BLOG vom: 26.11.2009
Heilmittel aus dem Bienenstock: Honig, Pollen, Propolis usw.
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Als ich kürzlich das Bienenkunde-Museum in Münstertal besuchte, wurde mir wieder bewusst, welche Heilmittel die fleissige Biene liefert. Hier die wichtigsten Produkte:
Honigmassage ist eine Wohltat
In meinem Blog „Liebliche Götterspeise: Honig wirkt besser als Medikamente“ vom 12.12.2007 wies ich bereits ausführlich auf die heilsame Wirkung von Honig hin. Deshalb möchte ich die Wirkungen hier nur ganz kurz wiedergeben: Honig ist ein vorzüglicher Energiespender, aber auch ein Schlummertrunk bei Schlafstörungen (1 bis 2 Esslöffel Honig in einem Viertelliter Milch auflösen). Er schützt auch gegen Lippenherpes und heilt Wunden und hilft bei Husten.
Dann gibt es auch noch eine exzellente kosmetische Anwendung. Eine Honigmassage entschlackt und aktiviert. Inzwischen wird der Honig auch gerne von Saunagängern verwendet. Beim Honig-Aufguss reiben sich die Saunabadenden nach dem Vorschwitzen oder dem ersten Aufguss den Körper mit Honig ein. Der Honig zieht gut in die Haut ein, er wirkt hautreinigend und pflegend. Der Fachhandel bietet spezielle Honigpasten zum Einreiben an. Man kann auch nach dem Saunagang sich mit Honig einreiben. Nach einer Einwirkungszeit von 5 Minuten wird der Honig mit lauwarmem Wasser abgespült.
Honig war übrigens schon von den alten Römern als Schönheitsmittel beliebt. Bei Ausgrabungen in einem römischen Theater stiessen die Archäologen auf eine Amphore, die aus der Zeit von Kaiser Tiberius (14–37 u. Z.) stammte. Ihr hafteten Reste von Künstlerschminke an, die aus Ockererde und Bienenhonig bestand. Zu jener Zeit benutzten nicht nur Schauspieler, sondern auch die übrigen Bewohner Kosmetika aus Honig.
Honig konnte sich bis in unsere Zeit als Bestandteil von Kosmetika halten. Ja, er findet sogar häufiger denn je für pflegende Kosmetikartikel Verwendung. Das uralte Schönheitsmittel Honig ist heute Bestandteil u. a. von Gesichtsmasken (z. B. Honig-Heilerde-Maske), Schönheitsbädern (z. B. Bad mit Molke, Honig, Obstessig) und Pflegecrémes. So enthält beispielsweise eine Feuchtigkeit spendende Honig-Lotion Milch, Honig und Mandelöl.
Sie finden einige Rezept dazu unter www.langnese-honig.de (dort sind auch kulinarische Rezepte mit Honig aufgeführt).
Pollen steigert Wohlbefinden
Im Pollen sind über 100 verschiedene Stoffe enthalten. 100 Gramm Pollen enthalten so viel Eiweiss wie dieselbe Menge Rindfleisch (um 20 %). In den Pollen liegt jedoch ein erheblicher Anteil des Eiweiss als freie Aminosäuren vor. Des Weiteren finden wir im Pollen neben vielen Vitaminen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Zuckerarten, Pektine, Fett, Mineralstoffe, Spurenelemente, antibakteriell wirkende Substanzen, natürliche Farb- und Aromastoffe.
Die Einnahme des Pollens führt zu einer Verbesserung des Wohlbefindens, Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts, Steigerung körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und zu einer Appetitanregung. Der Pollen steigert die Abwehrkräfte, verbessert die Durchblutung und strafft die Haut.
Eine Pollenkur macht auch einen trägen Darm wieder flott. Prof. E. Ask-Upmark beobachtete schon in den 60er-Jahren bei regelmässiger Polleneinnahme eine Besserung der Prostataleiden. Heute kommen zur Unterstützung der normalen Funktion von Prostata und Blase Kombinationspräparate zur Anwendung.
Pollen verhindert Heuschnupfen
Spezielle Pollenmischungen werden auch zur Behandlung von Heuschnupfen eingesetzt. Die Pollen bewirken eine Hyposensibilisierung (Herabsetzung der Empfindlichkeit). Zur Hyposensibilisierung werden Pollen verwendet, deren zellulosehaltigen Pollenhüllen durch ein natürliches Verfahren „geknackt“ (aufgeschlossen) wurde. Durch dieses Verfahren werden die als Allergene wirksamen Stoffe im Darm besser freigesetzt.
