BLOG vom: 02.06.2008
Warum Verschwörungstheorien besonders glaubwürdig sind
Autor: Walter Hess, Biberstein CH (Textatelier.com)
Wenn immer eine Meldung auftaucht, die nicht ins offiziell akzeptierte Informationskonzept passt, wird sie als „Verschwörungstheorie“ abgestempelt und damit in jenes Reich verwiesen, in dem eine lügenhafte bis kriminelle Fantasie ihr Unwesen treibt. Solche „Verschwörungstheorien“ sind z. B., die US-Mächtigen hätten die Angriffe auf die WTC-Türme in New York und aufs Pentagon zugelassen oder gar selber inszeniert. Eine andere bezeichnet die riesige HAARP-Anlage in Alaska, die dem US-Militär untersteht, als Objekt zur weltweiten Gedankenkontrolle und Gehirnmanipulation. Und auch Israels im Geheimen mit US-Hilfe aufgebaute Atombewaffnung fiel darunter; wer etwas anderes sagte, wurde eingesperrt.
Nicht als Verschwörungstheorie bezeichnet wurden demgegenüber seinerzeit die Meldungen über das Atomwaffenarsenal des Irak unter Saddam Hussein, eine der Voraussetzungen zum Angriff auf das erdölreiche Land durch die Amerikaner. Dieser Schwindel ist längst aufgeflogen. Dass die meisten Medienmeldungen von PR- und Werbeagenturen stammen, ist inzwischen bekannt, und wer das bestreiten wollte, würde sich lächerlich machen. Also kommen viele tatsächliche Verschwörungstheorien gerade von dieser Seite, etwa zur Ankurbelung des Geschäfts. Unglaubliche Gefahrenpotenziale werden frei erfunden, wenn damit (etwa zur Belebung des Impfgeschäfts) Umsatzsteigerungen herbeigeführt werden müssen. Es sind Imitationen der zielgerichtet gesteuerten Angstmacherei, welche der katholischen Kirche zu einem unermesslichen Reichtum verholfen hat. Dazu dienten vorab die Verschwörungstheorien, wonach Sünder im Fegefeuer oder – wirksamer noch – in der Hölle bis in alle Ewigkeit dahinschmoren müssen. Amen.
Und wenn dann eine Kampagne, die medial enormen Zuspruch fand und nicht kritisch hinterfragt wurde, auffliegt, sind so viele neue Aktionen zur globalen Publikumsverschaukelung im Gange, dass Zeit, Kräfte und Willen nicht mehr ausreichen, sich darüber Gedanken zu machen, weshalb zumindest der verblödete Anteil des Publikums so willfährig auf jeden Schwindel hereinfällt.
So wird zurzeit nur am Rande oder gar nicht zur Kenntnis genommen, dass der frühere amerikanische Präsidentensprecher Scott McClellan den Vorwurf erhoben hat, Präsident George W. Bush habe im Vorfeld des Irak-Krieges die öffentliche Meinung manipuliert und sei mit der Zeit ein Opfer seiner eigenen Täuschung geworden. Natürlich weiss jedermann, dass die USA die Welt bestehlen und belügen, dass sich Sterne und Streifen biegen, wenn immer es der Machtausdehnung und dem Geschäft dient. Erstaunlich ist nur, dass die meisten Medien all die Verdrehungen und Erfindungen aus dem Land der unbegrenzten Kriminalität und des bodenlosen Unsinns für bare Münze verkaufen, die schweizerischen eingeschlossen. Ja, es wird sogar noch aktive Werbung für alles gemacht, das den USA und ihren Geschäften dient. Das erfüllt vielfach den Tatbestand einer Mithilfe zum Verbrechen.
Was McClellan in seinen dieser Tage erscheinenden Memoiren dem US-Präsidenten-Auslaufmodell Bush vorwirft, ist so neu auch wieder nicht. Erstaunlich ist bloss, dass sie von einem Insider kommen, der seinerzeit als einer der loyalsten Weggefährten des Präsidenten gegolten hatte und somit eigentlich dem letzten US-Hörigen die Augen öffnen müssten. McClellan arbeitete bereits für Bush, als dieser noch Gouverneur in Austin war. Er diente in Washington von 2003 bis 2006 als Leiter des Presseamts im Weissen Haus und war ein grosser Abwiegler kritischer Fragen und Nachfragen, mit denen Bush überfordert gewesen wäre. Jetzt legt McClellan „die Washingtoner Kultur der Irreführung“ offen dar. Er zeigt auf, wie ein von den USA gewollter „Krieg“ verkauft wurde, der Hunderttausende von Menschen umgebracht und ein ganzes Land verwüstet und eine uralte Kultur zerstört hat.
