BLOG vom: 12.12.2007
Liebliche Götterspeise: Honig wirkt besser als Medikamente
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
„Richtiger Honig ist wie gute Medizin und hat die ganze Heilkraft der Natur.“
(Theodor Fontane)
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„Ich habe den Honig vielfach verwendet und stets gefunden, dass er von vorzüglicher Wirkung ist. Er löst, reinigt und stärkt.“
(Sebastian Kneipp)
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Die „liebliche Speise der Götter“, wie einst Homer den Honig pries, erlebt zurzeit eine Renaissance. Man erinnert sich wieder an das alte Heilmittel, das mit seinen antibakteriellen Substanzen sogar „Killerbakterien“ zu bekämpfen vermag. Honig findet deshalb in Form von Auflagen bei infizierten Wunden und Geschwüren wieder seine Anwendung. Damit sind jedoch noch nicht alle Therapien ausgeschöpft, wie das folgende Blog beweist.
Honig – ein Energiespender
Honig ist nicht nur ein Genuss für Leckermäuler, sondern eine leichtverdauliche, anregende Kost für gesunde und kranke Tage. Der Hauptbestandteil des Honigs ist Invertzucker, ein Gemisch aus Frucht- und Traubenzucker. Daneben finden wir im Honig noch andere Zuckerarten, Eiweiss, Aminosäuren, Enzyme, organische Säuren, Spuren von Mineralstoffen und Vitaminen, Pollen, pflanzliche Farbstoffe, Acetylcholin und antibiotische Wirkstoffe.
Honig steigert die Ausdauer. Dank seines hohen Traubenzuckergehalts kann Honig verbrauchte Energie rasch ersetzen. „Honig ist eine der effektivsten Kohlenhydrat-Quellen und kann – vor körperlicher Belastung eingenommen – zu gesteigerter Ausdauer führen“, sagt Richard Kreider, Forschungsleiter des Trainings- und Sporternährungslabors der Uni von Memphis. Honig erwies sich effektiver als Traubenzucker, Maltodextrin, Rohrzucker oder bestimmte Energiedrinks.
Honig ist ein Schlummertrunk
Wer unter Schlafstörungen leidet, sollte es einmal mit einem Schlummertrunk aus Honig und Milch (1 bis 2 Esslöffel Honig in einem Viertelliter warmer Milch auflösen) probieren. Dieses Rezept erfuhr ich von meiner Grossmutter. Andere verwenden eine Mischung aus Honig und Wasser oder alkoholfreiem Bier und Honig. Sie können aber auch Honig mit Molke oder Melissentee mischen.
Honig schützt das Blut
Wissenschaftler der Universität Illinois brachten interessante Wirkungen von Honig heraus. So reicht beispielsweise die antioxidative Wirkung aus, um Fleisch ohne Geschmacksverlust zu konservieren. Die Wirkstoffe von Honig verhindern, dass weniger gefässschädigende Stoffe gebildet werden. Ein weiteres Ergebnis: Insbesondere dunkler Honig (z. B. Tannenhonig) ist befähigt, die Oxidation des „schädlichen Cholesterins“ (LDL-Cholesterin) zu unterbinden. Das oxidierte Cholesterin wird beschuldigt an der Ausbildung einer Arteriosklerose verantwortlich zu sein.
Honig wirksam bei Lippenherpes
Sogar bei Herpes simplex der Lippen (Herpes labialis) erwies sich der Honig als effektive Arznei. Sobald sich die ersten Bläschen auf den Lippen zeigen, sollte man sofort mehrmals täglich Honig auftragen. Die weitere Ausbreitung der Herpesviren und die vermehrte Bläschenbildung werden dadurch verhindert. Innerhalb weniger Tage erfolgt eine Abheilung. Die gute Wirkung konnte ich bei meiner Familie und auch bei mir bestätigen.
In der Zeitschrift „Ernährung&Medizin“ (2006-03) wurde darauf hingewiesen, dass der Honig besser sei als Aciclovir bei Herpes. In einer Studie bekamen Patienten mit Herpes labialis und genitalis entweder Honig oder Aciclovir. Die mit Honig behandelten Patienten klagten unter weniger Schmerzen, die Krustenbildung kam eher und die gesamte Heilung erfolgte schneller. Es wurden keinerlei Nebenwirkungen registriert. Bei einigen Probanden, die Aciclovir erhielten, zeigten sich Nebenwirkungen in Form von Juckreiz.
Das Virusstatikum Aciclovir ist übrigens ein Analogon der Nukleinbase Guanin. Die lokale Anwendung einer entsprechenden Creme bei Lippenherpes ist umstritten. Also vertraue ich lieber dem preiswerten Honig.
Honig heilt Wunden
Honigauflagen bei Geschwüren empfahl schon Sebastian Kneipp. Auch meine Grossmutter und Mutter hatten immer Honig parat, um Hautrötungen und Hautverletzungen zu behandeln. Die Wunden heilten dann angeblich schneller. Heute wissen wir genau, warum Honig so wirkt. In etlichen Versuchen konnte die desinfizierende Wirkung nachgewiesen werden.
