Textatelier
BLOG vom: 09.01.2007

Planetenweg: Einen winzigen Teil unserer Galaxie erkundet

Autor: Heinz Scholz, Schopfheim D
 
Am 4. Januar 2007 erkundete ich mit 4 Wanderfreunden (Egon, Jürgen, Karl und Toni) den 6 km langen Planetenweg, der von Egerten nach Kandern D (Kreis Lörrach) führt. Der etwas längere Weg geht von Wollbach über Egerten nach Kandern (8 km). Für nicht so geübte Wanderer gibt es den verkürzten Planetenweg via Rainweg (3 km). Wir wählten die Strecke Egerten bis zum Parkplatz Roter Rain und gingen dann über den Walderlebnispfad wieder nach Egerten zurück (den Weg nach Kandern ersparten wir uns diesmal, weil dort viel auf Asphalt zu laufen ist. In Kandern gibt es auch gepflasterte Strassen; es sind jedoch Wege dabei, die asphaltiert sind). Es war für mich schon die 3. Wanderung auf diesem ausserordentlich interessanten Weg. Rüstige Wanderer, zu denen wir noch gehören, können die 6 km lange Strecke in knapp 2 Stunden bewältigen.
 
100 Milliarden Sterne
Wer diesen Weg begeht, durchwandert ein massstabgetreues Modell unseres Sonnensystems. Der Massstab beträgt 1:1 Milliarde. 1 mm in der Natur entsprechen 1000 km im Weltraum. Allen Beteiligten der Wanderung wurden die realen Grössenverhältnisse und Distanzen der Objekte in unserem Sonnensystem erst so richtig bewusst. Es sind unglaubliche Massen und Entfernungen. Unser Sonnensystem ist jedoch nur ein Klacks in der riesigen Galaxie (Milchstrasse), in der wir uns befinden. Unsere Balkenspiralgalaxie hat eine Ausdehnung von 100 000 Lichtjahren und weist 100 Milliarden Sterne auf. Unsere Sonne befindet sich 30 000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt. Und unsere Galaxie ist wiederum nur ein Teilchen im Universum. Nach neuesten Schätzungen soll es 100 Milliarden Galaxien geben.
 
Der Wanderweg beginnt mit der etwa 140 cm im Durchmesser geschaffenen Metallkugel der Sonne. Nach 58 Metern folgt der Merkur (4,9 mm im Durchmesser), dann nach weiteren 50 Metern die Venus (12,1 mm). Dann taucht die Erde mit einem Durchmesser von 12,9 mm auf. Als nächster Planet ist der Mars an der Reihe. Bis zu diesem Planeten haben wir erst 228 Meter zurückgelegt. Wir verlassen dann das „innere Planetensystem“ und streben dem „riesigen“ Jupiter mit 143 mm zu. Dann folgen Saturn, Uranus, Neptun und zu guter Letzt der „entthronte“ Pluto, der sich als 2,3 mm grosses Objekt in Kandern befindet. Wissenschaftler spekulieren, ob der Pluto (2390 km im Durchmesser) ein ausgebrochener Mond ist, der nun seine eigene Bahn um die Sonne führt.
 
Bezüglich der Reihenfolge der Planeten zur Sonne gibt es immer Probleme. Durch einen Merksatz, den man sich einprägt, kann jedermann sofort die richtige Antwort finden. Der gängigste Merksatz ist wohl derjenige: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsre neun Planeten“ (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto). Nachdem der Pluto als Planet abhanden gekommen ist, musste ein neuer Satz kreiert werden. Hier ist er: Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel.“
 
12 informative Tafeln am Wegesrand
Sehr schön und informativ sind die 12 Texttafeln entlang des Planetenwegs von Egerten nach Kandern. Die Tafeln enthalten aktuelle Informationen zum Planeten und deren Monde. Es sind auch NASA-Fotos von den Oberflächen der Planeten und Monde zu sehen. Der Weg wurde von Karl-Heinz Wiederhold aus Wollbach (Konzept, Durchführung, Texte, Grafik) und von Jürgen Reinauer, Rümmingen (Modellbau), realisiert.
 
Betrachten wir einmal die Infos auf den jeweiligen Tafeln zur Sonne und zum Jupiter.
 
5 Milliarden Jahre strahlt die Sonne noch
Die Sonne hat einen Äquatordurchmesser von 1,392 Millionen km und ist von der Erde 149 Millionen km entfernt. Die Masse entspricht 333 000 Erdmassen! Die Sonnenmasse macht fast 99,9 % der Gesamtmasse des Sonnensystems aus. Die Oberflächentemperatur beträgt 6080 °C und die Innentemperatur 16 Millionen °C. Die Sonne setzt sich aus 73 % Wasserstoff, 25 % Helium und 2 % anderen Elementen zusammen. Bisher wurden 60 Raumsonden in Richtung Sonne geschickt.
 
