BLOG vom: 25.12.2009
Blogatelier 5: 2200 Blogs seit 2004; 5 Mio. Seitenaufrufe 2009
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
„Ich habe sehr viele interessante Blogs im Textatelier gefunden. Das ist ja eine Fundgrube! Ich habe schon Freunde damit beglückt“, schrieb Elsbeth Stoiber von ihrem Domizil auf dem Albispass (Schweiz). Das ist für den Macher des Textatelier.com, Walter Hess, und auch für die Blogger sehr erfreulich. Die zahlreichen weiteren Zuschriften, die in 88 Reaktionen auf Blogs publiziert wurden, waren erbauend, motivierend und überwiegend positiv – und das von kritischen Lesern! Diese haben gemerkt, dass die Bloggerinnen und Blogger eigenwillige und originelle Denker mit publizistisch-literarischem Anspruch sind.
Dies schätze ich
Als Blogger schätze ich die schnelle Publizierung von Blogs. Es ist mir schon mehrmals passiert, dass ich einen Blog mit einem ganz aktuellen Thema am Vormittag geschrieben habe und dieser bereits am frühen Nachmittag ins Netz gestellt wurde. Auch lässt uns Walter Hess mit der Auswahl von Themen vollkommen freie Hand. Die Länge der jeweiligen Abhandlung spielt keine Rolle. Dies erlebte ich ja schon in seiner Zeit als Chefredakteur von „Natürlich“. Es waren goldige Zeiten, da waren noch Qualität, gut recherchierte und ausführliche Abhandlungen gefragt.
Die Autoren, die für Zeitungen und Zeitschriften heute schreiben, haben dieses Vergnügen nicht. Da wird gnadenlos gekürzt oder im Voraus schon eine Anzahl von Zeichen (mit oder ohne Leerzeichen) vorgeschrieben. Redaktionen von Publikumszeitungen, die monatlich erscheinen, legen oft schon 1 Jahr im Voraus die Themen fest. Aktuelles kann man dann vergessen. In den meisten Zeitschriften werden die Texte immer kürzer und die Bilder immer grösser. Die Qualität lässt dramatisch nach.
Ausführliche Blogs dienen auch mir als wertvolle Grundlage für Publikationen in Publikumszeitschriften. Das eine oder andere kann ich dann verwerten und muss nicht wieder zeitaufwändige Literaturstudien betreiben.
Was für mich noch wichtig ist: Wenn ich ein Thema angehe, ist es mir immer eine besondere Freude, bekannte und nicht bekannte Personen kennenzulernen. So entstanden beispielsweise interessante Interviews mit Elsbeth Stoiber, Dr. Johann Georg Schnitzer und etlichen Köchen aus der Region (siehe Wirtegeschichten, 5 Folgen 2008). Es waren Themen, für die sich wohl Zeitschriftenredaktionen nicht interessiert oder keinen Platz für solche Abhandlungen gehabt hätten.
Für mich sind Blogs auch wichtige Zeitdokumente. So kann ich immer wieder nachlesen, welche Erlebnisse ich bei dieser oder einer anderen Reise erlebt habe. Ich bedaure nur, dass frühere Erlebnisse nicht in Blogs präsent und vergessen sind.
Was Blogs sind
Walter Hess schrieb im 15. Rundbrief (18.07.2005) treffende Worte zur Bloggerei (Bloggen = Tagebuchschreiben und -publizieren aus der persönlichen Perspektive):
„Blogs sind eine andere journalistische Form: Sie halten sich nicht an Distanziertheit, nicht an publizistische Regeln aus dem angelsächsischen Raum (wie das Leadsystem, dem Schreiben mit abnehmender Wichtigkeit wegen der besseren Kürzbarkeit und zur Lesevertreibung), sondern sie beschreiben das Leben wie es ist, erzählen in einer unverkünstelten Sprache. Die Befreiung von publizistischen Zwängen wirkt für die Schreiber entkrampfend und inspirierend; es verhilft dem Leser zu einer unmittelbaren Nähe zum Autor, der in der Ich-Form schreibt.“
Etwas Statistik
„Nur eine weisse ist eine gute Weihnacht“ hiess das 1. Blog, geschrieben von Walter Hess am 25.12.2004. Das war also vor 5 Jahren. Inzwischen verging kein einziger Tag (inkl. Sonn- und Feiertage) ohne mindestens 1 neues Blog. Der Gründer des Textateliers (www.textatelier.com) übermittelte mir dazu folgende beeindruckende Zahlen:
Anzahl von Blogs (Stand 24.12.2009):
Baschnonga, Emil: 472 Blogs
Eitel, Martin: 4 Blogs
Haller-Bernhard, Margrit: 4 Blogs
Hess, Walter: 1006 Blogs
Keller, Heiner: 30 Blogs
Lorenzetti-Hess, Rita: 214 Blogs
Pfaff, Lislott: 75 Blogs
Scholz, Heinz: 389 Blogs
Das längste Blog mit 65 600 Zeichen wurde am 05.09.2009 publiziert („Schweinegrippe, Schweinegrippespritzen, Impfstoffe” von Martin Eitel) – über 20 A4-Seiten. Täglich wird mindestens 1 Blog, oft werden 2 und manchmal sogar 3 Blogs ins Netz gestellt.