Propolis bei Entzündungen
Propolis, auch Kittharz genannt, wird von Bienen produziert. Sie sammeln von Knospen und Rinden verschiedener Bäume das Harz und verarbeiten es mit ihrem Drüsensekret und Pollen zu Propolis. Sie nutzen diesen Stoff, um Zugluftöffnungen, Spalten und Fugen abzudichten, Brutzellen zu desinfizieren und Verwesungsherde einzuschliessen. Propolis dient auch zur Verstärkung der Waben.
Das aromatisch duftende Kittharz enthält mehr als 200 Substanzen, darunter 30 verschiedene ätherische Öle mit antibakterieller, antibiotischer und schmerzstillender Wirkung. Weitere Inhaltsstoffe sind Harze (55 %), Wachse (25 bis 30 %), Enzyme, Flavonoide (gelbe Farbstoffe), Vitamine, Spurenelemente, organische Säuren und Pollen (5 %). Die Propolisflavonoide wirken antioxidativ und binden freie Radikale. Einige der Flavonoide wirken antibakteriell.
Das „Schweizerische Zentrum für Bienenforschung“ Liebefeld-Bern (www.apis.admin.ch) gibt u. a. folgende Wirkungen von Propolis an:
Propolis wirkt antibakteriell gegen Hunderte verschiedener Bakterien, verstärkt die Antibiotika-Wirkung und vermindert die Bildung von Antibiotika-Resistenzen. Propolis wirkt entzündungshemmend und lokal betäubend, schmerzstillend und krampflösend.
Anwendungen einer 20 %igen Salbe: Hilfreich bei Fieberbläschen (Herpes-Viren) und Gürtelrose. Die Salbe wird hier punktuell aufgetragen. Ferner wirkt Propolis auch gegen Hautpilze. Die Salbe wird 2 Mal täglich angewandt. Nach dem Verschwinden des Pilzes muss man unbedingt 3-4 Tage die Salbe weiter auftragen.
Wer unter Mundgeruch oder unter Husten leidet, kann die Propolistinktur mit Wasser verdünnen und damit gurgeln.
Im Bienenkunde-Museum entdeckte ich ein Infoblatt über Propolis. Dieses wurde von Apothekerin Sabine Rottler von der „Schwarzwald-Apotheke“ Bad Krozingen D herausgegeben. Sie bietet in ihrer Apotheke eine 10 %ige Propolistinktur und eine 20 %ige Propolissalbe an. Sie verwendet ausschliesslich Propolis einheimischer Imker, das gereinigt und in Alkohol gelöst wird.
Sie empfiehlt die Propolistinktur vorbeugend bei Abwehrschwäche und Infektionsgefahr (3 × 10 Tropfen auf Zucker oder Brot träufeln, etwas einziehen lassen, 1-2 Minuten im Mund zergehen lassen).
Eine weitere Empfehlung: Anwendung bei Schleimbeutelentzündung (Tennisarm) und bei Verbrennungen, Stichen und Juckreiz.
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt Propolis als Homöopathikum bei nicht eitrigen Entzündungen der Schleimhäute und verschiedenen Hauterkrankungen.
Auch soll eine Propolis-Salbe, wie die Wiener Ärztin Dr. Edith Lauda berichtete, bei Akne sehr gut wirken. Sie behandelte 59 Aknepatienten mit einer Propolissalbe. Bei 57 war die Therapie erfolgreich. Die Salbe kann auch bei kleinen Pickeln hilfreich sein, denn sie wirkt desinfizierend und lindert Juckreiz und Schmerzen.
Auch hat sich die Salbe bei eingerissenen oder eingewachsenen Zehennägeln bewährt. Man gibt eine haselnussgrosse Portion Salbe auf die Zehenkuppe, massiert diese leicht ein und lässt sie einige Zeit einwirken. Danach kann man jeden Nagel mühelos schneiden. Infektionen, Rötungen und Schmerzen lassen sich vermeiden.
Achtung! Propolis kann Kontaktallergien auslösen. Deshalb empfiehlt es sich, die Salbe oder die Tinktur bei der Erstanwendung an einer kleinen Hautstelle zu testen. Bei einer möglichen Allergie entstehen Hautausschläge oder Quaddeln. Wer unter einer Pollen- oder Propolis-Allergie leidet, darf diese Produkte nicht anwenden.
Königlicher Futtersaft
Gelée Royale ist das Sekretionsprodukt des Schlunddrüsensystems der Arbeitsbienen. Der Imker gewinnt diesen Futtersaft, in dem er das Gelée aus den Brutzellen mit einer Pipette entnimmt.