Interessant ist, was Professor Peter Molan vom Honigforschungsinstitut der Universität von Waikato in Hamilton auf Neuseeland herausgefunden hat: Der Professor, der inzwischen 60 Arbeiten zur Heilwirkung von Honig publizierte, befürwortet die Anwendung von Honig bei chronischen Wunden. Er demonstriert immer wieder seine Erfolge mit beeindruckenden Bildern.
Der Forscher konnte nachweisen, dass Honig in der Lage ist, Wundbakterien effizient zu beseitigen. Eine grosse Überraschung war, dass Honig sogar Antibiotika-resistente Staphylokokken und Enterokokken (so genannte „Killerbakterien“) abtötet. Es sind nur 1 bis 4 Prozent Honig in der Wunde nötig, um den abtötenden Effekt zu erreichen.
Honig hat nicht nur eine desinfizierende Wirkung, er ist befähigt, totes Gewebe abzubauen (dieses Gewebe hemmt die Wundheilung) und neues Gewebe aufzubauen. Eine Honiganwendung bei Wunden verhindert den unangenehmen Geruch, der oft bei chronischen Wunden auftritt.
Inzwischen sind mehrere Wirkungsmechanismen bekannt. Honig entzieht dem Gewebe Wasser, so dass sich die Bakterien nicht vermehren können, dann kommt die desinfizierende Wirkung ins Spiel. Als wirkungsvollster „Bakterienkiller“ dient das von einem Enzym produzierte Wasserstoffperoxid. Schliesslich sind die im Honig vorhandenen Pflanzenfarbstoffe (Flavonoide) und organischen Säuren an der bakterienabtötenden Wirkung beteiligt.
Inzwischen gibt es honigimprägnierte Verbände und Wundbandagen. Selbstversuche bei chronischen Wunden sollte man nicht durchführen. Denn man weiss ja nicht, ob die Wirkstoffe im Honig noch intakt sind. Durch eine Wärmebehandlung gehen nämlich etliche Stoffe kaputt.
Alfred Vogel empfahl in seinem Bestseller „Der kleine Doktor“ eine Honigsalbe (1Teelöffel Honig mit 20 bis 30 Tropfen Echinaforce-Tinktur) bei Schürfwunden, leichten Wunden, zur Auflage auf Aissen und Furunkeln. Alfred Vogel hatte auch ein probates Mittel bei Umlauf, Nagelfäule und schlecht heilenden Wunden, nämlich ein Gemisch aus Meerrettich und Bienenhonig (10 % frisch geriebener Meerrettich, Saft oder Tinktur mit Bienenhonig mischen; dann auf die betreffende Stelle auflegen.).
Wichtiger Hinweis: Die Behandlung von chronischen Wunden sollte immer durch einen Therapeuten erfolgen.
Honig bei Husten
Bei Husten und Heiserkeit hat Honig eine lindernde Wirkung. Er wirkt beruhigend auf den Hustenreiz, erleichtert die Atmung und fördert den Auswurf. Verantwortlich für diese Wirkung sind die Zuckerarten, ätherische Öle und die bakterienfeindlichen Stoffe. Entweder lässt man einen Löffel Honig auf der Zunge zergehen, oder er wird mit Kräutertee eingenommen.
Die Online-Ausgabe von „focus“ (www.focus.de) berichtete am 04.12.2007 unter der Schlagzeile „Honig wirkt besser als Medikamente“ über die Wirkung des Honigs bei Husten. Es wird auf eine Studie von Ian Paul vom Peen State College of Medicine hingewiesen, die die Hustensafthersteller nicht gern hören werden. Hustensäfte, die Dextromethorphan und Diphenhydramin enthalten, unterdrücken den Hustenreiz nicht stärker als ein Placebo. In einer weiteren Studie verglichen die Forscher die Wirkung von Dextromethorphan und Honig. Es wurden 105 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 2 und 18 Jahren in die Studie einbezogen. Das Ergebnis war verblüffend: Honig schnitt im Vergleich zu Dextromethorphan besser ab. Die Kinder husteten weniger und schliefen besser. Dies wurde durch die Eltern bestätigt.
Wenn wir früher von einem Husten bzw. Katarrh der oberen Luftwege geplagt waren, erhielten wir entweder einen Fenchelhonig oder Zwiebelsirup. Ich erinnere mich noch mit Schaudern an den Zwiebelsirup, den ich nur mit Widerwillen nahm. Nur mit Mühe konnte ich meine Mutter überzeugen, dass mir der Fenchelhonig genauso gut tat.
Zubereitung von Fenchelhonig: 1 Esslöffel Honig und 1 Tropfen Fenchelöl vermischen und teelöffelweise einnehmen.
Zubereitung von Zwiebelsirup: 500 g in Scheiben geschnittene Zwiebeln mit 500 g Honig zu einem dickflüssigen Sirup einkochen. Bei Erkältungskrankheiten stündlich einen Teelöffel voll einnehmen.
