ein solches im Londoner Zentrum gelegene Kasino viel lichtscheues Gesindel anlocken könnte.
 
Es ist wirklich bitter notwendig, dass sich die Presse solcher Missstände annimmt. Sie sollte noch viel straffer gegen solche Raffer und Prahlhänse vorgehen und blossstellen, die sich total ungerechtfertigt zur Prominenz aufschwingen.
 
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