BLOG vom: 01.04.2010
Gold glänzt intensiver denn je, die Finanzpolitiker weniger
Autor: Walter Hess, Publizist, Biberstein/AG CH (Textatelier.com)
„Die Schweiz hat in der Geschichte eine besondere Rolle gespielt: das Geld der Menschen in unsicheren Zeiten zu schützen. (Diese unsicheren Zeiten scheinen jetzt permanent zu sein.) Indem die Schweiz den Menschen Schutz gewährt, sichert sie deren finanzielle Sicherheit und persönliche Freiheit.“
Dies steht im Vorwort zur amerikanischen Ausgabe des Buchs „Gold Wars“, das auf Deutsch unter dem Titel „Die Gold-Verschwörung“ im Kopp-Verlag, D-72108 Rottenburg D, 2007 in 9. Auflage erschienen ist. Als Autor zeichnet der ehemalige Zürcher Privatbankier Ferdinand Lips, der die Währungssituation während Jahrzehnten an vorderster Front verfolgen konnte und das gegenwärtige, in Auflösung begriffene Geldsystem punktgenau als „ein Schlag ins Gesicht von Gesetz und Ordnung, der Zivilisation, des Verstandes und des guten Benehmens“ bezeichnet. Damit spielt er vor allem auf die Abschaffung des Golddevisenstandards unter US-Druck seit 1971 an. Der damalige Präsident Richard Nixon untersagte am 15.08.1971 dem US-Schatzamt den Eintausch von US-Dollars gegen Gold, um die staatliche Zahlungsunfähigkeit zu vertuschen, ein krimineller Akt gegenüber den internationalen monetären Verpflichtungen. Die USA durften sich solche Vertrauensbrüche schon damals ungestraft leisten.
Der ungelebte Golddevisenstandard: Schuldenbremse
Die Amerikaner, die sich um ihre internationale Goldeinlösungsverpflichtung herumdrückten, setzten noch eine Portion Arroganz drauf, indem sie andere Länder unter grossen öffentlichen Druck setzten, das Gold ebenfalls öffentlich anzuprangern – im Interesse des Dollars, über dessen Zerfall sich die USA eines grossen Teils ihrer Schuldenwirtschaft entledigten. Andere Zerfall-fördernde Einwirkungen waren unerwünscht.
In den USA war der Goldbesitz von 1933 (unter Präsident Franklin D. Roosevelt) bis 1974 nur in Form von Schmuck und Münzsammlungen erlaubt. Die US-Bürger wurden vom eigenen Staat bestohlen, hatten ihr Gold bis zum 01.05.1933 zum Festpreis von 20,67 Dollar pro Unze bei der Notenbank abzugeben. Anschliessend wurde die Parität auf 35 Dollar pro Unze fixiert. Bankfächer durften in dem vor Freiheiten strotzenden Land nur noch in Anwesenheit eines Finanzamt-Mitarbeiters geöffnet werden.
Wie das eigene Volk wurde auch die Schweiz von den Amerikanern gedemütigt, „weil sie die Frechheit besass, eine dem Dollar überlegene Währung zu führen“ (Lips). Die Baumeister der Neuen Weltordnung (New World Order, Globalisierung) konnten die Anziehungskraft des Schweizer Frankens nicht länger tolerieren. Ja, die Schweiz wurde mit Erfolg davon überzeugt, den grössten Teil ihres Golds zu einem miserablen Preis zu verkaufen, obschon sie doch selber darüber hätte verfügen können, und diesen Preis dadurch weiter zu drücken – inzwischen hat er sich mehr als erholt. Das breite Volk hat diese unsinnige Verschleuderung von Volksvermögen nie verstanden – aber es hatte dazu ja auch nichts zu sagen.
