Textatelier
BLOG vom: 15.12.2006

Blick in die Londoner Presse: Sehr wenig Erfreuliches

Autor: Emil Baschnonga, London
 
Warum finde ich nichts ausser schlechte Nachrichten? Vielleicht bin ich heute einfach gehässig, was bei weitem nicht jeden Tag vorkommt. Aus der Ausgabe vom 14. Dezember 2006 des „Evening Standards“, fische ich folgende Bedenklichkeiten heraus.
 
Schützt den Grüngürtel
Zuerst doch noch etwas Erfreuliches: Der Grüngürtel um London und Südengland soll laut der „Communities Secretary“ Ruth Kelly erhalten bleiben. Damit werden Spekulanten vorderhand davon abgehalten, ihre Zementmixer vom Stapel zu lassen.
 
Nur glaube ich, dass die grossen Ketten wie Tesco, Sainsbury, IKEA usf. ihre finanziellen Muskeln straffen und ihren Profitwillen durchsetzen werden, um Stückchen um Stückchen belebtes Land zu Einkaufswüsten zu verschandeln, so wie es bisher geschehen ist.
 
Selbst am Rand des „Wimbledon Village“ hat „Tesco“ einen hässlichen Klotz gebaut, trotz vehementer Opposition. Bleibe uns die herrliche Grünfläche des „Wimbledon Commons“ vor derartigen Raubzügen verschont!
 
Sind Väter überflüssig?
Das Kind bedürfe keines Vaters mehr, und folglich sollte diese gesetzliche Vorlage aufgehoben werden. Das betrifft besonders Kinder, die durch IVF – also künstliche Befruchtung – erzeugt worden sind. Das erleichtert allein stehenden Frauen und Lesbierinnen zu Kindern zu kommen. Dies ist vorderhand ein Gesetzesantrag innerhalb eines so genannten „White Paper“, vonseiten der britischen Regierung angebahnt.
 
Der Vater beschützt das Kind so gut wie die Mutter, wenngleich anders. In diesem Sinne ergänzen sich die Eltern und teilen sich in diese wichtige Rolle. Was wird aus solchen Kindern später, die nichts mehr vom altbewährten Wert der Familie wissen?
 
Lasst die Prinzessin Diana endlich in Frieden!
Im August 1997 verunglückte Diana tödlich im Pariser „Pont de l’Alma“-Tunnel. Jetzt erst wurde ein 900-seitiger Befund (Kostenpunkt: £ 400 Millionen) veröffentlicht, worin festgehalten wird, dass es sich um einen Autounfall gehandelt habe, vom Fahrzeugführer Henri Paul verursacht. Er fuhr unter Alkohol- und Drogeneinfluss, und das Auto wurde von einer Meute von „Paparazzi“ gejagt, kaum hatte Diana mit Dodi das Luxushotel „Ritz“ am Place Vendôme verlassen.
 
Insgesamt 5 Seiten dieser Ausgabe waren diesem tragischen Unglück – inklusive Titelseite – gewidmet. Kann damit diese Geschichte beerdigt werden? Wohl kaum, denn Dodis Vater, Mohamed Fayed, Besitzer des Harrods und Ritz, glaubt nach wie vor an eine Verschwörung der Regierung (M16) gegen das Paar.
 
Die Serienmorde an Prostituierten in und rund um Ipswich
5 Prostituierte, alle junge Frauen, wurden innert weniger Tage umgebracht. Alle waren drogenabhängig. Die Presse hat diese Schandtaten innerhalb von wenigen Tagen behandelt, und weil sie einmalig in Englands Kriminalgeschichte sind, wurden sie weltweit aufgegriffen.
 
Der Täter kannte Ipswich zweifellos eingehend mitsamt den Gewohnheiten der dort auf den Strassen arbeitenden Dirnen. Wie könnten sich diese Geschöpfe wenigstens teilweise gegen solche Untaten absichern?
 
Mein Vorschlag wäre: Sie sollten zu zweit auf den Strich gehen. Während eine ins Auto eines Mannes steigt, könnte ihre Kollegin mit ihrem Handy das Auto mitsamt Nummernschild fotografieren und diese Foto sicherheitshalber an die Polizei weiterleiten. Aber dies wäre mit einem Verdienstausfall für sie verbunden, und es würde wohl bald kein Mann mehr eine Dirne von der Strasse auflesen. Sie müssten dann ihre Drogenabhängigkeit durch Diebstähle finanzieren. Dabei würden sie jedoch viel leichter erwischt als in ihrem horizontalen Gewerbe. Statt diese Drogensüchtigen zu bestrafen, sollte sich die Fürsorge ihrer annehmen, mit entsprechender medizinischer Betreuung. So bestünde immerhin die Aussicht, dass die eine oder andere Frau sich von der Droge löst und ihr Leben geheilt weiterführen kann.
 
Mehr als 3000 lokale Postbüros werden aufgehoben
Ein Drittel der Postämter sind in England bereits verschwunden. Ich schätze das lokale Postbüro im „Wimbledon Village“, dem ein Kiosk angegliedert ist (anderswo oft auch mit einem Lebensmittel-Lädeli verbunden), besonders jetzt wieder, weil neuerdings die Tarife für Briefe und Päckchen nicht nur nach Gewicht, sondern auch nach Grösse festgelegt sind. Ich stelle dabei fest, dass in diesen kleinen Postbüros die Leute miteinander plaudern. Sie sind deswegen ein Treffpunkt, besonders für ältere Leute, die sich dort auch ihre Pension auszahlen lassen.
 
Die Postbüros ausserhalb von London werden staatlich subventioniert. Kostenpunkt: £ 150 Millionen pro Jahr. Das ist nichts, verglichen mit den Milliardenbeträgen, die sinnlos für Kriege und Kriegsmaterial usf. verpulvert werden.
 
Gerade ausserhalb von London sind ältere Leute auf diese lokalen Postbüros angewiesen, da sie meistens keine Autos haben und deshalb diese Lokalitäten kaum entbehren können. Ich verurteile die Schliessungen als ein sinnloser Abstrich an Lebensqualität!
*
Diese Zeitungsausgabe ist noch nicht ausgebeutet, doch will ich für heute nicht mehr aufgreifen.
 
Martin Brett, ein angehender Poet, muss auch einen schlechten Tag erwischt haben, als er schrieb: 
London                           London
 
I can’t park                    Ich kann nicht parkieren
I can’t fart                      Ich kann nicht furzen
My dreams of                Meine Träume von
London                          London
Are falling apart            Fallen auseinander 
Ich weiss zum Glück, dass ich morgen wieder anders denken werde.
 
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