Vor etlichen Jahren wurden dem Gelée Royale, dem Bienenköniginnen-Futtersaft oder Weiselsaft, wahre Wunderdinge angedichtet: Allheilmittel des Jahrhunderts, Krebsheilmittel aus der Natur, Gelée Royale verjüngt und hebt die Potenz, so oder ähnlich wurde die Wirkung des Produkts umschrieben. Es ist verständlich, dass durch solch marktschreierische, unseriöse Behauptungen ein Produkt in Misskredit gerät.
Das Produkt wurde deshalb zum Symbol für Vitalität, Leistungs- und Lebenskraft, weil die Bienenkönigin durch dieses „Futter“ binnen 5 Tagen ihr Gewicht erheblich steigert und in weiteren 11 Tagen Tausende von Eiern legt.
Vor einiger Zeit äusserten Experten in einer Fernsehsendung des WDR, dass sich an Gelée Royale die Geister scheiden. Für die einen ist es Arznei, für die anderen hat es eher einen bescheidenen Wert. Die Experten sind sich jedoch einig, dass das Produkt eine Stärkung des Immunsystems bewirkt. In der chinesischen Medizin wird das Produkt als Geriatrikum und Naturkosmetikum geschätzt.
Bienenwachs hilft bei Husten
Die meisten kennen Bienenwachs als Werkstoff. So wird das Wachs bei der Kerzenherstellung, für Ziertechniken, Wachsabgüssen, Farben und Polituren und in der Batikkunst gebraucht.
Auf Grund der antibiotischen und hautfreundlichen Wirkung wird das Bienenwachs auch für die Herstellung von medizinischen und kosmetischen Salben verwendet. Im Handel gibt es eine Bienenwachskompresse, die bei Husten und Bronchitis und zur Erkältungsvorbeugung eingesetzt wird. Sie können aber auch die Kompresse selbst herstellen, indem man einen Baumwolllappen 2 bis 3 Mal in flüssiges Bienenwachs (zwischenzeitlich immer abkühlen) taucht. Die Kompresse wird auf die Brust aufgelegt (eine 2. Kompresse kann auch zusätzlich auf den Rücken platziert werden), mit einem Zwischentuch und einem Wolltuch abgedeckt (vorher werden alle Materialen mit Wärmflaschen vorgewärmt!). „Es ist wichtig, dass die Kompresse so warmgehalten wird, dass sie auf der Haut ,klebt’. Nur so ist sie wunderbar wärmend, weich und schenkt ein Gefühl von Geborgenheit“, betont die Wickelexpertin Maya Thüler aus CH-3076 Worb. Die milde Wärme auf der Brust und die aufsteigenden Düfte des Bienenwachses beruhigen und lösen den Schleim und lindern den Hustenreiz.
Bienengift als Heilmittel
Schon die Babylonier und Ägypter kurierten rheumatische Krankheiten mit Bienengift. Entweder verrieben sie ganze Bienen und bedeckten damit die schmerzenden Stellen oder liessen die Tiere direkt stechen. Imker, die in ihrem Leben bestimmt schon mehr als einmal gestochen wurden, leiden wesentlich weniger an rheumatischen Krankheiten als Nichtimker.
Bienengift kann aber auch tödlich wirken. Dann nämlich, wenn die Menschen unter einer Bienen- oder Wespengift-Allergie leiden. Heute kann man diese Allergie durch eine spezielle Immunisierung, d. h. Unempfindlichmachung, behandeln.
Die Bienengiftsalbe des Handels (u. a. mit Benzylnicotinat, Kampfer, Capsaicin-Extrakt) wird eingesetzt bei rheumatischen Krankheiten. Es gibt aber auch homöopathische Zubereitungen mit Bienengift (Apisinum). Dieses Medikament wird verwendet bei Insektenstichen, schmerzhaften Entzündungen und ödematösen Schwellungen, Nesselausschlag, Rheuma, Ischias, Nervosität, Schlaflosigkeit, Nervenschmerzen (D2-D6).
Vorsicht ist bei einer Bienengiftallergie geboten.
Internet
Literatur
Herold, Edmund; Leibold, Gerhard: „Heilwerte aus dem Bienenvolk“, Ehrenwirth Verlag, München 1992.
Scholz, Heinz: „Naturarzneien aus dem Bienenreich“, Kneipp-Journal, 2005-05.
Scholz, Heinz: „Sanft heilen mit Naturmedizin“, Midena Verlag, Rombach/Aarau, 1990.
Thüler, Maya: „Wohltuende Wickel“, 9. Auflage 2003, Maya Thüler Verlag, CH 3076 Worb.
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