Unvorstellbar energiereich ist das Kraftwerk Sonne. In jeder Sekunde werden etwa 700 Millionen Tonnen Wasserstoff zu etwa 695 Millionen Tonnen Helium und 5 Millionen Tonnen Energie verbrannt. Seit ihrer Entstehung vor etwa 4,5 Milliarden Jahren hat sie bereits die Hälfte des Wasserstoffs in ihrem Kern verbraucht. Aber trösten wir uns: Die Sonne wird noch weitere 5 Milliarden Jahre strahlen. Sind alle „Vorräte“ an Wasserstoff aufgebraucht, bläht sich die Sonne auf. Ein Leben ist dann schon lange nicht mehr auf der Erde möglich. Der aufgeblähte Stern wird am Ende zusammenfallen.
 
Riesenplanet Jupiter als „Müllschlucker“
Der riesige Gasplanet Jupiter hat einen Äquatordurchmesser von 142 800 km. Er ist 778 Millionen km von der Sonne entfernt. Die Umlaufzeit um die Sonne beträgt 12 Jahre. Die Oberflächentemperatur befindet sich im Bereich von -150 °C. Der Jupiter hat eine Atmosphäre, bestehend aus 88 % Wasserstoff, 11 % Helium und 1 % Gasgemische. Bisher wurden 6 erfolgreiche Raumsonden zum Jupiter gestartet.
 
Der Jupiter hat 63 Monde (Stand Ende 2005). Der grösste Mond ist Ganymed mit einem Durchmesser von 5262 km. Ein interessanter Mond ist Io (3643 km im Durchmesser). Hier befinden sich zahlreiche aktive Vulkane. Flüssige Lava und Schwefelablagerungen prägen seine gesamte Oberfläche. Interessant ist auch der Mond Europa mit 3122 km im Durchmesser. Er birgt unter seiner viele Kilometer dicken Eiskruste einen gewaltigen Ozean aus Wasser oder zähflüssigem Eis.
 
Der Jupiter wird auch als „Müllschlucker“ oder „Beschützer der Erde“ bezeichnet. So mancher verirrte Asteroid oder Komet wurde schon vom Jupiter verschluckt. Der Riesenplanet stabilisiert auch durch sein Gewicht den Asteroidengürtel. Ohne Jupiter würde alle 100 000 Jahre ein Asteroid unsere Erde treffen und damit eventuell ein Leben unmöglich machen.
 
Eine Besonderheit hat der Jupiter zu bieten. Es ist der Grosse Rote Fleck, der schon vor etwa 340 Jahren durch Galileo Galilei entdeckt wurde. Es handelt sich hier um einen gewaltigen Sturm in der Jupiteratmosphäre. In diesem Fleck würde die Erde gut hineinpassen.
 
Weitere Planetenwege
Inzwischen gibt es schon eine ganze Reihe von Planetenwegen. So in Aarau (Ausgangspunkt ist die Echolinde; von hier geht es durch den Wald nach Kölliken), in Bülach (Kantonsschule Bülach bis zur Sternwarte Bülach) oder auf dem Weissenstein oberhalb von Solothurn. Vor Jahren unternahmen wir schon einmal eine Wanderung auf diesem Planetenweg.
 
Der Planetenweg von Egerten nach Kandern hat jedoch noch mehr zu bieten. Verlassen wir nun den Weg der Planeten und wenden uns den anderen Exkursionswegen zu.
 
So wurde früher Kalk gebrannt
Gegenüber den Tafeln des Planetenwegs befinden sich Infos zum Kalkofen-Erlebnispfad. Der Wanderer stösst unweigerlich auf den 12 m hohen Kalkofen, der 1929 von Emil Sütterlin errichtet wurde. Nach vielen Jahren der Nutzung lag der Ofen lange still und drohte zu zerfallen. Auf Initiative von Günter Braun erwarb der Schwarzwaldverein und die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Markgräflerland den Ofen und restaurierte ihn. Das Innere wurde zu einem Fledermausquartier ausgebaut.
 
Hinter dem Kalkofen befindet sich ein grosser Kalksteinbruch. Der Ofen wurde von oben mit Steinkohle und Kalkbrocken (Kalkstein besteht aus Calciumcarbonat) beschickt. Durch das Feuer im Inneren des Schachtes wurde das Kohlendioxid aus dem Kalk „ausgetrieben“, und zurück blieb gebrannter Kalk (Calciumoxid).
 
