BLOG vom: 18.10.2008
Als sich der Nebelvorhang vor der Creux du Van dann öffnete
Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein CH (Textatelier.com)
Wird der Absinth mit etwas Wasser verdünnt, bildet sich aus der klaren eine milchig-neblige Flüssigkeit. Wenn ich mich hier als Freund des Milchig-Nebligen bekenne, hat das mit dem berühmten Getränk aus dem Val de Travers nur sehr am Rande zu tun. Ich schätze einfach Abwechslung, liebe die vielfältigen Landschaftserscheinungen bei unterschielichen Licht- und Sichtverhältnissen. Nichts wäre trostloser als ein Dauersonnenschein, der uns von den Wetterprognostikern als Inbegriff des Guten verkauft wird; schon jedes Schäfchenwölklein wird als Störung empfunden. Die Meteorologen haben das Gefühl, ganze Völkerscharen würden an einem regnerischen Wochenende aus der Schweiz nach Südzypern fliegen, nur weil dort gerade 34 °C bei garantiertem Sonnenschein angesagt sind.
Nur einmal hätte ich in der höheren Lage gern Nebelfreiheit gehabt: Als Eva, Luigi, ein quirliger, entdeckungsfreudiger Bekannter, und ich am 10.10.2008 auf den Rand des Felsenkessels Creux du Van oberhalb des Val de Travers reisten. Wir wollten alles sehen. Selbstverständlich hatte ich die Wetterprognosen genau studiert: „Über dem Hochnebel schön“ lautete die stereotype Prognose, wobei im Verlaufe der vorangegangenen Tage die Hochnebelobergrenze von den Propheten immer höher hinauf verschoben wurde. Als sie in ihren Vorhersagen die 1200-m-Grenze geknackt hatten, erschütterte mich das nicht, zumal ja der Wandkessel bis auf eine Höhe von gut 1450 Höhenmetern hinausreicht.
Wir starteten um 07.30 Uhr im Raume Aarau. Die Anreise war mühsam. Angeblich wegen eines Unfalls kamen wir auf der A1 im Suhrental kaum voran; wir verloren etwa eine Stunde. Und es wurde 10.30 Uhr, bis wir ins vertraute Val de Travers einfuhren, ein Tal, das es mir wegen seiner ausgesprochenen Individualität angetan hat: eine Synklinale (Mulde) unter plateauartigen Höhen von wechselnder Breite. Man sollte es nicht allein zum Traversieren benutzen, obschon der Name „Travers“ das an sich nahelegt. Die Hochnebeldecke war auch hier im besten Zustand erhalten.
Die Auffahrt Richtung Soliat
In Couvet NE liessen wir uns von dem regionstypischen Dörfchen aus stattlichen Häusern und der gedrungenen reformierten Kirche mit dem stämmigen Frontturm aus Steinquadern mit Regenbogenportal nicht aus dem Konzept bringen, sondern folgten den braunen Wegweisern „Cirque du Creux-du-Van. Le Soliat“, also zum Felszirkus, wobei mit dem Zirkus im geografischen Sinn eine kreis- oder ringförmige Arena gemeint ist, die ja auch einmal hufeisenförmg sein darf.
Etwa 15 Kilometer lang ist die geteerte Strasse hinauf bis zum Parkplatz Chez les Favre (1261 m), wo der Nebel dichter noch als unten im Tal war. Ich wertete das als gutes Zeichen: Wir waren nun nicht mehr unter, sondern direkt in der Nebeldecke. Beim Parkplatz ist eine farbige Tafel, auf der die behäbigen, wie in die Erde gedrückten Bauerngehöfte der Umgebung („Les Grandes Fauconnières“, „Le Soliat“, „Les Petites Fauconnières“, „La Baronne" und „Le Grand Vy“) zeichnerisch wiedergegeben sind, begleitet von einem vierfachen „Ouvert“. Die Fermes (Gehöfte) mit ihren roten Dächern, die an stumpfwinklige Dreiecke erinnern, waren also nicht fermé (geschlossen).
