BLOG vom: 17.04.2007
Neujahrsfeier beim Buddhapadipa-Tempel Wimbledon
Autor: Emil Baschnonga, London
Thailänder sind sanftmütige und liebenswürdige Menschen. Sie lachen und spassen gerne und sind sehr höflich. Dies stellte ich am Sonntag, 15. April 2007, wiederum fest, wie aus allen Richtungen die Thailänder ihren Tempel, gleich um die Ecke in Wimbledon, wo wir leben, zur Neujahrsfeier aufsuchten.
Mir ging es um die Mittagszeit am Sonntag nur darum, zum festlichen Familienschmaus von den Buden einige Mahlzeiten zu kaufen: „Green“- und „Red Curry“-Mahlzeiten, Nudeln mit Zutaten und allerlei scharfen Saucen übersprenkelt. Thailändische Kost hat sich in London eingebürgert, und wir geniessen sie hin und wieder zur Abwechslung. Empfehlenswert!
Empfehlenswert auch ist dieser prachtvolle Buddhapadipa-Tempel mit vergoldeter Kuppel und roten Säulen, 1976 auf einem grossen Grundstück mit Teich errichtet. Buddhapadipa ist eine bedeutende Lehrstätte des Buddhismus, von Mönchen in gelben Roben geleitet. Die Stufen zum Tempel sind von „Mara“ flankiert, Teufelsfiguren, auf der linken Seite eher bedrohend, auf der rechten etwas friedfertiger in die Welt guckend. Der Buddhist wird von einer teuflischen Welt empfangen, aber verlässt sie spirituell geläutert.
Auf dem Hinweg zum Tempel wurde mir ein Traktat ausgehändigt mit der Überschrift: „Rejecting the Coup d’Etat and demanding back democracy“ (Den Staatsstreich abweisen und die Demokratie zurückfordern), was beweist, dass die Buddhisten Recht haben: Die Welt ist teuflisch und voller Tücken, und selbst Thailand ist davon nicht gefeit. Ich halte der friedlichen, spirituellen Läuterung den Daumen.
Der Innenraum des Tempels ist mit Gemälden aus dem Leben Buddhas verziert. Ihrer 3 sitzen als Riesenstatuen vorne beim Schrein. Die Besucher ziehen die Schuhe aus, ehe sie den Tempel betreten. Wirklich, ich empfinde diesen von hochgewachsenen Bäumen umringten Tempel als eine Oase des Friedens. Ich bin froh, dass dieses einstige herrschaftliche Grundstück nicht von den Bauspekulanten ergattert wurde.
Die Mönche und ich nicken einander immer freundlich zu, wenn wir uns bei der Bushaltestelle begegnen, was oft geschieht. Als unsere Buben noch klein waren, hatten sie ihre besondere Freude, weil sie von ihnen besonders beachtet wurden.
Höflich lächelnd wichen mir die Thailänder aus dem Weg, als ich meinen befrachteten Korb nach Hause trug. Viele der zierlichen Thailänderinnen sind mit Engländern verheiratet. Auffallend auch, wie wohlerzogen die Kinder die Hände ihrer Eltern oder Verwandten halten. Die Familienbande halten dicht.
Kaum war das persische Neujahr vorbei, wurden wir mit dem buddhistischen Neujahr beschenkt. Viele der geschwollenen Rebenknospen der Backsteinmauer unseres Patios entlang waren schon geplatzt und zeigten ihr sich entfaltendes samtenes Blattgrün und wetteiferten mit den Pflanzen in den Töpfen, die teils schon Blüten trugen. Zuerst war es draussen wohlig warm, doch als die Temperatur emporkletterte, spannten wir bald den Sonnenschirm auseinander. Zur Feier des Tages liess Mark den Champagner-Korken so geschickt knallen, dass nur wenig vom Getränk vergeudet wurde.
„Pixy“ – also das gutmütige und stets zu neckischen Streichen aufgelegte Teufelchen aus Cornwall, hockt bei uns mit spitzen Ohren; es ist in einem Hufeisen an der Seitentüre festgenagelt. „Wem es auf der linken Hand juckt“, so meint meine Frau, „der gibt sein Geld aus, wem es hingegen auf der rechten juckt, dem kommt es in die Hand.“ Unser altes Pixy, wohl patiniert aus Bronze gegossen, hat auf der rechten Hufeisenseite seit alters her eine blanke Stelle. Der Gedanke an „Mara“ beim Tempel erinnerte mich an unser Pixy.
Als wir zum Wohl anstiessen, strich mein rechter Zeigefinger, wie es die Folklore will, wieder einmal über die blanke Stelle. Mein Wunsch galt nicht dem Geld, sondern dem Glück – schlicht und einfach auf „guten Appetit“ umgemünzt.
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