Übrigens gab es schon vor 11 000 Jahren in Anatolien einen Kalkofen. Der gebrannte Kalk wurde nach dem Ablöschen mit Wasser (gelöschter Kalk = Calciumhydroxid) für die Herstellung von estrichartigen Böden in Kultanlagen verwendet. Auch die Römer brannten Kalk in speziellen Öfen. So wurde ein Römischer Kalkofen aus dem 3. Jahrhundert bei Bad Münstereifel-Iversheim entdeckt. Früher wurde als Brennstoff Holz, Torf oder Kohle verwendet.
 
Heute gewinnt man den gebrannten Kalk in grossen Schachtöfen, welche von oben laufend mit einem Gemisch aus 90 % Kalkstein und 10 % Koks beschickt werden. Das Gemisch durchläuft verschiedene Temperaturzonen des Ofens. Im mittleren Bereich verbrennt der Koks und erzeugt die für die chemische Umsetzung erforderliche Temperatur von über 1000 °C. Der gebrannte Kalk wird dann über einen Drehkegel ausgetragen.
 
Der gelöschte Kalk wird heute zur Herstellung verschiedener Baustoffe verwendet. Früher strichen meine Eltern so manchen Keller mit gelöschtem Kalk. Das Material war billig und gab weisse Wände. Das Material ist auch beständig, da durch die Aufnahme von Kohlendioxid wieder Calciumcarbonat entsteht.
 
Spechtbaum und Weisstanne
Wie schon kurz erwähnt, gingen wir vom Rastplatz Roter Rain links in den Walderlebnispfad hinein. Man ist überrascht, wie abwechslungsreich dieser Erlebnispfad nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder ist. Der 3,5 km lange Weg bietet interessante Stationen, wie den Barfusspfad, den Pirschpfad, einen Infostand über den Borkenkäfer, einen Spechtbaum, und Infotafeln zu den einzelnen Baumarten und vieles mehr.
 
2 Stationen greife ich heraus und betrachte sie näher.
 
Bunt- und Schluckspechte
In einem Baumstumpf ist das Einflugloch einer Spechthöhle zu sehen. Die ausgesägte Rinde, die auf einer Seite mit Scharnieren befestigt ist, kann man aufklappen und in das Innere sehen. Auf einem Buchenstamm, dessen oberer Teil aufklappbar ist, lasen wir folgende Beschreibung: „Hier haben Sie die seltene Gelegenheit, das ‚Eigenheim’ – der Grösse nach vermutlich eines Buntspechtes – von innen zu sehen. Schauen Sie, ob der Specht zu Hause ist und ob Sie die Wohnung mit ihm tauschen wollen.“
 
Auf der anderen Seite befindet sich ein weiterer Stamm mit einem Spechtloch und die Bearbeitungsspuren des Vogels.
 
Meine Wanderfreunde machten sich über die Spechtnamen lustig. Es gibt Buntspechte, Kleinspechte und Mittelspechte, aber auch „Schluckspechte“. Und die schlucken ganz etwas anderes und haben auch ein anderes Zuhause.
 
Ist das eine Tanne oder nicht?
Über die verschiedenen Hölzer erfuhren wir einige interessante Dinge. So über die Weisstanne (Abies alba), die das Markenzeichen des Schwarzwaldes ist. Wegen der hohen Niederschläge hat diese Tanne hier das grösste Verbreitungsgebiet innerhalb Deutschlands. Früher war die Weisstanne der Weihnachtsbaum Nr. 1, heute wird sie zunehmend von Nordmannstannen und anderen Tannenarten verdrängt.
 
Ich las dann folgende wichtige Information (oft wird ja die Tanne mit der Fichte vom Laien verwechselt!): „Leicht zu erkennen ist die Tanne an ihren auf den Zweigen aufrecht stehenden Zapfen. Wer behauptet, auf dem Boden einen Tannenzapfen gefunden zu haben, lügt: Die Zapfen fallen nicht als Ganzes vom Baum, wie etwa bei der Fichte, sondern der Zapfen zerfällt am Baum, so dass nur die Zapfenspindel am Boden verbleibt.“
 
Es war also eine sehr lehrreiche und abwechslungsreiche Wanderung. Darüber hinaus tankten wir frische Luft und hatten nicht nur eine geistige Anregung, sondern auch eine sportliche Betätigung. Danach konnten wir getrost im „Pflug“ in Holzen einkehren und unseren Hunger mit einer kräftigen Mahlzeit stillen.
 
Infos im Internet:
Exzellente Infos und Fotos über unser Sonnensystem, die Milchstrasse und die Galaxien gibt es unter folgenden Internetadressen:
 
http://www.bmbf.de (Themenheft „Jenseits der Milchstrasse“)
 
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