Gut wirksam sind auch Spitzwegerichsirup und Tannenhonig oder Sirup mit Fichtensprossen bei Husten und Bronchialkatarrh. Alfred Vogel bemerkte in seinen Schriften immer wieder, dass die Mittel mit Honig zusammen stärker wirken.
Gegen Risse an Händen und Füssen
Walter Hess erwähnt unter den Beiträgen der Autoren im Textatelier ganz probate Mittel bei Rissen an Händen und Füssen. Er schrieb u. a. dies: „Hände und Füsse brauchen etwas Pflege, vor allem um die Folgen der häufigen Torturen mit fettlösenden Substanzen zu mildern. Man kann sie gelegentlich abends in einem heiss angebrühten und dann möglichst warmen Bad mit Käslikraut-Zusatz (Malva sylvestris L., Drogenbezeichnung Malvae folium) 10 Minuten baden. Die Füsse und/oder Hände werden dann gut getrocknet und mit wenig flüssigem Bienenhonig gut eingerieben. Man erlebt dann anderntags, wie zart und geschmeidig die Haut an den betreffenden Stellen geworden ist.“
Kathrin Rüegg empfiehlt eine Gesichtsmaske mit Johanniskraut und Bienenhonig. Hier das Rezept: 1 kleiner Löffel Johanniskrautöl, ½ Eigelb mit je 1 kleinen Löffel Joghurt und flüssigen Bienenhonig mischen und auf das Gesicht auftragen. Nach 5 Minuten kommt ein 2. Aufstrich darüber. Nach einer halben Stunde wird demaskiert. Die Maske wird abgewaschen und die Haut mit Johanniskrautöl eingerieben.
Honig bei Arthritis und Gicht
Alfred Vogel hatte auch ein gutes Mittel bei Arthritis und Gichtschmerzen. Er empfahl eine Honig-Wallwurz-Auflage auf die schmerzenden Stellen.
Herstellung: 4 Esslöffel Honig mit 1 Teelöffel Wallwurztinktur (Beinwelltinktur) gut vermischen, dann in einer Tasse im Wasserbad erwärmen. Anschliessend wird ein drei- bis vierfach zusammengelegtes Tuch damit getränkt und auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Mit einem Aussentuch abgedeckt. Die Auflage wird am besten über Nacht belassen.
Honigmassage entschlackt und aktiviert
Heilpraktiker, Kosmetikerinnen und Masseure haben auch den Honig für Heil-Massagen entdeckt. Sie verwenden den Honig jetzt immer mehr anstelle des üblichen Massageöls. Wie die „Medical Tribune“ (www.medical-tribune.de) kürzlich berichtete, kann eine Honigmassage „die Energieverteilung im Körper regulieren und das gesunde Gleichgewicht wieder herstellen“. Keine Angst vor klebrigen Stellen. Der Honig wird nämlich ganz in die Haut einmassiert. Die spezielle Massage fördert die Durchblutung, das Gewebe wird entschlackt, die Muskulatur entspannt, die Beweglichkeit verbessert und die Reflexzonen und Meridiane aktiviert. Der Organismus erfährt eine komplette Reinigung und eine Aktivierung und Stärkung der Heilmechanismen.
Die Honigmassage wird bei Allergien, rheumatischen Erkrankungen, Magen-Darmstörungen, Pilzerkrankungen im Darm, Haut und Organen, chronischem Schnupfen und Nebenhöhlenentzündungen, Kopfschmerzen und bei Menstruationsbeschwerden empfohlen.
Fazit und Ausblick
Der Honig ist nicht nur eine leckere Speise, sondern auch ein Heilmittel. Das erkannten schon Sebastian Kneipp, Alfred Vogel und andere Naturheiler. Es ist erfreulich, wenn jetzt immer wieder die altbewährten Heilwirkungen des Honigs durch Studien bestätigt werden. Der Honig ist in der Tat ein natürliches, nebenwirkungsfreies Heilmittel bei vielen Beschwerden und Erkrankungen. Das wird so manchem Pharmahersteller zwar gar nicht gefallen.
Nicht nur der Honig, sondern auch die Bienen geraten immer wieder in den Blickpunkt der Forscher. Das Neueste: Sie nehmen das Leben der Honigbienen im Bienenstock unter die Lupe. Die Mediziner wollen endlich wissen, warum ansteckende Krankheiten bei Bienen in den Stöcken kaum Chancen haben. In Zeiten der Resistenzen von krankhaften Bakterien auf Antibiotika ist dies ein wichtiges Forschungsgebiet. Wir können uns also auf weitere Überraschungen aus der Welt der Bienen gefasst machen.
Literatur
Scholz, Heinz: „Richtig gut einkaufen“ (Die moderne Lebensmittelkunde für den Alltag, mit einem Kapitel über den Honig), Verlag Textatelier.com, Biberstein 2005.
Scholz, Heinz; Hiepe, Frank: „Arnika und Frauenwohl“ (Heilpflanzen aus Baden-Württemberg, dem Elsass und der Nordschweiz), Ipa Verlag, Vaihingen 2002.
Vogel, Alfred: „Der kleine Doktor“, 68. Auflage, Verlag A. Vogel, Teufen.
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