Auf dem Parkplatz liessen wir den Prius stehen und wanderten zwischen Tannengruppen und herbstfarbigen Laubbäumen die etwa 2 km (40 Minuten) zur „Ferme du Soliat“ – Soliat das ist der Name eines Berggipfels bei der Creux du Van (Gemeinde Montalchez NE). Die zuerst geteerte, dann in den Naturzustand übergehende Strasse führt an einer Weide mit fuchsbraunen und dunkelbraunen Freibergerpferden vorbei. Die Bäume sind bis auf etwa 2 m Höhe unten von Zweigliebhabern abgefressen worden; mit ihrem Pagenschnitt scheinen sie direkt vom Coiffeur zu kommen.
In der Ferme du Soliat
Der zum Dichten verleitende Nebel war bei der Ferme du Soliat (1382 m) in CH-2108 Couvet besonders dicht, und der hier soeben eingetroffene Pöstler riet uns, unter solchen Vorbedingungen nicht an den Kretenrand zu gehen, der nur etwa 200 m entfernt liegt. Statt uns demoralisieren zu lassen, kehrten wir hier ein, zumal es ohnehin genau Mittag war.
Die Ferme, geführt von Maximilien Sandoz, fällt durch einen urtümlichen Alphüttenstil auf. Unten sind eine einfache Küche, eine Theke mit Wein- und Spirituosenauslagen, dahinter ein Korb mit Holzofenbroten. An der Diele baumelten Saucissons, deren Krümmung vom Felskessel inspiriert zu sein schien, neben einem Gestell mit Jurahonig (Miel du Jura) und einer Speisekarte mit Fondues in allen Variationen. Für uns blieb nur das Gratin Dauphinois mit Bohnen und Schinken (22 CHF), wobei Eva auf den Schinken richtigerweise verzichtete (18 CHF).
Eine steile Holztreppe führt in zu 2 Essräumen umfunktionierten Heuboden hinauf, wo sich die Bänke füllten. Die Holzwände sind mit Fotos verklebt und mit Erinnerungsschnitzereien versehen. Ein kleines Plakat bittet, nicht auch gerade noch die Holztische mit Schnitzereien zu verunstalten („Prière de ne pas graver sur les tables“). Ich fühlte mich dadurch in meiner persönlichen Freiheit keineswegs eingeschränkt, da ich ohnehin kein Schnitzmesser mitgenommen hatte.
Bei der Bestellung hatte ich meinen Prénom (Vorname) angeben müssen: Walter. Das ermöglichte einem jungen, sportlichen Kellner, den Gästen die richtige Speise vorzusetzen. Er erschien bald darauf im oberen Stockwerk, rief „Woolter“ in den Raum, und ich gab ein Handzeichen. Er stellte vor uns farbige Salatteller auf, die wir weder bestellt, noch erwartet hatten, die wir aber freudig in Empfang nahmen. Dafür fehlten dann auf dem Teller mit dem Gratin und dem Schinken die Bohnen. Die Kartoffelportion, oben mit vielversprechend angebräuntem Käsebelag, war üppig, die 3 Schinkentranchen für meinen Bedarf des Guten zu viel, und ich trat eine Scheibe gleich an Luigi ab. Diese Spendefreudigkeit sollte ich nicht bereuen, denn die Schinkenscheiben waren offenbar einfach in heissem Wasser aufgewärmt worden – unter entsprechende Geschmackseinbusse. Das Gratin dauphinois war etwas säuerlich, wahrscheinlich ein Fertigprodukt, mit Zitronensäure stabilisert, die Sauce mehlig. Mit einem Schluck Neuenburger Weissen aus dem Raffineriestandort Cressier (15.50 CHF der halbe Liter) retteten wir uns über die Runden. Das Brot war altbacken, aber noch immer schmackhaft. Luigi: „Wenn du das Brot von heute willst, musst du morgen oder übermorgen wiederkommen.“
Es mochte um 13 Uhr sein, als wir das Gasthaus verliessen und gerade noch dem Publizisten Geri Hirt aus Linn AG, seiner Frau Vreni Hirt (Gemeindeammann von Linn) und einer netten Bekannten der beiden begegneten, die von Noiraigue her über den Sentier du Single zu Fuss aufgestiegen waren, vom Leben an Bözberg-Hängen trainiert. Inzwischen war der Nebel noch dichter geworden. Man sah kaum 10 m weit. Wir zwängten uns durch einen Gatter-Zickzack und fanden eine Andeutung eines Wegs durch die Alpweide. Nach etwa 100 Schritten wollte Eva aufgeben. Sie fürchtete, man werde sich in dieser Nebelsuppe verirren und/oder in eine Schlucht fallen. Doch sie unterschätzt mein Talent zum Spurenlesen und meinen ausgeprägten Orientierungssinn immer wieder. Ein Stück weiter Richtung Abgrund kamen wir an einer Wanderwegmarkierung, auf einen Stein auf Bodenhöhe gemalt, vorbei, und Eva wusste, dass sie mit mir einmal mehr auf dem rechten Weg war. Luigi enthielt sich eines Kommentars, mag sich aber gedacht haben, wofür er denn seine Nikon-Filmkamera mitgenommen habe.
