Textatelier
BLOG vom: 15.01.2007

Kein Schall und Rauch: Angriff auf Nikotina – 1. Episode

Autor: Emil Baschnonga, London
 
Mein Verhältnis mit Nikotina hat mit ungefähr 16 Jahren beim Pfeifenrauchen begonnen. Viele Jahre bin ich der Pfeife treu geblieben, ehe ich zu Zigaretten überwechselte. Im Verlauf der Jahre hat sich mein Zigarettenkonsum sukzessive erhöht.
 
Der Doktor hat mir immer wieder angeraten, von diesem Gift zu lassen. Diesmal geht es der Nikotina an den Kragen. Bis Freitag habe ich mir eine Gnadenfrist eingeräumt und darf noch die halbe Tagesportion von Zigaretten verpuffen. Am Freitagnachmittag erhalte ich von der „Nikotin-Beraterin“ in der Apotheke einen Nasensprayer und andere Hilfsmittel, um mich von der Sucht zu befreien.
 
Indem ich jetzt diesen Text schreibe, habe ich mich öffentlich dazu bekannt, ein Nichtraucher zu werden und zu bleiben. Nichtraucher? Kann ich noch als Nichtraucher gelten, wenn ich täglich bloss 1 bis 2 Zigaretten rauche?
 
Ich muss die heimtückische Nikotina überlisten und habe mir dazu einen Schlachtplan ausgeheckt. Im Bett brauche ich dieses üble Weib Nikotina nicht. So habe ich heute eine Stunde länger geschlafen. Das ist zwar nicht meine Art, denn ich bin ein Frühaufsteher. Statt meinen Morgenkaffee trinke ich eine Tasse Tee – denn Kaffee und Zigarette gehören bei mir zusammen. Also wirble ich Nikotinas Routine durcheinander. Schon jetzt will ich während der Übergangsperiode keine Zigarette mehr hinter dem PC rauchen. Der Aschenbecher bleibt in der Küche.
 
Die Zeit kriecht langsam auf 10 Uhr: der Augenblick für die 1. Zigarette! Ich rauche sie in der Küche und entleere und versorge nachher den Aschenbecher.
 
Jetzt sitze ich wieder hinter meinem Schreibgerät. Es ist gut, dass meine Finger mit den Tasten beschäftigt sind, wenn ich die mit dem Nichtrauchen verbundenen Vorteile aufzähle:
 
● Kein Teer wird sich mehr auf meinen Zähnen ablagern.
● Ich spare viel Geld und kann somit meinen eisernen Durchhaltewillen belohnen. £ 9 pro Tag bleiben in meiner Tasche. Wie viele Tage braucht es, bis ich gratis mit meiner Frau ein verlängertes Wochenende in Paris verbringen kann? 33 Tage mit allem Drum und Dran. Ein gutes indisches Essen zu Zweit kostet 6 Nichtrauchertage.
● Der Atem geht mir nicht so rasch aus, wenn ich springe.
● Ich kann, und das ist wichtig, wie wir bald einmal den Winter hinter uns lassen, wieder Blumendüfte riechen.
● Auch die Blutzirkulation wird sich verbessern. Das Hirn wird stärker durchblutet. Und, so denke ich, kann ich besser denken und schreiben. Oder auch nicht. Vielleicht fällt der Nikotina die Rolle einer Muse zu und bringt meine Gedanken im blauen Dunst zum Gaukeln. Belasse ich diesen Vorteil vorderhand als Hypothese.
 
Nein, nicht schon wieder aufs Zifferblatt schielen! Heute regnet es nicht. Mit dem Spaten in der Hand lässt sich nicht rauchen … solange man weiter spatet und nicht innehält. Ich werde viele Schwielen kriegen.
 
Wie werde ich mich nächste Woche fühlen, wenn ich ganz abklemme? Es wäre schon ein gutes Zeichen, wenn dieses Blog seine Fortsetzung in einer 2. Episode fände.
 
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07.09.2005: Hubble-Bubble: Lasst ihnen und mir doch die Wasserpfeife!
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