Die läppische Schweizer Goldpolitik
Aus einer parlamentarischen Initiative von SVP-Nationalrat Luzi Stamm, einem weitsichtigen und volksverbundenen Aargauer Politiker, vom 05.10.2007 ist die Grössenordnung der verkauften Goldmenge zu erfahren: „Eigenartig. Es wird von höchsten Politikern ‒ inklusive von Bundesräten ‒ seit Jahren erklärt, beim Nationalbankgold handle es sich um ,Volksvermögen’; es käme nicht infrage, dieses ,Familiensilber’/,Tafelsilber’ zu verkaufen. Trotzdem veräussert die Nationalbank dieses laufend. Nachdem von 2600 Tonnen die Hälfte, 1300 Tonnen, verkauft worden ist, werden zurzeit weitere 250 Tonnen veräussert.
Die Nationalbank ist unabhängig. Das soll auch so bleiben. Die Politik kann ihr deshalb keine Vorschriften machen. Als Ausweg aus diesem Dilemma - Versprechungen der Politiker einerseits, Unabhängigkeit der Nationalbank andererseits - bietet sich die folgende Möglichkeit an: Wann immer die Nationalbank Gold zu verkaufen gedenkt, ist der Bund zu verpflichten, die freiwerdenden Goldreserven aufzukaufen. Im Vergleich zum schweizerischen Bruttosozialprodukt von jährlich annähernd 500 Milliarden, zu Bundeseinnahmen von rund 50 Milliarden pro Jahr und zu rund 130 Milliarden Bundesschulden geht es beim Golderlös um kleine Summen.“
Und Stamm fügte bei: „Weil eine Krise nie ausgeschlossen werden kann und weil die psychologische Wirkung des Goldes nie zuverlässig beurteilt werden kann, sollten wir unserer Bevölkerung die Risiken eines weiteren Goldverkaufs nicht zumuten.“
Tatsächlich hatte die Nationalbank SNB am 01.05.2000, d. h. am Tag des Inkrafttretens des Bundesgesetzes über die Währung und die Zahlungsmittel, ihre Goldverkäufe aufgenommen. Sie mochte es kaum erwarten ... Es handelte sich dabei um die erste Transaktion eines Verkaufsprogramms von insgesamt 1300 Tonnen. Die Goldverkäufe verteilten sich auf die Jahre 2000 bis 2005 wie folgt: 2000: 170,8 t, 2001: 220,8 t, 2002: 281,9 t, 2003: 283,4 t, 2004: 279,0 t, 2005: 64,1 t. Der Durchschnittspreis betrug 15 604 Franken pro Kilo, also in der Umgebung historischer Tiefstwerte. Nach dem Verkauf der 1300 t Gold verfügte die SNB über einen Goldbestand von rund 1290 t.
Am 14.06.2007 kündigte die SNB, die noch nichts gelernt hatte, an, sie werde bis Ende September 2009 weitere 250 Tonnen Gold verkaufen und ihre Devisenreserven mit den entsprechenden Verkaufserlösen aufstocken. Der übrige Erlös aus dem Goldverkauf ging im Frühjahr 2005 an den Bund (1/3) und an die Kantone (2/3); der Anteil des Bundes floss dem Ausgleichsfonds der AHV zu. Wo das Gold hingekommen ist, unterliegt strengster Geheimnistuerei. Heisst die Antwort Fort Knox (US-Armee-Stützpunkt in Kentucky)? Dort ist ohnehin Schweizer Gold gelagert, das aus Sicherheitsgründen sofort in die Schweiz zurückgeschafft werden müsste, wie es die SVP verlangt. Möglicherweise ist dieses Lager bereits geplündert; darauf deutet hin, dass Ron Paul, republikanischer Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses, eine diesbezügliche Überprüfung verlangt hat. Es wäre ein Akt der Liederlichkeit, wenn die Schweiz sich solch einer Überprüfung nicht anschliessen würde und der Sache freien Lauf liesse.