Zur „Mauer der Freundschaft“
Der Nebel lichtete sich einige Minuten später etwas, und in einem Nebelfenster war die Sonne andeutungsweise auszumachen, was meine Durchhalteparole untermauerte. Bald darauf erreichten wir die etwa 2 km lange Natursteinmauer, ein Kunstwerk, das allein schon den Weg hierhin gelohnt hätte. Organisiert von Pro Natura, haben Creux-du-Van-Freunde aus aller Welt dieses gewaltige Werk in Fronarbeit aufgebaut, wobei der ehemalige hässliche Drahtgitterzaun ersetzt werden konnte. Und es ist eine „Mauer der Freundschaft“ – das gibt es also auch, im Unterschied zur Berliner Mauer oder zur schäbigen Schandmauer, die von den Israelis zum Einsperren und Aushungern der Palästinenser errichtet worden ist.
Im Westschweizer Jura findet man oft landschaftsgestaltende Steinmauern wie diese, bei denen die oberste Steinreihe aus aufgestellten, schmalen Steinplatten besteht, einem Domino ähnlich, bei dem der Dominoeffekt verunmöglicht ist. Da fällt nichts um. Die Mauer, die den Creux du Van in gebührendem Abstand hinter dem abstürzenden Felsen begleitet, ist aus besonders schönen, verwitterten, abgerundeten und unförmigen Kalksteinen gebaut, eine Sehenswürdigkeit mit einem Muster, das sich nie wiederholt.
Eine Besonderheit dieser Mauer auf der Creux-du-Van-Krete sind die ganz schmalen Durchlässe, durch die man sich zwängen kann, wenn man nicht zu dick oder schwanger ist. Jeweils 2 flache, hohe Steine befinden sich in etwa 20 cm Distanz voneinander. Die Bodensteine waren fürchterlich glitschig, aber ein Umfallen ist in diesem Schraubstock unmöglich.
Am Kesselrand
Also durchquerten wir diese Mauer und kamen so an den Rand des berühmten Wandkessels. Die Sicht war jetzt etwas besser, so dass ein unverhofftes Abstürzen unmöglich war. Dummerweise trug ich die falschen Wanderschuhe, jene mit den abgelaufenen Sohlen, und so kam ich auf dem lehmig-seifigen Untergrund bald zu meinem ersten Sturz, bei dem es mir vor allem darum ging, die Kamera zu retten. Und tatsächlich blieben wir beide, Kamera und ich, unverletzt. Luigi eilte hilfsbereit herbei und freute sich, dass ich nicht abgestürzt war – er hätte nämlich ohnehin seine Filmkamera nicht eingeschaltet gehabt, fügte er bei. Dann wäre ja auch mein Fall in die Tiefe vollkommen sinnlos gewesen, antwortete ich zustimmend. Wir waren uns einig und forderten das Glück weiter heraus. Eva hatte sich ausserhalb der Mauer in Sicherheit gebracht, bewies aber später, bei besseren Sichtbedingungen, ihre bündnerische Berggängigkeit und Schwindelfreiheit, auch dort, wo laut einer Gedenktafel im Juli 1940 der Sappeur (frz.: Sapeur) Jean Pilloud, ein Infanterist (Zimmermann) aus Châtel St-Denis, zu Tode gestürzt war. Er hatte sich im Nebel verirrt.