Zur Entwicklung der Seitenaufrufe
(die Zahlen beziehen sich auschliesslich auf den betreffenden Monat):
Januar 2005: 1867
Januar 2006: 109065
Januar 2007: 263476
Dezember 2007: 447061
Dezember 2008: 333448
November 2009: 524358
Insgesamt wurden allein zwischen dem 01.01.2009 und dem 22.12.2009 total 4 947 504 Seitenaufrufe registriert. Ein stolzer Erfolg. Ich bin überzeugt, dass das Textatelier.com weiterhin Leserfreunde gewinnen wird. Entscheidend sind die Qualität und die vollkommene publizistische Unabhängigkeit aller Autoren.
Meinungen der Blogger
Anlässlich des 5-Jahre-Jubiläums habe ich die Blogger per E-Mail dazu ermuntert, einmal ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Textatelier.com darzulegen. Hier die Antworten:
Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London: „Das Textatelier ist seit der Gründung vor 5 Jahren meine Oase – eine Insel der freien Meinungsäusserung. Ich danke Walter Hess von Herzen für die mir gebotene Heimat im gleichgesinnten Verbund von Autoren, die sich nicht bevormunden lassen.
Die vom Textatelier gebotene Themenvielfalt ist vorbildlich. Das aktuelle Zeitgeschehen wird kritisch durchleuchtet, abseits jeder Dogmatik. Wanderwege durch geistige und wirkliche Landschaften und Stätten werden dem Leser erschlossen und gangbar gemacht. Spass und Phantasie fliessen mit ein. Das Textatelier legt zudem grossen Wert auf gediegenes Deutsch.
Ich preise mich glücklich, im Textatelier geborgen zu sein. Dem Geburtstagkind wünsche ich weiterhin viel wohlverdienten Erfolg.“
Martin Eitel, Wissenschaftspublizist aus Berlin äusserte sich so: „Die Beiträge im Textatelier sind deswegen so spannend, wie sie eine interessante Mischung enthalten und neben Themen aus den Bereichen wie Gesundheit und Politik auch regionale Themen umfassen.
Der Grund, warum ich mich hin und wieder mit Beiträgen beteilige, ist einfach der, dass ich der Auffassung bin, dass – wie Prof. Fechner in seinem von Dr. Schnitzer zitierten Gutachten aus dem Jahr 1967 zutreffend ausgeführt hat – der einzelne Staatsbürger in einem demokratischen Staat gefordert ist, sich sozusagen als letzte Instanz einzumischen und Fehlentwicklungen anzusprechen, wenn staatliche Stellen und auch die Medien aufgrund Filz und Lobbyismus ihre Aufgaben nicht mehr richtig wahrnehmen.“
Rolf P. Hess, Cebu (Philippinen), zurzeit in London, ist der Bruder von Walter Hess. Er ist ein kritischer Geist, seziert jedes Blog sprachlich und inhaltlich, vor allem auch hinsichtlich von Logik und Stringenz (am Gegenlesen beteiligen sich insbesondere auch Heinz Scholz und der Berufskorrektor Hans Kurt Berner, da man eigenen Texten mit dem besten Willen nicht mit der nötigen Skepsis begegnen kann. TA). Rolf teilte mir dies mit: „Als Walter mit der Bloggerei begann, realisierten wir, dass ich in Asien dank der Zeitdifferenz von 7 (im Winter) oder 6 (im Sommer) Stunden einer der ersten Leser seiner Blogs bin, nachdem die immer genau um Mitternacht ins Netz gefüttert werden. Meine Fragen über diesen und jenen Ausdruck und der gelegentliche Hinweis auf einen Tippfehler, ganz besonders in Zitaten aus der englischen Sprache, führten zu einer Situation, wobei Walter sich plötzlich ganz auf mein Gegenlesen verliess. Wie bei allen anderen Mitarbeitern des Textateliers ist dies ein Enthusiasmus-basierter Einsatz, der Walter gestattet, seine Zeit und Energie dafür einzusetzen, sich auf die Vorbereitung von weiteren inhaltlich sehr wertvollen, kreativen Arbeiten zu konzentrieren. An seinem Geburtstag schenkte ich ihm jeweils ein Gratis-Durchlese- und Korrekturvorschlags-Abonnement für 365 oder 366 Tage. Im Gegenzug erhalte ich ausserordentlich viele wertvolle Hinweise, Erfahrungen und Anschauungen – sowie Deutsch-Lektionen −, ein besonderer Lohn für präzises und komplettes Durchlesen jedes Blogs. Ich empfehle jedem Leser, genau dasselbe zu tun. Mit den allerbesten Wünschen, Rolf Hess.“
Heiner Keller, Ökologe aus Oberzeihen AG: „Warum ich schreibe? Die Antwort ist ganz einfach: Wegen Walter Hess. Walter Hess hat es immer verstanden, Schreibende zu motivieren und ihren Texten das Persönliche und die Länge zu lassen. Er förderte meine Texte, gab ihnen durch Umstellungen und Titel mehr Struktur und verschärfte die Brisanz durch Bilder und Veröffentlichung. Dafür danke ich Walter Hess und fühle mich ihm verbunden.