Die Methoden des irreführenden Lügens haben, wie alles was aus den USA kommt, eine weltweite Karriere gemacht und auch an der Schweizer Landesgrenzen keinen Halt eingeschoben. So hat am 30.05.2008 der ehemalige Staatsanwalt und Tessiner Ständerat Dick Marty, in dessen Aufrichtigkeit ich seit seiner ehrlichen Information über die US-Folterflüge ein grosses Vertrauen habe, dem Bundesrat vorgeworfen, nur halbe Wahrheiten über die Aktenvernichtung im Atom-Schmuggel-Fall auf Geheiss des US-Geheimdienstes CIA gesagt zu haben. Diese Aktenvernichtung im Rahmen des Atomschmuggel-Verdachts um die beiden Ostschweizer (Rheintaler) Ingenieure Tinner für Libyen sei ein „riesiger Skandal“, und halbe Wahrheiten seien oft die schlimmsten Lügen, fügte Marty bei. Ja, diese Form von Wahrheiten ist besonders weit verbreitet.
Gegen Urs und Marco Tinner läuft ein Verfahren wegen Verstosses gegen das Kriegsmaterialgesetz. Sie haben angeblich für Abdul Qader Khan, den „Vater der pakistanischen Atombombe“, gearbeitet, und Urs Tinner soll als CIA-Agent tätig gewesen sein. Wenn es zutreffen sollte, dass die Akten tatsächlich auf Befehl des CIA vernichtet wurden, wäre das ein weiteres und besonders deutliches Zeichen dafür, dass auch wir Schweizer zu jämmerlichen Adlaten der US-Krieger geworden sind, über unsere hintenherum erfolgte Einbindung in die Nato (durch die Partnership for Peace = Partnerschaft für den Frieden, die eine Kriegspartnerschaft ist) hinaus.
Ich habe diese ganz wenigen Beispiele hier nur angeführt, um das Wort Verschwörungstheorie in einem neuen Licht, ja in einem neuen Glanz erstrahlen zu lassen: Wie man sieht, gibt es Verschwörungstheorien, die zu unrecht als solche bezeichnet werden, weil man tatsächliche Begebenheiten heruntermachen und zum Schweigen bringen möchte. Auf der anderen Seite operiert der normale mediale Alltag mit Lügen, Verdrehungen und Halbwahrheiten, die als Tatsache ausgegeben werden, obschon sie alle Eigenschaften einer zielgerichteten Verschwörung zur Irreführung des Publikums verfügen. Mächtige Gruppen setzen Meldungen in die Welt, um daraus Kapital zu schlagen. So wurden etwa die US-Ramschhypotheken, die der Welt angedreht wurden, von den führenden Rating-Agenturen mit der Bestnote in Sachen Sicherheit (AAA) versehen. Kein Mensch sprach dort von einer Verschwörungstheorie – nicht einmal im Nachhinein, weil man nichts kritisieren darf, das von den USA und ihren engsten Verbündeten kommt, die einen besonderen Schutz wie CIA-Mitglieder und US-Soldaten geniessen. Sie entgehen jeder Strafverfolgung, dürfen für ihre kriminellen Aktionen niemals zur Rechenschaft gezogen werden, genau wie der Staat USA und die von ihm beherrschten Organisationen.
Dieser Stil macht sich im Rahmen der Globalisierung selbstverständlich global breit. Denn es ist wohl jedermanns Wunsch, tun und lassen zu können, was ihm beliebt, und garantiert straffrei auszugehen ist der Wunsch aller Kriminellen. Diese Entwicklung hat eine ungeheure ethische Verluderung zur Folge, wie es sie in diesen Dimensionen noch nie gegeben hat.
Für das breite Volk, sofern es sein kritisches Denken noch nicht auf dem Altar der Blindgläubigkeit abgegeben hat, bedeutet das: jede Meldung sollte daraufhin überprüft werden, ob es sich um eine Verschwörungstheorie handle, und alles, was als Verschwörungstheorie gebrandmarkt wird, sollte daraufhin untersucht werden, ob es sich nicht um eine Sache mit grossem Wahrheitsgehalt handle.
Verdrehte Welt: Wenn die Lüge zur Wahrheit und die Wahrheit zur Lüge wird, müssen wir uns im konsequenten Umdenken üben. Es lohnt sich. Im Zweifelsfall glaube ich eher an Verschwörungstheorien, die als solche bezeichnet werden. Man darf zu ihnen erfahrungsgemäss mehr Vertrauen haben.
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