Auf dem Soliat
Wir machten einen Abstecher zum Soliat-Gipfelkreuz (1463 m), das auf den italienisch-stämmigen Luigi eine gewisse Anziehungskraft auszuüben schien. Endlich lichtete sich der Nebel etwas, und vorerst konnten wir uns aufgrund einer farbigen Panorama-Zeichnung, gestiftet vom Club Jurassien und der Loterie Romande, darüber ins Bild setzen, was es von hier aus zu sehen gibt: Titlis, Sustenhorn, Wetterhorn, Jungfrau-Massiv, Breithorn, Rinderhorn, Wildstrubel, Mischabel, Weisshorn, Oldenhorn, Diablerets, Dents de Morcles, Dent du Midi, Mont Blanc, Dent d’Oche bis zu Les Voirons, um nur eine Auswahl zu nennen.
Das mit Einzelbäumen und kleinen Wäldern durchsetzte Weideland mit dem verblühten Gelben Enzian und einer Vielfalt von mehr oder weniger seltenen Alpenpflanzen wie Arnika, Silberwurz, Soldanelle, Alpenanemone, Streinbrecharten, Läusekraut und Moosorchis, das im Süden an den Creux du Van anschliesst, war plötzlich nebelfrei. Nur im Kessel, diesem unvermittelbaren Anriss in der Seekette des Juras, hielt sich das undurchsichtige Grau standhaft. Wie in einem leicht köchelnden Riesentopf schien es sich darin zu drehen, und wenn oben etwas Nebel weggeblasen wurde, schien von unten neuer aufzusteigen. Ich erklärte mir das so, dass es in diesem Kessel nicht etwa warm, sondern im Gegenteil wegen des darin lagernden Permafrosts ausgesprochen kalt war. Ich erinnerte mich an unsere Wanderung vom 15. November 2006 im unteren Teil des Creux du Van von der Ferme Robert (im Eigentum des Kantons Neuenburg) aus bis zur „Fontaine Froide“, der kalten Quelle, die ganzjährig 4 °C kaltes Wasser liefert. Damals hatten wir die Felswände nur von unten gesehen, da uns die Zeit für den kompletten Aufstieg fehlte.
Mit Alpensteinböcken auf Du
Ganz am Rand der Felsen, die nun zunehmend besser sichtbar wurden, lagerte eine ganze Alpensteinbock-Kolonie mit teilweise beeindruckenden Hörnern (gekrümmte Hüllen), die ständig weiter wachsen. Sie wussten nicht, dass in diesem Gebiet 1757 von Daniel Robert der letzte Bär im Nahkampf erlegt wurde (wie bei der Ferme Robert neben Bärentatzen zu lesen ist), kennen also in diesem heutigen Naturschutzgebiet die Jägerei nicht. Hier hatte schon 1870 der Naturfreund Louis Guillaume einen Streifen Land erworben und darauf ein Jagdverbot erlassen. 1882 erwarb der Club Jurassien ebenfalls ein Stück Land und erklärte es zu einem privaten Naturschutzgebiet. Heute sind, nach mehrmaligen Erweiterungen, etwa 15 Quadratkilometer vor den Jägern geschützt (bis zur Areuseschlucht bei Chambrelien); zu einem neuenburgischen Naturschutzgebiet wurde es erst 1960.
Damit sich das Wild nicht zu sehr vermehrt und die Vegetation aus dem Gleichgewicht bringt, wurden 1974 und 1975 je 1 Paar Luchse aus den Karpaten ausgesetzt, die früher hier ohnehin heimisch waren. Und so liessen sich die Steinböcke in ihrem Frieden an diesem Ort der Kraft beim Wiederkäuen nicht stören. Sie wollten vor dem hereinbrechenden Winter nicht unnötig Fettreserven abbauen und gestatteten uns Touristen, ganz in die Nähe zu kommen. Sie posierten für uns, eine wirkliche Attraktion; ihre Kletterkünste aber führten sie nicht vor.
Tatsächlich haben alle Steinböcke eine geringe Scheu vor den Menschen, was ihnen besonders im Kanton Graubünden schon früh zum Verhängnis geworden ist; schon um 1650 war dort das letzte Exemplar dem unbändigen Jagdtrieb zum Opfer gefallen; heute leben sie wieder im Nationalpark. Die Zahl der in den Schweizer Alpen lebenden Steinböcke wird heute auf etwa 13 000 geschätzt.