Der Verkauf, der von Anfang an als Dummheit zu erkennen gewesen war, erweist sich im Nachhinein als Idiotie sondergleichen, ist der Goldpreis doch inzwischen bei etwa 38 000 CHF/kg angelangt, trotz der aktiven Preisdrückerei durch die SNB – gegen die eigenen Interessen. Zudem wurde durch die Auflösung von Reserven die Schweiz erpressbarer.
Der hirnrissige IWF-Beitritt
Das Elend mit dem schrumpfenden Goldschatz hatte damit begonnen, dass sich die Schweiz 1992 in den 1944 vor allem von den USA und Grossbritannien gegründeten Internationalen Währungsfonds (IWF) hineinzwingen liess. Dessen Ziel war die Förderung der Währungsstabilität, was ja der Goldstandard unendlich viel besser konnte. Aber dieser stand halt der unbeschränkten Papiergeldvermehrung im Wege. Bretton Woods (1944 bis 1973) als System fester Wechselkurse basierte auf dem Versprechen der USA, US-Dollars jederzeit in Gold umzutauschen. Nach dem US-Rechtsbruch war dieser Vertrag Makulatur.
Der überflüssige IWF produzierte auf seiner Suche nach einer Existenzberechtigung eine Serie von Fehlleistungen. Die Bemühungen, diese unnütze Institution abzuschaffen, scheiterten. Die miserabel beratene Schweiz opferte mit ihrem IWF-Beitritt ihre Einzigartigkeit und wirft dieser Institution obendrein noch viel Geld nach. Ihre Position als eines der grossen Finanzzentren geriet ins Wanken, wie Lips feststellte. Noch heute verfolgen der Bundesrat und die Nationalbank unverdrossen und unbelehrbar eine Politik der Internationalisierung, für die auch die in den Medien überproportional vertretenen linken Kreise Feuer und Flamme sind. Eine krankhafte Lust am Untergang.
Das Volk muss von dieser Seite eine ständige Gehirnwäsche ertragen. Nur einige mediale Randerscheinungen vertreten noch schweizerische Interessen. Die Schweiz zeigt Schwäche statt Stärke, beweist, dass sie erpressbar ist und Gauner ein leichtes Spiel haben – Auswüchse eines kurzsichtigen Denkens. Kurz nachdem das Bankgeheimnis von Bundesrat Hans-Rudolf Merz als „nicht verhandelbar“ bezeichnet worden war, begann er über den automatischen Datenaustausch mit der EU nachzudenken ... nichts mehr von den hehren Prinzipien. Merz rückte vom Bankgeheimnis-Tabu ab, und die Durchlöcherung konnte beginnen. Dann bröckelte sogar die sinnvolle Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug; die eingebetteten Schweizer Medien unterstützten den Druck aus dem Ausland und begleiteten jeden Kniefall in der Schweiz mit Jubel.
Das Gold-Symbol
Das Gold ist grösstenteils weg, das Bankgeheimnis zerbröselt. Vor bald 40 Jahren sagte der Vorsitzende der US-Notenbank FED, Alan Greenspan („Mister Bubble"), lange bevor er die US-Verschuldung anpeitschte und seine Sicht weniger vernebelt war: „Gold und wirtschaftliche Freiheit sind untrennbar. Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Konfiszierung durch Inflation zu schützen. Gold steht symbolisch als Beschützer der Eigentumsrechte (...) Die Staatsschulden sind nur ein anderes Wort für die ,heimliche’ Konfiszierung von Vermögen. Das Gold steht all dem im Wege und ist allein der Garant des Eigentums und der Eigentumsrechte.“ Heute dürfte er das nicht mehr sagen, weil es ja stimmt.
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Staatsschulden. Staatsbankrotte.
Gold und sichere Orte für die Bedrohung dessen, was viele in kleinem oder grossem Massstab erschaffen haben, wären heute nötiger denn je. Statt dazu Sorge zu tragen, werden die Eingangspforten für Wertevernichter und Diebe immer mehr geöffnet. Sie laden gerade dazu ein.
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