Walter Hess selber kann das Schreiben nicht lassen. Seine Pensionierung tat dieser Passion nicht nur keinen Abbruch, sondern war eine Befreiung von den Einschränkungen des beruflichen Alltags. Dass die Bloggerei im Internet in dieser Zeit möglich wurde, war insofern ein glücklicher Zufall, als jetzt eine unbekannte Leserschaft an der Schaffenskraft von Walter Hess teilhaben kann. Nicht nur das Schreiben, sondern auch die Leser sind dem geborenen Reporter erhalten geblieben.
Wenn früher (bei gedruckten Produkten) die Abonnenten- und Leserzahlen für Ausrichtung und Zukunft massgebend waren, so sind es beim Textatelier nur noch die eigene Schaffenskraft und der Spassfaktor. Dass das Blogatelier bereits seit 5 Jahren täglich funktioniert, ist erstaunlich. Die 5 Jahre sind wie im Fluge vergangen. Doch für eine neu gegründete Unternehmung sind heute 5 Jahre schon sehr lange. Die meisten verschwinden in den ersten Jahren wieder genau so, wie sie gekommen sind. Nicht so das Textatelier.com. Dank Beharrlichkeit, Kontinuität, Qualität, Persönlichkeit und Google nahmen Bekanntheit und Leserschaft auf ein unüberblickbares Mass zu. Erschien Walter Hess vor 5 Jahren unter Google nach Schreinern und Medizinern gleichen Namens etwa an 10. Stelle, so füllt heute seine Persönlichkeit locker die ersten Plätze der Rangliste. Und jetzt das Erstaunliche: Alle Blogautoren des Textateliers erscheinen mit ihren Namen auch an erster Stelle. Das haben wir zum grossen Teil Walter Hess und seinem Projekt Textatelier zu verdanken.
Das Werk lobt den Meister. Ich gratuliere und wünsche weiterhin ungebrochene Kraft und Freude an der Schreiberei in die virtuelle Welt des Internets.“
Rita Lorenzetti aus Zürich-Altstetten schrieb: „Ich schreibe gern. Früher schrieb ich viele Briefe. Texte zu verfassen, ist anspruchsvoller, ermöglicht auch, ausführlicher zu erzählen, als dies in einem Gespräch möglich ist. Zudem runde ich meine Geschichten gerne ab, ähnlich einem kalligraphischen Schwung.
Walter Hess hatte mich seinerzeit angefragt, ob ich Beiträge beisteuern könnte. Diese Einladung motivierte mich. Ich bin auch nach 5 Jahren noch gerne dabei. Wir dürfen unser Wissen und unsere Erfahrungen eingenverantwortlich einbringen und entsprechend Platz beanspruchen.
Die Mitarbeit beflügelt, hält mich denkend und schreibend wach. Und die Beiträge der anderen Mitarbeitenden zeigen mir, wie verschieden unsere Standpunkte, Blickwinkel und unsere Themen sind, wie verschieden wir denken, fühlen und handeln. Wir ergänzen uns.
Das 5-jährige Blogatelier verdankt seine grosse Ausstrahlung in erster Linie der Persönlichkeit von Walter Hess. Er verfasst die meisten und in der Regel ausführliche Beiträge. Und sein Standpunkt wird geschätzt..
Ich bewundere, wie wohlwollend unsere Zusammenarbeit funktioniert. Wie sich alle, die daran beteiligt sind, entfalten können. Einmalig.“
Lislott Pfaff, Schriftstellerin aus Liestal BL/CH: „Ich bin vor allem froh, dass ich meine Texte über das Versuchstier-Unwesen und über andere Missstände im Zusammenhang mit Tieren im Textatelier publizieren kann.“
Fazit
Wie aus den Zuschriften zu ersehen ist, macht das Schreiben für das Textatelier.com allen viel Freude. Geschätzt werden insbesondere das bescheidene Auftreten von Walter Hess und die Motivation der Bloggerinnen und Blogger. Auch geizt er keinesfalls mit Lob für einen gelieferten Artikel. Das animiert zu neuen Taten, führt zu lustvollem Schreiben und zu geistigen Höhenflügen. Das ist in der Tat nicht selbstverständlich. So manches Blogatelier wäre froh, einen solchen Motivator zu haben.
Zum Schluss möchte ich ein herzliches Dankeschön an Walter Hess aussprechen. Möge seine Tatkraft noch lange bestehen bleiben. Ich freue mich schon auf weitere interessante, gut recherchierte und kritische Blogs.
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