Textatelier
BLOG vom: 14.10.2009

Es ist Wildsaison: Das Rehkitz unterwegs in den Kochtopf

Autorin: Lislott Pfaff, Schrifstellerin, Liestal BL/CH
 
Ich schreibe dies als Reaktion auf einen Artikel in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 05.10.09: „Hiesiges Wild macht sich rar.“. Darinist festgehalten, dass jedes Jahr rund 5500 Tonnen Wildfleisch in Schweizer Kochtöpfen landet (pro Kopf etwa 700 g). Davon werden 4500 t importiert, zum Beispiel Hirschfleisch aus Neuseeland, wo es in riesigen Farmen gezüchtet wird. Eine Foto zeigt 2 Jäger, die ein erlegtes Reh kopfunter an den Füssen aus dem Wald tragen.
 
Tod eines Rehkitzes
Ich war ein Rehkitz – eines von 10'300*) Rehkindern, die letztes Jahr in Eurem Land „Ÿ es heisst Schweiz  ‒ erschossen wurden. Zuerst kam eine grosse Hundemeute in den Wald und hat schrecklich laut gebellt. Als sie mich sahen, haben sie mich verfolgt, und ich bin gerannt und gerannt, in grosser Angst, bis ich nicht mehr konnte. Dann kam ein Mann und gab einen lauten Knall von sich, ich spürte einen grossen Schmerz und fiel zu Boden, wollte wieder aufstehen, aber ich konnte nicht, dann rann Blut aus meinem Maul … Meine Mutter ist neben mir stehen geblieben und hat geweint; dann wurde auch sie mit einem Knall zu Boden geworfen. Als wir beide tot waren, haben mich 2 Jäger an den Füssen gepackt und mich kopfunter aus dem Wald getragen, aus dem Wald, der meine Heimat war und wo ich mich des Lebens freute.
 
Aber dafür habt Ihr Menschen Euch über mein Fleisch sehr gefreut, das fein zubereitet – Ihr nennt das Rehrücken – auf Ihren Tellern lag und mit Genuss verzehrt wurde. Ja, es ist schön, dass wir Rehe Euch Menschen so viel Freude bereiten dürfen. Nur – wäre das nicht ohne bellende Hunde und ohne schmerzhaftes Knallen möglich?
 
*) gemäss Eidgenössischer Jagdstatistik 2008
 
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