Der Creux du Van
Und während wir uns aus erster Hand in Zoologie weiterbildeten, traten die Felswände immer deutlicher hervor, als ob der Dunst weggezaubert worden sei. Es war wie am oberen Rand eines gigantischen Amphitheaters, dessen Vorhang langsam geöffnet wurde und den Blick auf die gesamte Kulisse frei gab. Der Vergleich hinkt zwar, was das Vorhandensein eines Vorhangs anbelangt – aber umso eindrücklicher war das Schauspiel hier. Plötzlich standen die wie riesige, gefrorene Wasserfälle im Halbrund da, dem Namen Creux (= hohl) du Van (= Wanne, Transportgefäss) mit einem Durchmesser von rund 1,2 km alle Ehren erweisend. Am Fuss des etwa 160 m hohen Felsens (die gesamte Kesseltiefe beträgt etwa 500 m) wurde der abgeschrägte Schuttkegel mit den sich herbstlich färbenden Mischwäldern sichtbar, wie sie einst die ganze Talschaft bedeckten, und es öffnete sich der Blick bis zu den Hügeln der Franche-Comté.
Das geologische Wunder Creux du Van haben angeblich schon der mittelalterliche Naturheiler Paracelsus, der Philosoph Jean-Jacques Rousseau und die Naturforscher Conrad Gessner und Albrecht von Haller besucht. Denn was hier mit den vor 150 Millionen Jahren abgelagerten Kalkschichten passierte, ist wirklich einzigartig, sensationell. Der Kessel soll, so die gängige Lehrmeinung, durch die kalklösende Kraft des Wassers entstanden sein, wobei auch lokale Gletscher formgebend mitwirkten, auf die eine Serie von Endmoränen, die nach verschiedenen Rückzugsstadien zum Vorschein kamen, hinweist.
Die Bilder nahmen wir tief in uns auf – sie sind nicht mehr auszulöschen. Wir kehrten auf dem gleichen Weg, um die ganze Krete noch einmal zu erleben, zu unserem Parkplatz zurück. Auch ein südseitiger Rundgang (Le Grand Vy‒Creux de l’Eau‒La Baronne‒Punkt 1346) wäre möglich gewesen.
Couvet
Wir glitten nach Couvet hinunter, die Autobatterien füllend. Ich hatte vorgesehen, im 1778 errichteten Hôtel de l’Aigle zu Mittag zu essen; doch war unser Programm zeitlich über den Haufen geworfen worden. Wir hielten bei der Place des Halles an, an der mächtige Herrenhäuser stehen. Der auffälligste Koloss ist ein hellgelber, schön restaurierter Bau mit den grünen Fensterläden, dessen Traufseite zum Platz gerichtet ist und der 1737 für Jean-François Jeanjaquet erbaut wurde. Davor steht ein frühklassizistischer Brunnen mit oktogonalem Becken und von einer Kugel bekrönten Säule, dessen Wasser aber nicht trinkbar ist. Couvert gilt als der Geburtsort des Absinth; hier nahm 1800 die erste Fabrik ihre Produktion der „grünen Fee“ auf.
Wir aber tranken im bescheidenen Tea-Room J. Vaucher an diesem Markthallenplatz, der eine Strassenkreuzung ist, einen wohlschmeckenden Kaffee und assen Aprikosen- und Zwetschgenwähe – zu höchst bescheidenen Preisen übrigens (3.10 der Kaffee, 2.50 CHF ein Stück Wähe). Die Wirtin gab allen noch ein Glas Wasser dazu. In der Metzgerei (Boucherie) Sàrl Bohren auf der gegenüberliegenden Strassenseite, in der es lauter Hausspezialitäten gibt, deckten wir uns mit Saucissons sowie anderen Würsten und einer wirklich delikaten, in ein feines Schweinenetz (Fettgewebe aus dem Bauchfell, französisch: crépine) verpackte Leberterrine ein, vom Wunsch beseelt, ein Stück von dieser herrlichen Gegend heim zu nehmen.
Wir zehren noch immer davon.
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